„Unser Ordensleben als Nachfolge Christi will die empfangene Barmherzigkeit Gottes kundtun in einem gemeinsamen Leben, das der missionarischen Aufgabe verschrieben ist und in dem das Gebet und die Arbeit für das Reich Gottes unzertrennlich sind.“ (Lebensordnung Nr. 19)
In der Rückbindung an das Evangelium und im Blick auf unsere Gründerin, die hl. Maria Magdalena Postel, versuchen wir, dem Wirken des Geistes Gottes in uns Raum zu geben. Als Angehörige einer apostolisch tätigen Gemeinschaft wollen wir in Wort und Tat Botinnen der Barmherzigkeit Gottes für fragende und suchende Menschen, für Menschen in körperlicher und geistig-seelischer Not sein.
An dieser Stelle wollen wir Ihnen Aspekte unser Spiritualität vorstellen und Ihnen dazu kurze Erläuterungen geben. Wenn Sie an unserem ausführlichen Heft „Unterwegs im Vertrauen – Aspekte zur Spiritualität der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel“ interessiert sind, dann können sie es auch per an den Orden ( orden(at)smmp.de ) zum Preis von 3,00 Euro bestellen.
Wir Schwestern leben aus dem Geist der Gründerin
Gott lieben und ihn aus ganzer Kraft lieben lehren.
Maria Magdalena Postel
Maria Magdalena Postel wurde in Wort und Tat zur Botin der Barmherzigkeit Gottes: Sie war für fragende und suchende Menschen ebenso da wie für Menschen in körperlicher und seelischer Not. Maria Magdalena zeigt uns mit ihrem Leben, dass auch wir den Herausforderungen der Gegenwart nur dann begegnen können, wenn wir uns Gottes Liebe öffnen.
Richtschnur unseres Lebens ist das Wort Gottes
Jesus Christus ist unser Vorbild.
Maria Magdalena Postel
Gottes Wort schenkt Leben und befreit uns von Zwängen. Es ist für uns wie ein Licht in der Nacht, das uns auch dann den Weg weist, wenn alles ausweglos scheint. Je öfter wir sein Wort hören, um so tiefer lebt der Geist Christi in uns.
Wir verpflichten uns auf eine Lebensordnung
Mehrere Personen, die durch die engsten Bande der Liebe miteinander verbunden sind, wünschen nach gemeinsamer Regel zu leben.
Erste Konstitution der hl. Maria Magdalena Postel
Verbindliches Leben in Gemeinschaft braucht eine von allen akzeptierte Ordnung. Wir haben sie als „Lebensordnung“ schriftlich zusammengefasst. Sie konkretisiert das Wort der Heiligen Schrift für unserer gemeinsames Leben und Apostolat. Die Erfahrung zeigt: Diese Ordnung trägt uns, erleichtert unser Miteinander und hilft uns bei der Erfüllung unserer Aufgaben. Sie schenkt uns erfüllteres Leben.
Grundlage unserer Spiritualität ist der Christushymnus im Philipperbrief
Ich tauche im Willen Gottes unter wie der Fisch im Wasser.
Maria Magdalena Postel
Jesus ist zu den Menschen hinabgestiegen und wurde zugleich vom Vater erhöht. So stellt der Apostel Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Philippi das Leben Jesu dar. Diesen Weg Jesu zu den Menschen wollen wir heute mitgehen. Trotz der eigenen Begrenztheit möchten wir mit offenen Armen auf die Menschen zugehen, mit ihnen Freude und Leid teilen und sie annehmen in ihrem Versagen und Scheitern.
Wir wollen die Hoffnung bezeugen, dass Leiden und Tod nicht das Ende sind, sondern die Auferstehung uns eine Zukunft eröffnet, die all unser Begreifen übersteigt.
Wir leben in den Gelübden der gottgeweihten Keuschheit, der evangelischen Armut und des Gehorsams
Gott, du hast mich gerufen: In der Tiefe meiner Seele habe ich deine Stimme vernommen; du hast mir die Pfade der Gerechtigkeit gezeigt, du hast mir Mut gemacht, dir auf diesen Pfaden zu folgen.
Erste Gelübdeformel der hl. Maria Magdalena Postel
Gelübde sind eine personale Bindung an Gott und zugleich an die Gemeinschaft, in der wir leben. Wer sich an Gott bindet, weil Gott ihn auf diesen Weg gerufen hat, dem eröffnet sich ein ungeahnter Freiraum: Gottgeweihte Keuschheit befreit zu unbegrenzter Liebe, evangelische Armut befreit zu solidarischem Leben und Gehorsam befreit zum Dienst in gemeinsamer Verantwortung.
Gottvertrauen ist das tragende Fundament unserer Gemeinschaft
Wir tun Gottes Werk. Er weiß alles. Ich fürchte nicht, dass er uns zum ersten Mal im Stich lässt.
der hl. Maria Magdalena Postel
Wer einen Menschen an seiner Seite hat, dem er vertrauen kann, der fühlt sich sicher und geborgen. Wer gelernt hat, Menschen zu vertrauen, dem fällt es leichter, Gott vertrauensvoll zu begegnen. Im Vertrauen auf Gott liegt unsere Kraft. Gottvertrauen bewirkt Gelassenheit, so dass wir angstfrei und zuversichtlich das tun, was er uns aufgetragen hat.
Wir leben aus der Eucharistie
Wo soll ich mich mit mehr Vertrauen und Ruhe niederlassen als bei jenem, der mein Vater, mein Heiland und mein Bräutigam ist?
Maria Magdalena Postel
Jede Eucharistiefeier nimmt uns hinein in die große Danksagung Jesu an den Vater. Brot und Wasser werden gewandelt, damit auch wir uns wandeln lassen. In der Eucharistiefeier und in der Anbetung wachsen wir in eine tiefe und lebendige Christusbeziehung hinein. Als Beschenkte dürfen wir ihn hineintragen in eine Welt, die auf Verdienst und Leistung setzt und doch so sehr die befreiende Begegnung mit Jesus Christus braucht.
Wir beten täglich das kirchliche Stundengebet
Die Schwestern beten das in der Diözese gebräuchliche Brevier.
Erste Konstitution der hl. Maria Magdalena Postel
Ordensleben ist nicht denkbar ohne Gebet. Wir beten im Auftrag der Kirche und als Kirche gemeinsam das Stundengebet. Es gliedert den Tag in bestimmte „Horen“ (Tageszeiten). Das Gebet der Psalmen sowie die meditative Vertiefung einzelner Psalmworte helfen uns, Gottes Gegenwart wahrzunehmen und in einen guten Rhythmus von Gebet und Arbeit hineinzuwachsen.
Wir verehren Maria als Mutter der Barmherzigkeit
Rufen wir oft die allerseligste Jungfrau an mit dem schönen Titel: Mutter der Barmherzigkeit!
Maria Magdalena Postel
Wir verehren Maria als Mutter der Barmherzigkeit, weil durch sie der Sohn Gottes Mensch wurde, der uns den Weg zur göttlichen Barmherzigkeit erschlossen hat. Maria ist uns Mutter und Schwester im Glauben. Von ihr können wir lernen, das Wort Gottes zu hören und im eigenen Herzen zu bewegen. Mit ihr dürfen auch wir fragen, wie der Wille Gottes heute gelebt werden soll und wie es möglich ist, die Würde menschlichen Lebens zu achten und zu schützen sowie Not zu lindern, wo sie uns begegnet.
Wir leben in Gemeinschaft
Ich möchte in meinen Händen Ketten der göttlichen Liebe haben, die stärker sind als Eisen; ich würde euch alle eng aneinander binden, damit wir wie die ersten Christen ein Herz und eine Seele sind.
Maria Magdalena Postel
Wir Schwestern wissen uns von Gott zu einem Leben in verbindlicher Gemeinschaft gerufen. Christus ist unsere Mitte. Die persönliche Beziehung zu ihm ermöglicht es uns, einander in unserer Verschiedenheit, mit unseren Möglichkeiten und Grenzen anzunehmen. Das Leben in den Konventen ist konkrete Gebets- und Lebensgemeinschaft und zugleich ein Zeichen geschwisterlichen Miteinanders, das der Vereinzelung entgegensteht.
Wir grüßen uns mit den Worten: „Jesus lebe in unseren Herzen“
Maria Magdalena lehrte die Kinder, bei der Begrüßung zu sagen: „Es lebe die göttliche Liebe!“ Worauf sie antwortete: „In deinem Herzen und in meinem.“
Aus der Lebensbeschreibung von Legoux
Wenn wir Schwestern einander grüßen, sprechen wir uns gegenseitig den Wunsch zu: „Jesus lebe in unseren Herzen“. Damit wünschen wir einander, dass Jesus unser Herz erfülle mit seinem Frieden, seiner Liebe, seiner Freude, seinem Segen. Damit drücken wir aber auch unsere Bereitschaft aus, dass er durch uns wirke: dass wir Frieden bringen in unsere friedlose Welt; dass wir Zeichen der Liebe setzen, wo Hass und Streit Menschen voneinander trennen; dass wir Freude hineintragen in die vielfache Not, die uns umgibt; dass wir einander segnen, weil wir dazu berufen sind, ein Segen zu sein für diese Welt.
Wir nehmen teil am Missionsauftrag der Kirche
Lieben wir, ja lieben wir ohne Grenzen. Ich würde bis an die Grenzen der Erde gehen, um einen Menschen für Christus zu gewinnen.
Maria Magdalena Postel
Die Kirche ist von ihrem Ursprung her missionarisch. Als missionarisch tätige Ordensgemeinschaft wollen wir das Bewusstsein weltweiter Solidarität wecken und lebendig halten. Eine Haltung globaler Verantwortung zu leben und zu fördern, ist unser Ziel. Mission erleben wir weltweit und zugleich hautnah. Die Begegnung mit den unterschiedlichen Kulturen bereichert uns alle.
Wir pflegen Gastfreundschaft
Tut alles aus Liebe.
Maria Magdalena Postel
Jeder Mensch wünscht sich, willkommen zu sein, wenn er die Gemeinschaft anderer Menschen sucht. Wir möchten einladend leben, damit jeder, der zu uns kommt, sich angenommen fühlt und spürt: Hier darf ich Gast sein, Zeit und Raum für mich haben und Gemeinschaft erleben. Wo wir andere Menschen herzlich aufnehmen und Leben mit ihnen teilen, werden wir selbst beschenkt.
Unsere Aufgaben in Einrichtungen und Diensten erfüllen wir zusammen mit engagierten Frauen und Männern
Die Jugend unterrichten, die Armen unterstützen und nach Kräften die Not lindern.
Maria Magdalena Postel
Seit der Ordensgründung haben sich die Aufgabenfelder unserer Gemeinschaft immer wieder geändert, weil sich die Gesellschaft verändert und damit auch die Herausforderungen, auf die wir eine Antwort geben wollen. In vielen Bereichen arbeiten wir auch in der Leitung mit engagierten Frauen und Männern zusammen. Sie teilen mit uns die Verantwortung. Jede Zusammenarbeit fordert von allen, die besonderen Fähigkeiten und Fertigkeiten des Anderen anzuerkennen und partnerschaftlich an der Verwirklichung der gemeinsamen Ziele zu arbeiten.
Wir vertrauen darauf, dass Gott auch in Zukunft Menschen in unsere Gemeinschaft beruft
Gott wird für morgen sorgen.
Maria Magdalena Postel
Wir vertrauen darauf, dass unsere Gemeinschaft auch in Zukunft am Aufbau des Reiches Gottes mitwirken kann. Wir bitten Gott deshalb um Menschen, die sich von ihm rufen und senden lassen, um mit uns im Geist unserer Gründerin zu leben und zu wirken. Wenn sich unser Ordensleben als eine lebensspendende Alternative erweist, wird es auch heute und morgen junge Menschen begeistern.
Wir leben in einer vorgegebenen Ordensstruktur
Die Ordensgemeinschaft ist nicht mein Werk, sondern das der göttlichen Vorsehung.
Maria Magdalena Postel
In unserer Gemeinschaft haben alle Schwestern gleiche Rechte und Pflichten in Bezug auf das Ordensleben. Wir leben in Konventen, die von einer Oberin geleitet werden. Alle sechs Jahre wählen alle Schwestern die Delegierten für das Generalkapitel, das die Generaloberin wählt. Sie leitet mit einigen Ratsschwestern, die ebenfalls vom Generalkapitel gewählt werden, die Ordensgemeinschaft. Unsere Gemeinschaft ist in Provinzen eingeteilt, die jeweils von einer Provinzoberin mit ihrem Provinzrat geleitet werden.