In dem afrikanischen Land gibt es schon 26 einheimische Ordensschwestern – Seelsorge, Bildung und die Förderung junger Frauen sind wichtigste Aufgaben
Die Zahl der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel wächst in Mosambik rasant. Inzwischen gibt es 26 einheimische Ordensfrauen, die mindestens schon eine zeitliche Profess abgelegt haben, darüber hinaus sind neun Novizinnen in der Ausbildung. Weitere 32 junge Frauen befinden sich – meist noch nicht volljährig – schulbegleitend im Postulat, Vor-Postulat und in der Aspirantur. Diese Zahlen präsentierte die Regionalverantwortliche Schwester Leila de Souza e Silva bei ihrem knapp dreiwöchigen Besuch in Deutschland. Und sie verriet auch Pläne für neue Standorte und neue Aufgaben. Davon gibt es in Mosambik genug.
In Heiligenstadt und Bestwig nahm Schwester Leila an verschiedenen Gesprächen und Begegnungen teil. „In Präsenz sind solche Besuche seit der Corona-Pandemie leider selten geworden. Und doch lassen sich komplexere Themen dann viel besser vertiefen als am Telefon oder per Videokonferenz“, sagt Generaloberin Schwester Maria Thoma Dikow. Vor allem vor dem Generalkapitel im Sommer sei dieser Austausch noch einmal sehr wichtig gewesen.
Vor 21 Jahren wurde die Niederlassung der Schwestern in Metarica gegründet. Schwester Leila ist von Anfang an verantwortlich für die Entwicklung der Ordensgemeinschaft in dem südost-afrikanischen Küstenstaat. Inzwischen ist die Zahl der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel dort fast genauso groß wie in ihrem Heimatland Brasilien. In Cuamba, Nametória und Nampula wurden bereits drei weitere Standorte in den Provinzen Niassa und Nampula gegründet. Jetzt sollen mit Tsangono in der Provinz Tete und an einem weiteren Standort in der Provinz Zambézia neue Niederlassungen dazu kommen.
Gemeinschaft schließt Verträge mit den Bischöfen
In beiden Provinzen ist die Ordensgemeinschaft bereits bekannt. Denn 2021 haben dort jeweils sechs Schwestern als „Kommunität auf dem Weg“ in zwei Orten wichtige Aufbauarbeit und seelsorgliche Dienste geleistet. „Wir kamen auf Bitte der jeweiligen Bischöfe. Und mit diesen Bischöfen sind wir nun weiter im Kontakt“, erklärt Schwester Leila. Ziel sei es, Verträge zu schließen, die den Schwestern einerseits möglichst große Freiheiten einräumen und andererseits erst einmal auf ein Jahr befristet sind. Denn erst müsse sich zeigen, wie sich die Arbeit entwickelt, ob ein längerfristiges Engagement an diesen Standorten sinnvoll und tragfähig sei.
„In beiden Fällen würden unsere Schwestern in Orte gehen, in denen es wenig Infrastruktur gibt. Es wird eine große Herausforderung sein. Daher sehen wir für diesen Einsatz auch nur Schwestern vor, die schon einen Berufsabschluss und ihre Ordensausbildung abgeschlossen haben, der Gemeinschaft also bereits einige Jahre angehören“, sagt Schwester Leila.
Ziel solle es sein, Präsenz der Kirche zu zeigen, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, vor allem die Entwicklung junger Frauen zu fördern und in Abstimmung mit dem Pfarrer vor Ort Seelsorge und Katechese zur Vorbereitung auf die Sakramente zu leisten. In Tsangono in der Provinz Tete ist der Start bereits im März 2022 vorgesehen. Zunächst sollen hier vier Schwestern tätig werden. In Zambézia steht der Standort für eine feste Kommunität noch nicht fest.
Arbeit im Flüchtlingslager
Darüber hinaus wollen die Schwestern ihren Einsatz im Flüchtlingslager Corrane nördlich von Nampula fortsetzen. Hier kommen Flüchtende aus der Provinz Cabo Delgado an, in der sich bürgerliche Milizen und islamische Fundamentalisten Kämpfe liefern und Terroranschläge häufen. „Viele der Ankommenden bringen traumatische Erfahrungen mit“, berichtete Schwester Leila bereits im Frühjahr 2021.
Allmählich breitet sich der Terror vom Norden des Landes in den Süden aus. Auch in der Provinz Niassa gab es schon Anschläge, so dass die vier seit November in Metarica eingesetzten Missionarinnen auf Zeit auf Empfehlung des Auswärtigen Amtes schon wieder nach Deutschland zurückgeholt wurden. „Unser Alltag in Metarica ist davon aber nicht betroffen. Auch belastet es unser gutes Verhältnis zu den Muslimen bisher nicht. Wir arbeiten ganz normal weiter“, sagt Schwester Leila – ob im Kindergarten, an der Schule, in den Alphabetisierungskursen für Erwachsene, in der Katechese oder im Milchprojekt, das Müttern Unterstützung bei der Ernährung ihrer Kleinkinder gibt. Das bürgerkriegserfahrene Land ist immer wieder von Krisen, Naturkatastrophen oder politischen Unruhen betroffen.
Neue Kommunitäten auf dem Weg geplant
Auch neue „Kommunitäten auf dem Weg“ seien wieder mit jüngeren Schwestern in Planung. Die ersten Erfahrungen dieser Art seien im vergangenen Jahr sehr positiv gewesen. „Die jungen Ordensfrauen, die diese Einsätze miterleben durften, kamen dankbar und bereichert wieder nach Metarica zurück“, berichtet Schwester Leila. Der Einsatz habe bewirkt, ihnen die Augen für die Nöte der Menschen, aber auch für die mögliche Hilfe zu öffnen.
In Zambézia halfen die Schwestern im Herbst 2021 zum Beispiel, das Dach eines Schulgebäudes fertigzustellen. Erst dann konnte es in Betrieb genommen werden. Und erst dann stellt der Staat für die Schule das Lehrpersonal. Und noch vor Ostern ist in derselben Provinz an einem Wallfahrtsort ein weiterer, mehrwöchiger Einsatz als Kommunität auf dem Weg vorgesehen.
Oft gehe es darum, den Menschen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, ihnen Wege aufzuzeigen und vor allem auch den Frauen Selbstbewusstsein zu vermitteln. „Die Geschlechterrollen verstehen die Familien in Mosambik leider noch sehr traditionell: Während die Jungs schon früh viele Freiheiten haben, müssen die Mädchen bereits im Haushalt mithelfen. Und während die heranwachsenden jungen Männer oft noch eine weiterführende Schule besuchen und sich gesellschaftlich engagieren, brechen die jungen Frauen ihre Ausbildung viel häufiger ab und bekommen schon Kinder“, erklärt Schwester Leila.
Das Selbstbewusstsein der Frauen fördern
Ein Umdenken fände nur langsam statt. Die Ordensgemeinschaft trage dazu einiges bei: „So bringen sich unsere jungen Ordensschwestern zum Beispiel sehr selbstbewusst in die Liturgie ein. Auch gibt es in Mosambik schon Gemeindeleiterinnen. Das ist zwar noch ungewöhnlich, innerhalb der Kirche aber kein Problem.“ Ebenso stellt sie mit Freude fest, dass die Interessentinnen für einen Eintritt in die Ordensgemeinschaft älter werden, weil es immer mehr weiterführende Schule gebe und inzwischen auch immer mehr Mädchen die zehnte oder elfte Klasse besuchten.
Und was ihr noch ganz wichtig ist: Der Einsatz gegen sexuelle Übergriffe und sexuelle Gewalt. „Es ist leider immer noch üblich, dass minderjährige Mädchen schon für eine Capulana, das traditionelle Umhängetuch und Kleidungsstück, Sex anbieten. Und genauso selbstverständlich nehmen Männer solche sexuellen Angebote an. Oder sie verlangen sie.“ Dies habe ganz wesentlich mit dem fehlenden Selbstwertgefühl junger Frauen und dem Rollenverständnis der Männer zu tun. „Dagegen arbeiten wir an. Indem wir die Frauen stärken und auch bei Männern das Bewusstsein verändern. Seitdem unsere Schwestern in Metarica leben und arbeiten, gibt es solche Vorfälle immer seltener“, beobachtet Schwester Leila.
An diesem Dienstag fliegt sie wieder zurück nach Mosambik, wo neue Herausforderungen auf sie warten. Aber die wachsende Gemeinschaft selbstbewusster, gut ausgebildeter Ordensfrauen gibt ihr Zuversicht, dass sie noch vieles verändern und auf den Weg bringen kann.