Spiritueller Impuls zum dritten Adventssonntag von Sr. Klara Maria Breuer
Leise kommen die Adventsbotinnen und Boten die Treppenstufen hinunter, in unsere Essens- und Anlaufstelle für Menschen in sozialen Notlagen. In ihren Händen tragen sie Taschen und darin Kaffee, Süßigkeiten, Handtücher oder warme Kleidung. Auch Weihnachtspäckchen für unsere Gäste bringen sie vorbei. „Was können Sie brauchen“, fragen sie.
Manche haben sich auch selbst schon viele Gedanken gemacht, was nötig ist, wenn Mann oder Frau auf der Straße lebt oder das Geld knapp ist. Manchmal ist die Brille dieser „Adventsengel“, wenn sie an der Tür zur Küche stehen, vom Regen beschlagen.
Nasskaltes Dezemberwetter hat sie nicht abgehalten, sich auf den Weg zu machen. In diesem Jahr bekommen auch sie eine Gabe als Dank mit auf den Weg: Ein Tütchen selbstgebackener Plätzchen, das manchem ein Lächeln ins Gesicht spielt. So unauffällig, wie sie gekommen sind, gehen diese Frauen und Männer wieder hinaus, auf die Straßen der Stadt. Doch jedes Mal bleiben die Wärme und das Licht ihres Gutseins zurück.
Der Besuch dieser „Adventsengel“ zeigt, entgegen vieler schlechter Nachrichten von Kriegen, Gewalt, Zerstörung und Elend, die uns Tag um Tag erreichen, dass es sie noch gibt: Die Nächstenliebe. Die Solidarität. Das Mitempfinden für Menschen, denen es nicht so gut geht.
Für den Jesuiten Alfred Delp ist „der kündende Engel“ neben dem Rufenden in der Wüste die zweite typische Adventsgestalt. In seinen 1944 im Gefängnis geschriebenen adventlichen Meditationen lese ich: „An den goldenen Samen Gottes glauben, den die Engel ausgestreut haben und immer noch den offenen Herzen anbieten, das ist das erste, was der Mensch zu seinem Leben tun muss. Und das andere: selbst als kündender Bote durch diese grauen Tage gehen.“
Ich wünsche mir, dass wir einander von solchen Botinnen und Boten erzählen, denn sie machen unsere kleine und große Welt menschlicher und heller. Und dass wir selbst kündende Boten sind: Die vom Licht und der Liebe künden, die in Jesus Christus, Mensch und Gottes Sohn, auf unsere Erde gekommen sind.
Zur Person:
Schwester Klara Maria ist Missionsprokuratorin der Schwestern der heiligen Maria Mahdalena Postel. Sie arbeitet im „Treff an der Clemenskirche“ in der Obdachlosenpastoral in Münster.