Schwester Klara Maria Breuer nimmt wichtige Impulse von der Tagung Weltkirche und Mission aus Würzburg mit

Wieviel ist genug? Mit dieser Frage beschäftigte sich die Jahrestagung Weltkirche und Mission drei Tage lang im Kloster Himmelspforten in Würzburg. Im Abschlussplenum positionierte sich auch die Missionsprokuratorin der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel, Schwester Klara Maria Breuer: „Deutlich geworden ist mir vor allem die Bedeutung der Sprache, die Sensibilität für Worte und die mit Worten verbundenen Narrative.“
Klar war allen 120 Teilnehmenden dieser Tagung: Das Wirtschaftswachstum währt nicht ewig. Und es geschieht immer mehr auf Kosten von globaler Ungerechtigkeit. Die Folgen sind Klimawandel, Kriege, zunehmende Armut und Migration. Doch Nachhaltigkeit definieren Non Profit-Organisationen, die sich in der Einen Welt für Klimagerechtigkeit und die gerechte Verteilung von Ressourcen einsetzen, ganz anders als Unternehmen wie Nestlé und Coca Cola. Auch die Konzerne hätten Begriffe wie Nachhaltigkeit längst für sich entdeckt, würden sie aber umdeuten, um Fairness und soziales Bewusstsein zu suggerieren.
Ebenso würden Nachhaltigkeit und Genügsamkeit in den armen Ländern des Globalen Südens ganz anders verstanden als in den reichen Industrienationen: „Wir reden über Suffizienz. Aber was bedeutet das aus Perspektive der Armen, die keinen Zugang zu Trinkwasser oder zu Bildung haben, die sich kein Fahrrad leisten können?“, fragte Dr. Locardia Shayammunda von der Catholic Commission for Justice and Peace in Harare.
Die Sprachlosigkeit überwinden
Die Suche und die Definition von Begriffen verdeutlicht die Verunsicherung und Sprachlosigkeit, mit der kirchliche Institutionen und Verbände den Fragen nach Suffizienz und Verteilungsgerechtigkeit gegenüberstehen. „Dabei ist Genügsamkeit doch ein Prinzip der Urkirche. Die Gütegemeinschaft der Apostelgeschichte hatte die Vision der Offenbarung als ‚Ausstieg aus dem Imperium‘ gelebt“, erklärte der Klimaaktivist, Beststellerautor und Jesuitenpater Dr. Jörg Alt als Tagungsreferent. Er mahnte Christen zu einer radikalen Haltung und betonte: „Eigentlich sollten vor allem die Ordensleute die Dringlichkeit dieser Themen in die Gesellschaft hineintragen“. Wir hätten die Ernsthaftigkeit der Lage immer noch nicht begriffen. „Aber“, so Jörg Alt mit derben Worten: „Den Naturgesetzen ist das scheißegal.“
Das Schlussplenum machte deutlich: Dieses Thema ist ein originär kirchliches. Und es muss angesichts wachsender Fremdenfeindlichkeit, dem Festhalten am Wohlstandsgedanken und zunehmendem Protektionismus im Vordergrund stehen.
Ausrichter der Konferenz Weltkirche und Mission ist die Deutsche Bischofskonferenz. Zu den 120 Teilnehmenden gehören vor allem Vertreterinnen und Vertreter der großen Hilfswerke, der weltkirchlichen Abteilungen in den Bistümern und der international tätigen Ordensgemeinschaften aus Deutschland. Sie nehmen vom Kloster Himmelspforten aus wesentliche Impulse für ihre Arbeit mit.
Weltweite Vernetzung als Ressource
So auch Schwester Klara Maria: „Die besondere Ressourcen einer Ordensgemeinschaft wie unserer ist die gute weltweite Vernetzung. Unsere Mitschwestern in Mosambik erfahren die unmittelbaren Folgen des Klimawandels zum Beispiel durch den zunehmenden Wechsel von schweren Zyklonen, Überschwemmungen und Dürren. Aber im direkten Dialog mit ihnen lernen wir vieles zu verstehen. Und dadurch können wir vermitteln.“ Darin sieht sie als Missionsprokuratorin ihre persönliche Aufgabe. Dass Verteilungsungerechtigkeit aber nicht nur ein globales Problem ist, sieht sie auch in ihrer Arbeit als Wohnungslosenseelsorgerin in Münster: „Die Schere zwischen Arm und Reich geht auch hier immer weiterauseinander.“
Der Geschäftsführer des Hilfswerkes Adveniat, Pater Dr. Martin Maier, drückte es abschließend so aus: „Unsere Aufgabe ist es, ein Stachel in der Gesellschaft zu sein.“ Und Nina Fischer, die über die Steyler Missionarinnen einen Internationalen Freiwilligendienst in Spanien geleistet hat, verrät, warum das gelingen kann: „Für mich war es bei dieser Tagung positiv zu erleben, welche Netzwerke die Kirche hat. Das finde ich ermutigend.“

Drei Tage lang diskutierten 120 Teilnehmende der Jahrestagung Weltkirche und Mission über das Thema Suffizienz. Foto: SMMP/Ulrich Bock