Spiritueller Impuls zum Placidajahr von Schwester Bernadette Maria Blommel
An diesem Wochenende feiern wir das Fest unserer Ordensgründerin, der heiligen Maria Magdalena Postel. Wir sind noch im Jahr der Barmherzigkeit und im Jubiläumsjahr der seligen Placida Viel, deren Leben und Wirken bis September dieses Jahres unsere besondere Aufmerksamkeit gelten soll.
Vor einigen Tagen bekam ich eine Karte geschenkt, auf der folgender Spruch von Antoine de Saint-Exupéry stand: „Gehe nicht nur die glatten Straßen. Gehe Wege die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub.“ Mich hat diese Aussage sehr nachdenklich gemacht – waren doch meine bisherigen Wege alles andere als nur „glatte Straßen“ gewesen.
Spuren hinterließ auch Mutter Maria Magdalena, auf deren intensive Spurensuche wir uns mit dem Eintritt in die Gemeinschaft gemacht haben. Ihr Lebenszeugnis und ihre Worte haben in unserem Innern etwas zum Schwingen gebracht, ähnlich einer Melodie, die nicht mehr verstummt. Führen ihre Spuren uns nicht täglich neu auf die Spur Jesu, in seine Nähe und seine Freundschaft, hin zu den Menschen in ihren Nöten? Wir sind suchend und fragend unterwegs, suchen Wege und Zeichen seiner Gegenwart. Wenn Mutter Maria Magdalena sagt: „Ich würde bis an die Grenzen der Erde gehen, um einen Menschen für Christus zu gewinnen“, dann sagt sie viel aus über ihre Motivation, ihre Energie und ihre Liebe, die treu war bis in den Tod.
Und die schüchterne und ängstliche Schwester Placida – die Pilgerin auf endlosen Straßen – wie wir sie gerne nennen: Unter der Begleitung der Gründerin wuchs sie in die Spiritualität der Gemeinschaft hinein und lernte zunehmend, was es heißt, Gottes Willen zu suchen und zu tun und seiner Barmherzigkeit zu vertrauen. Bestärkt und ermutigt durch das Vertrauen, das Mutter Maria Magdalena in sie setzte, wuchs sie an der Verantwortung. Als der Glockenturm der Abtei einstürzte, wurde Schwester Placida auf Bettelreisen geschickt, um Geld für den Wiederaufbau aufzutreiben. Trotz ihrer großen Schüchternheit und Angst gehorchte sie schweren Herzens in der Hoffnung auf Gottes Mitgehen und seine Kraft und Hilfe.
Wie schwer muss ihr diese Ja gefallen sein?
Wie schwer muss ihr dieses Ja gefallen sein! Das waren sicher nicht nur glatte Straßen sondern eher beschwerliche Wege, die noch niemand ging, die sie durch Frankreich bis nach Deutschland und Österreich führten. Von Schwester Placida heißt es, der Weg war für sie nicht nur beschwerlich, sondern machte ihr auch Angst. Doch ihre liebenswürdige, offene Art öffnete ihr die Herzen. Dem Erbe der Gründerin getreu, leitete sie nach deren Tod die Gemeinschaft mit großer Umsicht und Entschlossenheit, mit Herzensgüte und Festigkeit, immer im Vertrauen darauf, dass „Gott sorgt“. In der Weite ihres Herzens bemühte sie sich um ein versöhntes Miteinander, auch da, wo sie gekränkt und ihre Autorität untergraben wurde. So hinterließ sie Spuren der Liebe in den Herzen der ihr Anvertrauten.
Was heißt das nun für uns, die wir durch unser Sein und Tun, Spuren in den Herzen unserer Mitmenschen und auch im eigenen Herzen hinterlassen? Haben wir schon Erfahrung in der Spurensicherung, die im Ernstfall für „Auf-Klärung“ sorgt? Das Leben mit allen Höhen und Tiefen geht ja nicht spurlos an uns vorbei. Täglich erlebe ich Menschen mit Spuren von Verletzungen und Enttäuschungen, von Trauer und Einsamkeit, von Selbstzweifel und Angst, von Schuld und Unversöhntheit. Es ist nicht leicht, sie auf die Spur des Friedens, der Freude, des Vertrauens und der Liebe zu begleiten und zu bestärken. Doch wenn so ein Spurenwechsel einmal gelungen ist, erscheint das Lebensgefühl wieder heller, heiler und schöner, ähnlich einer Berufung zu einem neuen Leben.
Spuren hinterlassen
Wo immer wir auch gehen,
ein Teil von uns bleibt dort,
die Spuren unserer Schritte,
sie gehen nicht mehr fort.
Ein Lächeln bleibt zurück,
ein Herz das freudig schlägt,
die Wärme unserer Stimme,
die durch die Kälte trägt.
Berührung unserer Hand,
die noch zu fühlen ist,
und dass durch uns ein Mensch,
das Weinen kurz vergisst.
Ein liebes Wort klingt nach,
durch Schmerz und Dunkelheit,
und unsere Spur vertreibt,
die schlimme Einsamkeit.
Wo immer wir auch gehen,
bleibt eine Spur zurück,
und hinterlässt ein Strahlen,
von unsrem eignen Glück.
Quelle unbekannt
Stichwort Placida-Jahr:
Die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel gedenken von September 2015 bis September 2016 der Gründerin ihrer deutschen Kongregation, Schwester Placida Viel. Schwester Placida war die zweite Generaloberin der französischen Gemeinschaft und kleidete 1862 vier Lehrerinnen in Heiligenstadt ein. Seit 1920 ist der daraus entstandene deutsche Ordenszweig eigenständig. Schwester Placida wurde als Victoria Viel am 26. September 1815 – also vor 200 Jahren – geboren.