
Am 18. März gedenken die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel der zweiten Seligen aus der Anfangszeit ihrer Gemeinschaft, Schwester Martha Le Bouteiller.
„Die leisen Kräfte sind es, die das Leben tragen“. Diese Worte Romano Guardinis bewegen mich, wenn ich in diesen Tagen auf das Leben der seligen Schwester Martha Le Bouteiller schaue. Am 18. März gedenken wir Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel dieser zweiten Seligen aus der Anfangszeit unserer Gemeinschaft. Am 2. Dezember 1816 wurde sie als Adèle Le Bouteiller in einem Weiler bei Percy in der Normandie geboren. 1841 trat sie in die Abtei Saint-Sauveur-le-Vicomte ein. „Arme Töchter von der Barmherzigkeit“ hieß die 1807 von Maria Magdalena Postel gegründete Ordensgemeinschaft damals.
Erst zwei Monate im Noviziat, erlebte Schwester Martha am 24. November 1842 mit, wie der neu errichtete Turm der Abteikirche durch einen schweren Sturm zum Einsturz kam. Ein anderer Einbruch führte sie im Laufe des Winters 1842/1843 in eine persönliche Krise. In La Chapelle-sur Vire war Schwester Martha beim Spülen der Wäsche ins eisige Wasser des Vire-Flusses gestürzt. Halb gelähmt kam sie in die Abtei zurück. In ihrer Not, nun entlassen zu werden, vertraute sie sich der Gründerin an. Leise Kräftewirkten heilend: Auf das Gebet Maria Magdalena Postels hin wurde Schwester Martha gesund und lebte wieder auf.
In der Abtei arbeitete sie zunächst in der Hauswirtschaft und auf dem Feld. Ihrer Sorge waren die Angestellten der Abtei anvertraut. Die letzten 28 Jahre in Schwester Marthas Leben waren durch ihre Arbeit im Apfelweinkeller geprägt. Schwester Martha war dafür verantwortlich, den Cidre, den Tischwein, in Tonkrüge zu füllen und in die Speisesäle zu bringen. Täglich galt es, für 250 Bewohnerinnen und Bewohner der Abtei etwa 100 Krüge mit Apfelwein zu füllen, auf die Tische zu bringen, wieder abzuholen und zu reinigen. Schwester Marthas vordergründig gesehen eintönige Arbeit geschah in der Abgeschiedenheit des Vorratskellers. Doch, um noch einmal Romano Guardini zu zitieren: „In der Stille geschehen die großen Dinge, nicht im Lärm und Aufwand der äußeren Ereignisse, sondern in der Klarheit des inneren Sehens, in der leisen Bewegung des Entscheidens, im verborgenen Opfern und Überwinden.“ Für die zweite Generaloberin, die selige Placida Viel, war Schwester Martha eine wichtige Ratgeberin. Sie vertraute auf die Klarheit des inneren Sehens, die Schwester Martha aus Stille und Gebet erwuchs.
In der Nacht des 18. März 1883, dem Palmsonntag, starb Schwester Martha infolge eines Sturzes. Am 4. November 1990 wurde sie von Papst Johannes Paul II. in Rom seliggesprochen.
Vieles in unserer Zeit und Welt kommt laut daher und wirkt bedrohlich. Schwester Martha ermutigt, auf die leisen Kräfte zu achten und sie in uns selbst zu pflegen. Denn: „Die leisen Kräfte sind es, die das Leben tragen.“
Schwester Klara Maria Breuer smmp