Konferenz mit Schwestern aus drei Kontinenten dauert vom 28. Dezember bis zum 6. Januar
Heiligenstadt. Am Sonntag, 28. Dezember 2008, eröffnete Generaloberin Schwester Aloisia Höing in Heilbad Heiligenstadt das 15. Generalkapitel der deutschen Ordenskongregation der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel. Im Rahmen der Eröffnungsvesper betonte sie: „Mir ist sehr bewusst, dass wir hier auf historischem Boden stehen, mit einer großen Verantwortung für die Zukunft unserer Gemeinschaft.“ Das Kapitel tagt bis zum 6. Januar 2009. Es geht darum, eine Bilanz der vergangenen sechs Jahre zu ziehen, Weichen für die Zukunft zu stellen und eine neue Generalleitung zu wählen. Insgesamt nehmen 31 Schwestern aus Deutschland, Brasilien, Bolivien, Rumänien, Mosambik und den Niederlanden teil.
Das Kapitel tritt alle sechs Jahre zusammen. In Heiligenstadt tagt diese Versammlung allerdings zum ersten Mal seit 72 Jahren. Nach dem vierten und bisher letzten Generalkapitel im Bergkloster 1936 waren die Konferenzen wegen des Krieges zunächst ausgesetzt und aufgrund der anschließenden politischen Situation mit der Teilung Deutschlands ins westfälische Geseke verlegt worden. Dort fanden die Kapitel 1950, 1956 und 1962 statt. Von 1968 bis 2002 wurden die Versammlungen schließlich im neu gebauten Generalat, dem Bergkloster Bestwig im Sauerland, abgehalten. Die Wiedervereinigung Deutschlands ebnete aber den Weg für die Rückverlegung des Mutterhauses nach Heiligenstadt. Diesen Beschluss fasste das letzte Bestwiger Kapitel Ende 2002.
„Ich will Euch Hoffnung und Zukunft geben“
Das Wort „Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben“ aus dem Buch Jeremia ist das Leitwort des jetzt tagenden Generalkapitels. Schwester Aloisia erklärte zur Eröffnung, dass diese Zusage Gottes – durch den Propheten Jeremia zwischen 600 und 500 vor Christus gesagt – schon die Vorbereitung in den vergangenen neun Monaten begleitet habe: Dies ist kein Wort, das uns die Hände in den Schoß legen und Gott machen lässt. Wir sind im Auftrag der Schwestern hier: delegiert, um in wacher Aufmerksamkeit als Einzelne miteinander das zu suchen und zu entscheiden, was wir auf unserem gemeinsamen Suchweg mit Gott erkennen.“ Symbolisch überreichte sie den Kapitularinnen daraufhin ein Namensschild als Zeichen der Zusage sowie einen kleinen Baustein als Zeichen des Mitgestaltens, Anpackens und Aufbauens: „Unsere Gründerin, die hl. Maria Magdalena Postel, hat uns durch den Wiederaufbau der Kirche ein deutliches Zeichen gegeben mit einem unerschütterlichen Gottvertrauen.“
Die Aufgaben der bevorstehenden Tage beschrieb die Generaloberin so: „Rückblick auf das Fundament; Vergewisserung dessen, was uns zusammenhält; Erkennen, wo wir reparieren und ausbessern müssen; Überlegen, wo und wie wir weiterbauen wollen und Handlungsschritte festschreiben.“ Zu den inhaltlichen Schwerpunkten werden die Fragen gehören, wie sich die Gemeinschaft angesichts der zurückgehenden Zahl von Ordensschwestern weiter entwickelt, worin ihre Aufgabe in der globalisierten multireligiösen Gesellschaft besteht, wie sich die politische Situation in den einzelnen Ländern auf die sozial-caritative und seelsorgliche Arbeit auswirkt und auch, wie die neuen Medien sinnvoll in die Arbeit und das Leben als Ordenschristen integriert werden sollten.
„Kirche erreicht die Menschen in ihren Einrichtungen“
Während der Tagung stehen neben den Berichten der Generalleitung und aus den Provinzen auch mehrere Impulsreferate auf dem Programm. Am Dienstag, 30. Dezember, waren der Geschäftsführer der SMMP-Einrichtungen und Dienste, Ludger Dabrock, sowie die Schulleiterin des Elisabeth-Gymnasiums in Halle an der Saale, Sr. Maria Ignatia Langela, dazugeladen worden, um über die Entwicklungen an den ordenseigenen Einrichtungen sowie an jenen Häusern zu berichten, wo Schwestern leitend tätig sind.
Ludger Dabrock erinnerte angesichts der dramatisch zurückgehenden Zahl von Katholiken, dass die Kirche allein durch Pastoral und Gottesdienste die Menschen im Alltag immer weniger erreiche. Um so größer sei aber die Chance in den Einrichtungen und Diensten. „Denn die Einrichtungen und Organisationen in christlicher Trägerschaft genießen nach wie vor einen sehr guten Ruf.“ So auch die Schulen und der Kindergarten, die Einrichtungen der Seniorenhilfe, die Kliniken und die Praxen der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel mit ihren über 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Hier können wir die Menschen – auch mit einer christlichen Botschaft – erreichen. Diese Chance zu vertun, wäre töricht.“ Erst recht, da sich auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den Zielen der Gemeinschaft identifizierten und von der Spiritualität anstecken ließen. „Das hat sich 2007 gezeigt. Das Jubiläumsjahr mit seinen zahlreichen Höhepunkten und Impulsen war ein Geschenk – auch für unsere Einrichtungen und Dienste. Nun müssen wir es schaffen, diese Energie in den nächsten Jahren zu nutzen.“
„Gott da suchen, wo ihn keiner vermisst“
Sr. Maria Ignatia lieferte in ihrem sehr persönlichen Erfahrungsbericht als Schulleiterin eines Gymnasiums in der Diaspora Beispiele dafür, wie wichtig es sei, „Menschen auch da die Gelegenheit zu geben, nach Gott zu suchen, wo sie ihn gar nicht vermissen.“ Die neuen Bundesländer gehörten – das Eichsfeld ausgenommen – zu den religionslosesten Landstrichen der Welt. „Deren Bewohner sind keine Atheisten und auch keine Agnostiker. Sie nehmen an der Abstimmung darüber, ob es Gott gibt, gar nicht teil, weil sie gar nicht wissen, worum es geht.“ In dem Dialog-Gymnasium, das je zu einem Drittel katholische, evangelische und konfessionslose Kinder aufnimmt, gelänge es trotz großer Distanz immer wieder, Menschen etwas von der christlichen Botschaft zu vermitteln. Sr. Maria Ignatia freute sich etwa darüber, dass 30 Schülerinnen und Schüler bei der Feier der Lebenswende in der 8. Klasse auch bewusst religiöse Texte verwendeten: „Insofern bin ich sehr dankbar, dass ich diese spannende Herausforderung annehmen durfte.“ Und Ludger Dabrock stellte zum Ende seines Vortrages fest: „Wir müssen begreifen, dass die Realität für die Kirche nicht nur anders werden wird, sondern längst anders ist. Auch Deutschland ist schon Missionsland geworden.“ Eine Auffassung, die mehrere Schwestern durch die Erfahrung an ihrem Arbeitsplatz und in ihren Projekten bestätigen konnten.
Angesichts dieser Herausforderungen hatte der Rektor des Bergklosters Heiligenstadt, Pfarrer Bernd Kucklick, den Schwestern schon zum Auftakt des Kapitels folgenden Wunsch mit auf den Weg gegeben: „Möge Ihnen in diesen Tagen die Erkenntnis geschenkt werden, wie Sie den Geist Ihrer Ordensgründerin im Heute verwirklichen können.“
Wahl der neuen Generalleitung am Samstag
Am Samstag, 3. Januar, steht die Wahl der neuen Ordensleitung an. Dazu wird auch der Bischof der Diözese Erfurt, Dr. Joachim Wanke, im Bergkloster Heiligenstadt erwartet. An dieser Stelle werden wir aktuell über die Ergebnisse informieren.
Musikalischer Wegbegleiter des Kapitels ist der Kanon „Zukunft und Hoffnung“ von Schwester Theresita Maria Müller.
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