Ein spiritueller Impuls zum Martinsfest von Sr. Klara Maria Breuer
Am 11. November werden wieder vielerorts Kinder mit ihren Laternen einem Martinszug folgen. „Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind“ wird es erklingen. Inszeniert wird, wie der heilige Martin seinen Soldatenmantel mit einem armen Bettler teilt. Wer war dieser Heilige, dessen Licht über Jahrhunderte bis in unsere Zeit leuchtet?
316 nach Christus wurde Martin in Ungarn geboren. Am 8. November 397 starb er in Frankreich. Sein Leben kannte verschiedene Etappen: Während seiner Jahre als Soldat wurde er Christ. Einige Zeit lebte er als Einsiedler. Um das Jahr 371/372 wurde Martin Bischof von Tours. Um sein Leben ranken sich verschiedene Legenden. Die Mantelteilung ist die bekannteste.
In diesem Jahr wird es erstmals auch seitens der Essensstelle, in der ich in Münsters Innenstadt mitarbeite, eine Martinsfeier geben. Auch auf diese Weise wollen wir den Blick auf Menschen in sozialer Not in unserer Stadt lenken. Im Park gegenüber unserer Einrichtung werden wir am Freitagnachmittag eine Feuerschale aufstellen. Wir werden das Martinslied singen und Martinswecken teilen. Denn Teilen ist eine Kernbotschaft des Martinsfestes.
Radikale Erinnerung an christliches Handeln
Die Legende erzählt, dass Martin an einem sehr kalten Wintertag am Stadttor von Amiens einen dürftig bekleideten Armen sah. Kurzerhand teilte Martin seinen Mantel mit seinem Schwert in zwei Hälften. Der Soldat und der arme Bettler waren nun in den gleichen Stoff gehüllt.
Teilen verändert. Die Bedeutung des Teilens reicht über eine Wohltat einem Notleidenden gegenüber hinaus. Auch der Teilende empfängt. Von Martin heißt es, dass er im Traum Christus sah, bekleidet mit des Armen Mantelteil. Martin verstand Jesu Wort: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Matthäus 25,40).
Des heiligen Martin zu gedenken, ist mehr als ein Laternenfest. Es ist radikale Erinnerung daran, dass christliches Handeln an der Not des Nächsten nicht vorübergeht. Dass Teilen verbindet. Wo Teilen gelebt wird, verändert sich unsere Welt im Kleinen wie im Großen. In den gesellschaftlichen Fragen, die uns heute bewegen, bietet das Martinslicht Orientierung an.
Martinslicht
Martins Geste
erinnert bis heute
geteilter Mantel
in kalter Zeit
je eine Hälfte
bedeckt
die Beiden
Bettler und Soldat
gehüllt in
gleichen Stoff
Teilen
als Antwort
auf Nöte
des Lebens
verändert den
der es wagt.
Sr. Klara Maria Breuer smmp