Ein spiritueller Impuls zum Advent von Sr. Klara Maria Breuer
Bilder haben Macht. Sie lenken den Fokus auf je ausgewählte Situationen, Personen und Umstände. Bilder lösen Emotionen aus, vom Staunen über Betroffenheit oder Entsetzen bis hin zu Mitleid. Oft gilt der erste Blick dem Bild, das die Botschaft eines Textes eindrücklich zusammenfasst. Bilder bestimmen auch die biblischen Texte im Advent.
Wie das Bild des Propheten Jesaja vom Berg des HERRN. Fest, so Jesaja, steht er, als höchster der Berge, und Völker ziehen zu ihm hinauf. „Sie erheben nicht das Schwert, Nation gegen Nation, und sie erlernen nicht mehr den Krieg“: So zeichnet der Prophet das Bild einer Welt, die auf Gott und seine Ordnung hin ausgerichtet ist. Von Schwertern, die zu Pflugscharen geschmiedet werden, spricht Jesaja. Viele in der Friedensbewegung haben sich von diesem Wort inspirieren lassen. Eine Bronze-Skulptur, die das biblische Motiv plastisch darstellt, steht sogar im Garten des UNO-Hauptgebäudes.
Widersprechen diese Bilder jedoch nicht gänzlich unserer Wirklichkeit? Wir erleben doch gerade, wie sich Nation gegen Nation erhebt. Wie aufgerüstet, statt abgerüstet wird. Es herrscht Krieg, in der Ukraine, im Nahen Osten und an vielen weiteren Orten der Welt.
Legen wir die biblischen Bilder nicht leichtfertig beiseite. Lassen wir uns vielmehr im Advent von diesen alten Bildern berühren. Es sind Bilder, die Zuversicht wecken und davon sprechen, dass eine andere Welt möglich, ja in Gottes Plan ist. „Haus Jakob, auf, wir wollen gehen im Licht des Herrn“, ermuntert Jesaja. Wir können um Licht bitten, für uns selbst, unsere Nächsten, unsere Welt. Ein Licht, füreinander angesteckt, vermag Hoffnung zu stärken. Umfassender Frieden, wie ihn das Bild Schwertern, die zu Pflugscharen werden, zeichnet, beginnt im eigenen Herzen. Eine Nation bildet sich aus vielen einzelnen Menschen. Je mehr Menschen sich dem Licht zuwenden, desto heller wird es in unserer Welt. Eine Überforderung wäre es, im eigenen Licht gehen zu müssen. Ein allein gegangener Weg kann mühsam werden. Jesajas ruft dazu auf, gemeinsam, als Wir, im Licht des Herrn zu gehen. Gottes erstes Wort, am Anfang der Schöpfung, war: „Licht sei“. Diesem Licht dürfen wir trauen. Auch in der Dunkelheit unserer Tage. „Auf, wir wollen gehen im Licht des Herrn!“
Sr. Klara Maria Breuer