Zum ersten Mal wieder barfuß gehen…, das ist nicht nur für die Füße eine Wohltat.
Ich freue mich jedes Jahr auf diesen Moment: Das Gras leuchtet mir saftig grün und moosig weich entgegen und die Temperaturen sind angenehm. Endlich betreten meine Füße ohne Socken und Sandalen den Boden. Die Erde ist noch ein wenig feucht und das Gras kribbelt unter den Füßen. Es ist wunderbar, als ob ich in diesem Augenblick ganz neu die Welt betrete, barfuß eben.
Ich würde gerne öfter barfuß gehen, ganz konkret und auch im Herzen. Mir fällt ein Buchtitel einer Sammlung für Weihnachtsgeschichten ein: „Weil wir im Herzen barfuß sind.“ Zugegeben, Weihnachten passt nicht so unmittelbar in den Frühling, aber irgendwie doch. Weihnachten bedeutet, dass Gott ganz neu mit uns Menschen seine Geschichte beginnt. Er wird selbst ein Mensch, ganz klein und hilflos in einem dreckigen Stall. Gott betritt unsere Welt, barfuß eben. Und wir dürfen in seinen Schritten weitergehen.
Wenn ich barfuß unterwegs bin, muss ich genau hinschauen und fühlen, wohin ich meinen nächsten Schritt setze. Ich muss vertrauen, dass der Boden mich behutsam führt über spitze Steine und Insekten hinweg. Ich mache mich schmutzig, weil die Erde unter meinen Füßen klebt.
Für heute geht es sich wunderbar. Ach, einfach öfter mal barfuß gehen, weil Gott schließlich auch barfuß mit uns seine Geschichte begonnen hat.
Sr. Ruth Stengel