
Spiritueller Impuls zum Fest der seligen Placida Viel am 4. März
Pilgern bleibt angesagt. Ob auf dem berühmten Pilgerweg nach Santiago de Compostela oder auf weniger bekannten Strecken: Menschen brechen auf. Sie pilgern, um auf dem Weg Klärung, neue Orientierung, vielleicht auch Gott zu finden. „Ich bin dann mal weg“ ist ein geflügeltes Wort geworden, um ausgetretene Alltagspfade zu verlassen und Neuland buchstäblich unter die Füße zu nehmen.
„Pilgerin auf endlosen Straßen wird die Frau genannt, deren Gedenken unsere Ordensgemeinschaft am 4. März begeht. Die Rede ist von der seligen Placida Viel. In den Anfangsjahren der Ordensgemeinschaft hatte sie sich dieser angeschlossen. Nach langen Jahren an wechselnden Orten fand die damals noch junge Gemeinschaft in den Ruinen einer ehemaligen Benediktinerabtei, in der französischen Gemeinde Saint-Sauveur-le-Vicomte, ihr erstes Mutterhaus. Aufbau war angesagt.
Beherzt nahm die Gründerin, die heilige Maria Magdalena Postel, diesen in Angriff. Doch es lief nicht nach Plan. In einer Sturmnacht stürzten der Glockenturm und weitere, gerade mühsam errichtete, Bauabschnitte ein. Nicht über die Ruinen zu weinen, sondern die Trümmer wiederaufzubauen, ermutigte die Ordensgründerin ihre Schwestern. Dass dafür auch Geld nötig war, wusste sie. Schwester Placida wurde diejenige, die sich auf Bittgänge begab. „Fundraiserin“ würden wir sie heute nennen.
Mit der Postkutsche nach Heilbad Heiligenstadt
Zehn Jahre war Schwester Placida unterwegs, um bei Einflussreichen ihrer Zeit um Spenden anzuklopfen. Auch als sie 1846, nach dem Tod Maria Magdalena Postels, deren Nachfolgerin als zweite Generaloberin wurde, setzte sie ihre Reisen fort. Bis nach Potsdam und Österreich ist Placida Viel gekommen. Mit der Postkutsche reiste sie nach Heilbad Heiligenstadt. Dort gründete sie 1862 die erste Niederlassung auf deutschem Boden.
Der seligen Placida ging es bei ihren Wegen, häufig zu Fuß, nicht um Sinn- und Orientierungssuche. Wer sich jedoch mit ihrer Persönlichkeit befasst, ahnt, wie sie die Wege auf endlosen Straßen geformt haben. Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden, haben sie ihre Wege gelehrt.
Einmal zum Beispiel hätte eine kleine Abänderung an einem Bittschreiben der Gründerin einen großen finanziellen Vorteil bedeutet. Placida Viel lehnte den Vorschlag als unredlich ab: „Ich möchte vor allem in den Himmel kommen“, entgegnete die Ordensfrau, ebenso klar wie knapp und entschieden.
Knapp sind auch die Worte, die wie verdichtete Weg- und Gotteserfahrungen anmuten. „Gott sorgt“. Oder: „Die Hand Gottes leitet mich. Gott ist da. Das genügt.“ Manche Pilgernde heute bezeugen, dass ihre Wege sie auch in eine neue oder lebendigere Gottesbeziehung geführt haben. In der seligen Placida können sie und wir alle auf je eigenen Pilgerwegen einer schwesterlichen Weggefährtin begegnen.
Sr. Klara Maria Breuer smmp