Prof. Dr. Johanna Rahner erklärt am 21. Februar im Bergkloster Bestwig, wofür sich Christen in ihrer Institution stark machen müssen
Hat die Kirche noch eine Zukunft? Dieser Frage stellt sich die renommierte Theologin Prof. Dr. Johanna Rahner am Mittwoch, 21. Februar 2024, um 19 Uhr im Bergkloster Bestwig. Die Lehrstuhlinhaberin für Dogmatik, Dogmengeschichte und Ökumenische Theologie an der katholischen Fakultät der Universität Tübingen bringt sich immer wieder in den Diskurs um Reformen in der katholischen Kirche ein. Im November 2018 war sie schon einmal im Bergkloster Bestwig. Damals sagte sie angesichts der fehlenden Mitbestimmungsmöglichkeiten für Laien und der fehlenden Gleichberechtigung der Frauen: „Ich gebe der katholischen Kirche noch fünf Jahre Zeit. Bis dahin fällt die Entscheidung, in welche Richtung es weitergeht.“
Diese fünf Jahre sind nun um. Das nahmen die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel um Anlass, Johanna Rahner wieder nach Bestwig einzuladen. Und sie sagte gerne zu. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.
Tatsächlich ist in den vergangenen fünf Jahren sehr viel passiert. Die Katholische Kirche beginnt die Fragen der sexuellen Gewalt und des Machtmissbrauchs nach Veröffentlichung der MHG-Studie systematisch aufzuarbeiten. Gleichzeitig waren diese Erkenntnisse in Deutschland Grundlage für den sogenannten Synodalen Weg. Und Ergebnisse dieser synodalen Prozesse, die innerhalb der katholischen Kirche in vielen Ländern laufen, wurden im Herbst 2023 auf einer Weltsynode in Rom diskutiert, zu der auch Laien und Frauen delegiert bzw. eingeladen wurden. Eine zweite Synode folgt im Herbst 2024. „Hinzu kommt die Corona-Pandemie, die unsere Gesellschaft verändert und Entwicklungen beschleunigt hat“, sagt Johanna Rahner.
Auch wenn sie religionssoziologisch wenig optimistisch ist, was die strukturellen Voraussetzungen innerhalb der katholischen Kirche angeht, so ist sie angesichts gesellschaftlicher und globaler Entwicklungen doch überzeugt, dass der Kirche wichtige Aufgaben bleiben. „Es gibt zwei Entwicklungen, die auseinanderfallen“, so die Theologin. „Die eine ist der klassische Institutionsabbruch, den die Kirche durch den Vertrauensverlust erfährt. Zum anderen aber wächst die Hoffnung auf die Handlungen und Optionen der Kirche.“ So seien Demokratie und Menschenrechte weltweit immer stärker gefährdet. Und hier könne und müsse die Kirche angesichts ihrer christlichen Werte ihre Stimme erheben.
Bekenntnis zu Demokratie und Menschenrechten
Wünschenswert wäre, wenn sich die Weltsynode im Herbst 2024 zu einer Grundsatzerklärung für demokratische Werte durchringt. Doch Johanna Rahner weiß um die innerkirchlichen Widerstände: „Die Kirche ist in dieser Hinsicht nur handlungsfähig, wenn sie ihren Sendungsauftrag glaubwürdig verkörpert“ – also Partizipation, Gleichberechtigung und Transparenz auch innerhalb ihrer Institution lebe und umsetze. Dem stehe ihrer Meinung nach theologisch nichts entgegen – „doch geht es bei diesen Fragen im Klerus um Machterhaltungs-Diskurse.“
Der synodale Weg aber habe immerhin eine Sprachfähigkeit hergestellt und aufgezeigt, dass die katholische Kirche weltweit vor denselben Problemen steht. „Deshalb ist inzwischen auch vieles möglich, was vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre“, so die Professorin. Auch darauf setzt sie ihre Hoffnungen für die Katholiken.