Impuls zum Namenstag der seligen Schwester Martha le Bouteiller am 18. März
„Ganz bei Gott und ganz bei den Menschen, Schwester Martha, bitte für uns.“ So textete Schwester Maria Andrea Stratmann den Refrain eines Liedes aus Anlass der Seligsprechung Schwester Marthas im Jahr 1990. Mit einer eingängigen Melodie unterlegt, gehen die Worte leicht über die Lippen. Doch, so frage ich mich, wie viele innere Wege hat Martha Le Bouteiller zurückgelegt, um „ganz bei Gott und ganz bei den Menschen“ zu sein?
Ganz. Das Wort setzt sich in mir fest. Liegt nicht im Menschen eine tiefe Sehnsucht, in seine Ganzheit zu finden? Ganz, auch bei sich selbst?
„Wandle vor mir und sei ganz“ (Genesis 17,1), so trägt Gott Abraham auf, bevor er seinen Bund mit ihm schließt. Ist es nicht lebenslange Aufgabe, die eigenen Gaben zu entfalten, Schattenseiten zu integrieren und in die einmalige Persönlichkeit zu reifen? Der Beziehung zu Gott, so ich ihn als Du in meinem Leben anerkenne, zu mir selbst und zum Mitmenschen Gestalt zu geben? Dazu gehört auch: mich mit nicht Erreichtem zu versöhnen.
Schwester Marthas ursprünglicher Wunsch, als sie 25jährig im Jahr 1842 in die Ordensgemeinschaft in Saint-Sauveur-le-Vicomte eintrat, war es, Lehrerin zu werden. So wie ihr Vorbild, die begnadete Lehrerin Schwester Farcy in der Dorfschule, die sie besucht hatte.
Schwester Marthas Platz wurde jedoch der Vorratskeller des ersten Mutterhauses. Ihr oblag die Verantwortung für die Angestellten der Abtei. Herstellung und Verteilung des normannischen Apfelweins prägten 28 Jahre lang ihren Alltag.
Geprägt von Gottvertrauen
Schwester Martha nahm ihre Aufgabe an und integrierte sie in ihr Wesen. Mit der Gründerin, Maria Magdalena Postel, und der zweiten Generaloberin, Schwester Placida, verband sie eine innere Übereinstimmung. Die drei Frauen waren geprägt von Gottvertrauen. Ihr Leben war ausgespannt zwischen Kontemplation und Aktion, Gebet und Arbeit.
Tief muss Schwester Martha das Wesen Gottes, von dem es heißt, dass er die Liebe ist, in sich aufgenommen haben. Sie war eine Hörende, wurde eine Ratende. Eine weise Frau, eine wegweisende Frau.
Aus der Stille schöpfend, war sie ihren Nächsten, Schwestern wie Angestellten, mit ihrer Fürsorge nahe. Mir zeigt Schwester Martha, wie ein Mensch, abseits des Rampenlichts, im Verborgenen in seine Ganzheit hinein zu reifen vermag. Und weit über das irdische Leben hinaus zum Vorbild und Segen für viele wird.
„Ganz bei Gott und ganz bei den Menschen, Schwester Martha, bitte für uns.“
Schwester Klara Maria Breuer SMMP