Für mich als Ordensfrau heißt Seelsorge, nah bei den Menschen in ihren unterschiedlichen Lebenslagen zu sein, ihnen achtsam und respektvoll zu begegnen und ihnen von Jesus Christus zu erzählen. Ich freue mich, wenn durch mein Reden und Handeln die Menschenfreundlichkeit Gottes sichtbar wird.
Ganz praktisch – Beispiele aus meinem Alltag:
Ich bin im Baumarkt unterwegs, um noch einige Dinge für unser „Haus am Weg“ zu besorgen. Ein junger Verkäufer berät mich. Dann gehe ich weiter. Einige Minuten später ruft der Verkäufer „Bitte warten sie!“ Ich warte. Dann erzählt mir der junge Mann: „Ich habe große Sorgen, können Sie mich segnen?“ Ja, das kann ich. Im Baumarkt habe ich ihm die Hände aufgelegt und ihn gesegnet.
„Schwester, wo ist hier die Sparkasse“, fragte mich ein Stadtunkundiger. Nachdem ich ihm den Weg gezeigt habe, hatte er eine nächste Frage – oder Bitte. „Sie können doch beten. Ich glaube nicht an Gott, aber ich habe Angst vor einem Land ohne Kirche.“
Eine Mutter mit Kindergartenkind begegnet mir vor unserem Haus. Das Kind hat eine Kastanie in der Hand. Ich bekomme sie geschenkt und freue mich. „Ich heiße Sophie“, stellt sich die Kleine vor und Mama schmunzelt. Ich stecke die Kastanie in meine Jackentasche und verspreche: „Immer, wenn ich in meine Jackentasche greife, bete ich, ‘lieber Gott, pass bitte gut auf Sophie und ihre Eltern auf‘.“
Es war eine sehr schöne Begegnung und Tage später sind mir Sophie und ihr Papa begegnet. Ich habe die Kastanie gezeigt und Sophie und auch der Papa wussten um unsere gemeinsame Gebetsverbindung.
Sr. Maria Magdalena Brüning SMMP
Seelsorge in der Pfarrgemeinde
Als Gemeindereferentin erlebe ich im Eichsfeld (Bistum Erfurt) eine Pfarrei mit zehn Dörfern.
Bei der Erstkommunionvorbereitung sind die Kinder mit ihren Eltern eingebunden.
Ältere Menschen begegnen mir beim Seniorennachmittag und bei der monatlichen Krankenkommunion.
Ein Pfarrer aus dem Kongo und zwei Pfarrer im Ruhestand helfen uns durch ihren priesterlichen Dienst. Unsere Gemeinde lebt durch viele Ehrenamtliche, die das Glaubensleben in ihren Orten lebendig halten. Diakonatshelfer und –helferinnen halten regelmäßig Wort-Gottes-Feiern. Durch gemeinsame Projekte, z.B. Musical und Pilgerweg, wachsen zwei Pfarreien weiter zusammen.
In meinen 42 Dienstjahren hat sich die Kirche, und damit mein Dienst in der Pfarrei, verändert. Wertschätzende Pastoral auf Augenhöhe, miteinander auf dem Glaubens-Weg sein, voneinander Glauben lernen, in Wahrhaftigkeit die menschliche Seite der Kirche anschauen und die Freude unserer christlichen Botschaft weitertragen – das möchte ich auch weiterhin in meinem Leben tun.
Sr. Placida vom Kreuz Nitsch SMMP
Klinikseelsorge
Ein stationärer Aufenthalt im Krankenhaus schafft ein anderes Zeitempfingen und gibt Raum für Gedanken und Gefühle, die das ganze Leben betreffen.
Es kann um Sinnfragen, um Werte, um Glauben gehen oder um ganz praktische Themen des Alltags.
Dafür bietet die Klinikseelsorge den Patienten und Ihren Angehörigen Begleitung an. Unsere Besuche sind unabhängig davon, ob sie einer Kirche angehören oder nicht.
Die Seelsorge-Gespräche unterliegen der Schweigepflicht und sind vertraulich.
Bei Bedarf nehmen die PatientInnen direkt Kontakt auf oder wenden sich an die Mitarbeitenden der Station, die den Wunsch nach seelsorglicher Begleitung an mich weiterleiten.
Ich bin dankbar, dass wir in unserem Krankenhaus eine Kapelle mit Tabernakel und einen Verabschiedungsraum haben. Ich pflege geschwisterlichen Kontakt zu den Priestern, bezüglich der Eucharistiefeier und der Spendung der Sakramente.
Es ist mir ein Anliegen, in der seelsorglichen Tätigkeit ALLEN Menschen unabhängig von ihrer Religion oder Weltanschauung begegnen zu können.
In der Zuwendung zu den Menschen (im Gespräch, Vorlesen, Erzählen und Zuhören, Gebet, Schweigen…) erlebe ich die große Chance, als Seelsorgerin die Botschaft Jesu als FRAU IN DER KIRCHE auf Augenhöhe zu verkünden.
Sr. Theresia Maria Kösters SMMP
Schulseelsorge
Schule ist ein bedeutsamer Lebensort für Schülerinnen und Schüler sowie Mitarbeitende. Die Schulseelsorge versteht sich als ein ganzheitliches Angebot; sie will Räume und Begegnungsorte schaffen, in denen Gemeinschaft und gelebte Spiritualität gefördert werden. Dabei arbeiten wir konfessionsübergreifend und kooperativ mit Menschen der Schul- und Stadtgemeinschaft zusammen. Neben dem sozialen Miteinander steht das (der und die Einzelne) Individuum im Zentrum, insbesondere die Persönlichkeitsbildung der Heranwachsenden. Gespräche und Beratung, die Feier von Gottesdiensten oder die Begleitung von Besinnungstagen sind wesentliche Handlungsfelder.
engelsburg.smmp.de/leben-an-der-schule/christliche-schule
Sr. Ruth Stengel SMMP, Schulseelsorgerin am Engelsburg Gymnasium, Kassel
Seniorenseelsorge
Ich arbeite seit vielen Jahren als Seelsorgerin in einer Senioreneinrichtung.
Drei Schwerpunkte:
Zeit haben – Ich nehme mir Zeit zuzuhören, zu schweigen und zu reden. Ich bemühe mich, auf die Sorgen und Ängste der alten Menschen wie auf ihre Freuden und Hoffnungen einzugehen.
Begleiten – Ich bin ihnen in Alter und Krankheit nahe, tröste und ermutige sie, dass auch in zerbrechlichen Situationen Leben gelingen kann im Blick auf Gott, für den jedes menschliche Leben einmalig und wertvoll ist.
Räume des Vertrauten und Gewohnten schaffen – Zur Seniorenseelsorge gehören Rituale: Vertraute Gebete, Lieder und sich wiederholende Abläufe geben Halt und schaffen unter uns eine spürbare Gemeinschaft der Hoffnung und des Glaubens.
Sr. Benild Carmanns SMMP
Gehörlosenseelsorge
Ich bin selbst taub-blind und arbeite in der Seelsorge für Gehörlose, ich bin aber auch Gesprächspartnerin für alle, die Barrieren für taube Menschen und taubblinde vermeiden wollen.
Zunehmend erkennen die Kirchen, dass es wichtig ist, die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Sinnesbehinderung zu berücksichtigen. Daher arbeite ich im Erzbistum Paderborn als Koordinatorin für Menschen mit Hör-, Sprach- und Sehbehinderungen.
Dazu gehört, auch Hörende für unsere Bedürfnisse zu sensibilisieren und zu schulen. Bei mir dürfen sich nicht nur Gehörlose mit ihren Ideen, Problemen und Fragen melden, sondern genauso haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unserem Erzbistum, die Gebärdensprache lernen wollen. Ich bin auch gerne bereit, beratend mitzuhelfen, wenn es darum geht, Kirchen und Einrichtungen besser auf die Bedürfnisse von Gehörlosen abzustimmen.
Liturgische Texte sind immer wieder eine besondere Herausforderung. Denn für Begriffe wie z. B. „Lamm Gottes“ oder „Apostel“ gibt es keine einheitlichen Gebärden. Inzwischen hat sich aber in der Gehörlosen-Community eine Gruppe (Deaf Catholic of Europe) gebildet, zu der ich auch gehöre, die europaweit religiöse Gebärden im biblischen Kontext erklärt und vereinheitlicht.
Ich bedauere, dass Gehörlose und Taubblinde in der katholischen Kirche bisher nur wenig Beachtung finden. Deshalb engagiere ich mich gerne und mit Gottvertrauen für diese Menschen.
Sr. Judith Beule SMMP
Obdachlosenseelsorge
Ich bin pastorale Mitarbeiterin in der Wohnungslosenseelsorge. Mein Ort ist seit 18 Jahren eine Essensausgabestelle in der Innenstadt von Münster. Zwischen dieser „Herberge“ und der Straße ereignet sich das „Sakrament der Begegnung“. Neben der Sorge um Essen oder Kleidung ist das Zuhören, Ansprechbar sein geboten. In Trauerfeiern für Verstorbene geben wir Zeugnis von der Hoffnung, die uns als Glaubende erfüllt.
Sr. Klara Maria Breuer SMMP