Vielleicht ist die Dreifaltigkeit gar nicht so kompliziert
Am Sonntag war Dreifaltigkeitssonntag, und in meinem Kopf wirbeln immer noch Fragezeichen. Wir feiern mit diesem Fest ein tiefes Geheimnis und das Herzstück unseres christlichen Glaubens. Der Glaube an den dreieinen Gott, der für uns Vater, Sohn und Heiliger Geist zugleich ist. Die Gebetsworte an diesem Tag versuchen in Worte zu kleiden, was im Tiefsten unsagbar bleibt – auch in mir. In der Predigt schnappe ich einen Gedanken auf. Im Wort Geheimnis steckt das Wort „heim“ oder anders ausgedrückt ein Urbedürfnis des Menschen nach „daheim sein“. Ich kann ein Geheimnis nicht verstehen, aber in ihm zuhause sein, es umgibt mich wirklich.
Mmhh, nun gut, aber viel weiter bin ich da mit meinen Fragezeichen doch nicht.
Nach dem Gottesdienst gehe ich – heim – in mein Zimmer, und mein Blick fällt auf das Mobile unter der Decke: Drei Schmetterlinge, die nie stillstehen. Wenn der rote Schmetterling sich dreht, lässt das die anderen Beiden nicht unberührt. Ich könnte stundenlang den Schwingungen der drei Schmetterlinge zuschauen. Beim Luftzug durch das Öffnen der Zimmertür gibt´s für die Drei kein Halten mehr. Jeder dreht sich um sich selbst und bringt die anderen in Schwung. Das Bild gefällt mir.
Es könnte ja sein, dass das mit der Dreifaltigkeit gar nicht so kompliziert ist, wenn ich dem Geheimnis nur in meinem Herzen die Türe öffne, wenn ich es sozusagen bei mir daheim sein lasse. Staunen genügt für den Anfang, staunen über einen Gott, der so unendlich viel Leben, Begegnung und Berührung in sich trägt, dass er es nicht für sich behalten kann. Die Fragezeichen dürfen ruhig weiterwirbeln in mir – derweil schaue ich den Schmetterlingen beim Fliegen zu.
Sr. Ruth Stengel