Spiritueller Impuls zum Placida-Jahr von Sr. Lucia Maria Schiefner
Wie froh ist man, nach stundenlanger Autofahrt mit zwei Staus endlich am Ziel angekommen zu sein. Ankommen tut gut und noch viel mehr, wenn man erwartet wird. Im Advent hören wir von vielen, die unterwegs sind: Maria zu Elisabeth, Josef und Maria nach Bethlehem, Engel zu den Hirten, Hirten zum Kind im Stall… Und wir selbst?
Auch Mutter Placida kannte das Unterwegssein und das Ankommen. Jahrelang war sie in Frankreich unterwegs, einmal sogar bis nach Potsdam und Wien, um Geld für den Aufbau der Abteiruine zu sammeln. Wie froh mag sie gewesen sein, wenn sie nach Wochen und Monaten endlich wieder zuhause in der Abtei ankommen konnte, oder wenn sie nach einem langen Tag in einer Hütte oder einem Pfarrhaus für die Nacht Aufnahme fand. Dabei erging es ihr manchmal ähnlich, wie Maria und Josef auf ihrer Herbergssuche.
Den Advent lebte sie auf den Straßen, Sommer wie Winter: auf der Suche danach, wo Gott im Menschen zu finden sei. Und sie liebte besonders die Kinder. Sie vertraute darauf, dass Gott sich von ihr finden lässt, dass er sich zu erkennen gibt in dem, was ihr begegnet, dass er ihr hilft, ans Ziel zu kommen. Und immer wieder kam er ihr entgegen durch Menschen, die ihr gut waren. „Gott sorgt“, dass wusste sie.
Ziel des Adventes ist doch, anzukommen bei Jesus Christus, dem Gott-mit-uns. Und diesem menschgewordenen Gott zu glauben, dass er auf mich wartet, dass er seinen Frieden, seine Gerechtigkeit, seine Liebe hinein legt in alles, was ich von meiner Lebensreise an Erschütterungen mitbringe; an Freude und Leid, an Größe und Schwachheit, an Tanz und Trauer, an Getragen werden und Resignation, an…
Wer einmal diese Erfahrung gemacht hat, der weiß, wie unendlich gut dieses Ankommen bei ihm tut. Und er merkt, dass es eigentlich umgekehrt ist: Gott ist es, der bei uns ankommt.
Stichwort Placida-Jahr:
Die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel gedenken von September 2015 bis September 2016 der Gründerin ihrer deutschen Kongregation, Schwester Placida Viel. Schwester Placida war die zweite Generaloberin der französischen Gemeinschaft und kleidete 1862 vier Lehrerinnen in Heiligenstadt ein. Seit 1920 ist der daraus entstandene deutsche Ordenszweig eigenständig. Schwester Placida wurde als Victoria Viel am 26. September 1815 – also vor 200 Jahren – geboren.