Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel erleben ermutigenden Katholikentag in Erfurt
Ermutigende Botschaften aus Politik und Gesellschaft nehmen die Besucherinnen und Besucher des Katholikentages in Erfurt mit nach Hause. Darunter auch zehn Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel, die an den fünf Tagen bei den Veranstaltungen des ökumenischen Klosters im Einsatz waren. Der Appell von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, diese Kirche zu erhalten, weil sie so wichtig ist, um Ideen von der Zukunft zu entwickeln und in die Bevölkerung hineinzutragen, zog sich wie ein roter Faden durch viele Veranstaltungen.
„Die Stimmung bei dem Katholikentag haben wir insgesamt als sehr positiv erlebt. Es gab beeindruckende Gottesdienste, innovative Ideen und viele Anregungen“, resümiert Generaloberin Schwester Maria Thoma Dikow.
Hoffnung auf eine starke Kirche äußerte auch Professor Dr. Josef Freise in der Diskussion zum Thema „Religion als Brandbeschleuniger großer Konflikte?“ Die moderierte Ulrich Bock als operativer Leiter der Missionszentrale der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel im sogenannten „Ökumenischen Kloster“ im Rahmen der „Gespräche unterm Feigenbaum“.
Freise, der als Theologe viel zur religiösen Gewalt und ihren Ursachen geforscht hat, erklärte: „Wir müssen mit den Menschen in den Dialog treten“ – ob in der Schule, am Arbeitsplatz oder überall, wo wir Begegnung erleben – so wie bei diesem Katholikentag. Wichtig sei es vor allem, Empathie zu vermitteln. Nur eine Solidarisierung mit den Opfern religiöser Gewalt schaffe die Basis für Vergebung. Erst dann sei Frieden möglich.
Father Jean Francois Uwimana aus Ruanda schafft solche Begegnungen durch gemeinsames Singen und Rappen mit Jugendlichen. Sein Vater wurde durch die Konflikte zwischen Huti- und Tutsi-Rebellen in seiner Heimat ermordet. Die Religion bewahrte ihn vor Hass. Sie gab ihm Halt. Er wurde Priester. Und er bringt junge Menschen durch Musik zusammen. Denn er weiß: „Musik kennt keine Farbe.“
Kriegsausbruch in Jerusalem miterlebt
Die Borromäerin Schwester Gabriela Zinkl berichtete in der Gesprächsrunde vor 70 Zuhörerinnen und Zuhörern von ihren Erlebnissen während und nach dem Ausbruch des jüngsten Nahostkonfliktes. Sie lebte am 8. Oktober 2023 noch in Jerusalem. „Dort betreiben wir einen Kindergarten für muslimische, palästinensische Kinder. 15 Prozent sind aber auch Christen. Eine Woche nach Ausbruch des Krieges war er wieder geöffnet. Und plötzlich war für die Kinder wichtig, zu welcher Seite sie gehören. Auf einmal waren Unterschiede relevant, die vorher unwesentlich waren.“
Als Ordensgemeinschaft sehe sie eine wichtige Aufgabe darin, gerade jetzt vor Ort zu bleiben: „Wir leben quasi zwischen den Seiten. Und da wir dort schon so lange leben, schenkt man uns Vertrauen. Daher bleiben wir mit den Menschen im Gespräch. Und so können wir vermitteln.“
Dasselbe erfahren die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel in ihren Niederlassungen in Brasilien, Bolivien, Mosambik und Rumänien.
So wurden auf dem Katholikentag viele Beispiele deutlich, bei denen Religion vermittelt, Frieden stiftet, ausgleicht.
Schwester Ruth wirbt im Dialog mit Jugendlichen für Empathie
Schwester Ruth Stengel nahm im „Ökumenischen Kloster“ an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Generationenkonflikte und mögliche Lösungsansätze teil. Sie berichtete aus ihren Erfahrungen als Schulseelsorgerin am Engelsburg-Gymnasium in Kassel: „Konflikte sind normal. Die spannende Frage ist: Wie gehe ich damit um? Will ich die Position der anderen wirklich verstehen? Will ich mich auf die Welt der Jugendlichen einlassen?“ Auch hier ging es also um Empathie.
Einer der bekanntesten Soziologen Deutschlands, Hartmut Rosa, erklärte in einem der großen Foren in der alten Oper: „Wir haben keine Verheißung mehr vor uns. Wir sehen nur noch Abgründe um uns herum. Da verwundert es nicht, dass psychische Erkrankungen und Depressionen gerade unter jungen Menschen weltweit zunehmen.“
Extremisten bedienten sich einzelner Verse aus den heiligen Schriften, um sie in einen Appell für Gewalt umzudeuten. Insgesamt böten Religionen aber genau das, was die Menschen suchen: „einen Sinn in unserem Leben.“ Und dafür brauche es im wahrsten Sinne Räume. Die böte die Kirche. Die hat sie – woran in vielen Veranstaltungen erinnert wurde – zum Beispiel während der friedlichen Revolution vor der Wende geboten. Auch das Bergkloster Heiligenstadt stand den Menschen 1989 während der Montagsdemonstrationen als Rückzugsort offen.
Mit dem mobilen Kloster im Einsatz
Am Eröffnungsabend waren die Schwestern mit ihrem mobilen Kloster vor der Kaufmannskirche in der Innenstadt im Einsatz. An den darauffolgenden Tagen gestalteten sie die „Gespräche unter dem Feigenbaum“ im ökumenischen Kloster mit, das die Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK) in Zusammenarbeit mit zahlreichen Ordensgemeinschaften verantwortete.
Schwester Theresita Maria Müller und Schwester Theresia Lehmeier begleiteten mehrere Veranstaltungen mit ihrer Harfenmusik. Außerdem übernahmen die Schwestern am Freitag- und Samstagabend die Gestaltung der Komplet.
„Bei den Gesprächsrunden unter dem Feigenbaum hatten wir durchgehend großes Interesse. Wir haben viele wichtige und aktuelle Themen angesprochen. Auch die Komplet wurde an beiden Abenden von insgesamt fast 200 Katholikentagsteilnehmenden besucht“ freut sich Schwester Laetitia Müller.
So fuhren die zehn Ordensfrauen nach dem Schussgottesdienst am Sonntagmorgen im Hinblick auf den Erhalt und die Gestaltung der Kirche und wieder ermutigt nach Hause.