„Die Armen und Kranken sind meine Freunde, denn sie begleiteten den Herrn, als er noch auf der Erde war.“ Maria Magdalena Postel
Wir kennen den Spruch: „Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist.“
Dahinter steht einmal das Wissen, dass Menschen, mit denen wir zu tun haben, uns prägen, wie auch sie durch uns geprägt werden. Dahinter kann aber auch stehen, dass ich gemessen werde an meinem Umgang, dass mein Image steigt oder fällt, je nachdem, ob die Menschen in meiner Umgebung einen guten Namen haben oder nicht.
Leider erfährt manche/r sich auch entsprechend be- bzw. verurteilt und steht in dem Zwiespalt: Soll ich meine Beziehungen beibehalten oder besser ändern, um meinen guten Ruf nicht zu schädigen?
Dass Maria Magdalena die Armen und Kranken ihre Freunde nennt, verschafft ihr aus heutiger Sicht nicht unbedingt Ansehen. Eine Spende für Arme ist ja okay, und der Einsatz für Kranke ist für manche Berufsaufgabe. Aber deswegen muss ich Arme und Kranke nicht gleich zu meinen Freunden zählen. Mein Freundeskreis sieht womöglich ganz anders aus.
Maria Magdalena steht klar in den Fußstapfen Jesu, wenn sie nicht die „oben“ zu ihren Freunden zählt, sondern die „unten“, die Menschen am Rande, die auf die Hilfe anderer, auf meine Hilfe angewiesen sind.
Wer gehört zu meinen besten Freunden und Freundinnen und wem bin ich selbst ein guter Freund, eine gute Freundin?
In der Umgebung Jesu finden wir vornehmlich Menschen, die von vielen in der Gesellschaft gemieden werden. Der Umgang mit Kranken z.B. machte im religiösen Sinne unrein und verbot die Teilnahme am Gottesdienst. Und wer mag sich schon mit armen und zerlumpten Menschen umgeben? Das muss ja andere fernhalten von mir…
Jesus schaut nicht darauf, ob ein Mensch äußerlich ansehnlich ist, ob die anderen ihn sehr schätzen und gern mit ihm zusammen gesehen werden. Nein, Jesus nimmt den Menschen so wahr, wie er ist, mit seinen oft versteckten Sorgen und Leiden, mit seiner Sehnsucht und seinem schwachen guten Willen. Jesus schaut auf das Herz des Menschen. Seine Frage an den blinden Bartimäus z.B. zeigt, wie sehr er auf den Einzelnen eingeht: „Was soll ich dir tun?“ (Mk 10,51)
Wenn Maria Magdalena die Armen und Kranken ihre Freunde nennt, dann hat sie von Jesus gelernt. Sie wählt nicht aus, mit wem sie sich umgibt. Aber sie hat eine Fähigkeit entwickelt, vor allem die wahrzunehmen, die andere so gern übersehen und übergehen. Sie weiß im Glauben, wer die Armen und Notleidenden ansieht und ihnen so Ansehen gibt, der wird von Gott angesehen.
Arme und Kranke und Menschen in vielfältiger Not gibt es heute genug. Was wir brauchen, sind Menschen mit einem offenen, vorurteilsfeien Blick für andere, wie Maria Magdalena es gelebt hat. Bei ihr können wir lernen, dass Einsatz für andere sich nicht danach bemisst, ob mein Gegenüber Rang und Namen hat.
Im Sinne der Seligpreisungen der Bergpredigt können wir sagen: ‚Selig, die ein Herz haben für die Menschen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen. Gott wird zu ihnen stehen.‘
Worte für Heute, Teil 1/10
Auf der Höhe der Zeit sein, das ist heute eine wichtige Maxime. Man muss die neuesten Trends kennen, gut informiert sein in vielerlei Hinsicht, um mitreden zu können. Da ist es verständlich, wenn Worte aus vergangenen Zeiten schnell als veraltet abgetan werden.
Schaut man jedoch genauer hin, so entdeckt man die bleibende Bedeutung, ja ein Stück Weisheit in Aussagen aus früheren Zeiten. Jede Zeit prägt die Ansichten, Lebensperspektiven und Grundsätze ihrer Generation.
Aber in allem Wandel gibt es Bleibendes.
Das 200jährige Bestehen der Gemeinschaft der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel (1807 – 2007) war für Schwester Maria Andrea Stratmann Anlass, Worte und Gedanken, die uns von der hl. Maria Magdalena Postel erhalten sind, neu zu bedenken. Sie sind vielfach eine Aktualisierung biblischer Aussagen für ihre Zeit. Uns kann das ermutigen, Gottes Wort für unsere Zeit neu zu entdecken und umzusetzen. Maria Magdalenas Überlegungen können uns dabei Hilfe sein.