
Gedanken zum Placidatag am 4. März von Schwester Klara Maria Breuer
„Man muss die Feste feiern, wie sie kommen“, pflegen wir zu sagen. In diesen Wochen und Monaten ist es jedoch so etwas mit dem Feiern. Manch runder Geburtstag, manches Jubiläum, gar manche Hochzeit lässt die Corona-Pandemie nur im engsten Kreis stattfinden. Alljährlich am 4. März unterbrechen wir Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel die österliche Bußzeit für ein Fest. Wir gedenken der zweiten Generaloberin der Ordensgemeinschaft, der Seligen Placida Viel.
1815 wird sie in einem kleinen Dorf in der Normandie geboren, in einer Zeit, in der die Folgen der Revolution und der napoleonischen Kriege dem Land zusetzten. 1833 trat Placida Viel in die junge Gemeinschaft der „Armen Töchter der Barmherzigkeit“ ein. Noch lebten die Schwestern in den Ruinen der ehemaligen Benediktinerabtei Saint-Sauveur-le-Vicomte. Früh übertrug die Gründerin, Maria Magdalena Postel, Schwester Placida Verantwortung als Ausbildungsleiterin des Noviziats, ernannte sie zur ersten Assistentin.
Eine prägende Zeit wurden fast zehn Jahre, die Schwester Placida als „Pilgerin auf endlosen Straßen“ mehr unterwegs als im Mutterhaus der Gemeinschaft war. Ihr Auftrag: Gelder für den Aufbau der zerstörten Abtei zu erbetteln. Bis nach Potsdam führten sie ihre Wege. Wer so unterwegs ist wie sie, den Wettern ausgesetzt, angewiesen auf die Hilfe guter Menschen, wird – denke ich – wesentlich. Auch ihre Weite des Herzens und Geistes, ihr Mut, neue Wege zu wagen, werden durch Erfahrungen unterwegs geprägt worden sein.
„Mutter der Kinder, Armen und Kranken“
Eine Brückenbauerin ist Schwester Placida geworden. Im Bergkloster in Heiligenstadt ist noch die Schwelle erhalten, über die sie bei ihrem dortigen Besuch geschritten ist. Vier Lehrerinnen nahm sie 1862 in Heiligenstadt auf, Beginn des deutschen Zweigs der Ordensgemeinschaft. 1870/71, im deutsch-französischen Krieg, die Abtei als Lazarett umgewandelt, machte Mutter Placida keinen Unterschied zwischen deutschen und französischen Soldaten. Politischen Grenzen und wechselseitiger feindlicher Gesinnung setzte sie ihre grenzenlose Liebe entgegen. Als Schwester Placida am 4. März 1877 – einem Sonntag – starb, verbreitete sich die Nachricht mit den Worten: „Die Heilige ist tot, die Mutter der Kinder, der Armen und Kranken“.
„Man muss die Feste feiern, wie sie kommen“. Das Fest der seligen Placida Viel ist, so finde ich, des Feierns wert, um das Zeugnis dieser Persönlichkeit zu erinnern. Nicht zuletzt: Um Haltungen zu erspüren, die ihr Leben, ihre Sendung und den Weg der Ordensgemeinschaft formten sowie daraus Orientierung zu gewinnen.
Ist nicht dies auch in unseren Tagen so notwendig? Brücken zu bauen, Grenzen zu überschreiten, auch die des vermeintlichen „Es geht nicht“, sich mutig aufzumachen, dem Du Gottes zu vertrauen, das Herz für die Nöte von Menschen unserer Tage zu öffnen – und so in die große Geschichte Hoffnungsfäden einzuweben.
Schwester Klara Maria Breuer SMMP