Gott wird Mensch. Nicht im Königspalast. Nicht in Tempelnähe. Sondern in Bethlehem.
Jahr für Jahr hören wir die vertraute Weihnachtsbotschaft, sehen sie, dargestellt in Krippenspielen. Lassen uns berühren von Krippen unterschiedlichster Art, die ihr Ausdruck geben: „Und sie gebar ihren Sohn. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war“. Gott wird Mensch. Nicht im Königspalast. Nicht in Tempelnähe. Sondern in Bethlehem. Mitten hinein in die unbehauste Wirklichkeit, wie sie Menschen bis heute erfahren, wird Gottes Sohn geboren.
Ich denke an die Essensstelle, in der ich in Münster arbeite. Gäste kommen zu uns, mit ihrem Rucksackgepäck auf dem Rücken. Sie fragen nach einem Zelt, einer Isomatte, einem Schlafsack, einer warmen Jacke. Unbehaustheit. Mitten in unserer Stadt. Zahlen belegen es: Obdach- und Wohnungslosigkeit in unserem Land nehmen zu. Es gibt zu wenig adäquaten, bezahlbaren Wohnraum. Die Notschlafstellen als Herbergen auf Zeit sind belegt.
Weit weg und doch für uns Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel ganz nah ist die Wirklichkeit von Menschen in Mosambik. Auch dort hat kürzlich der Zyklon Chido viele Schäden verursacht. Dächer wurden abgedeckt, Häuser stürzten ein. Familien übernachten notdürftig auf der Veranda von Nachbarn, die selbst kaum das Nötige zum Leben haben. Fotos belegen die zerstörerische Gewalt des Zyklons. Unmittelbar nach den ersten Nachrichten, die uns erreichten, konnten wir dank Spenden Mittel zur Instandsetzung von Häusern und zur Versorgung mit Lebensmitteln weiterleiten. Solidarität hat Hand und Fuß. Vor Ort sind die bewährten Bautrupps unserer Schwestern schon dabei, Häuser wiederherzurichten. Betroffene Familien erfahren, dass sie nicht alleingelassen sind.
„Weil in der Herberge kein Platz für sie war.“ Nüchtern erzählt der Evangelist Lukas die Umstände von Jesu Geburt. Des Gotteskindes Notschlafplatz verwandelt sich nicht auf wundersame Weise in ein prächtiges Haus. Doch bleibend gilt die Botschaft des Engels: „Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr“. Wer diese Botschaft aufnimmt, kann nicht anders: Das Herz öffnet sich für die Verletzlichkeit des Menschen, sichtbar im wehrlosen Kind in der Krippe. Hände öffnen sich, um zu teilen und Not zu wenden. Augen öffnen sich, um zu sehen, wo in der Nähe und Ferne Menschen Hoffnung brauchen, ein gutes Wort, ein Anteil nehmendes Gebet, Hilfe, Licht und Frieden. Geben wir dem menschgewordenen Sohn Gottes Herberge in unseren Herzen. Verkünden wir mit Wort und Tat, wider vielfacher Unbehaustheit, die Botschaft von der Geburt des Retters.
Eine gesegnete Weihnachtszeit wünsche ich uns allen!
Schwester Klara Maria Breuer smmp