Sieben junge Erwachsene lassen sich im September für ein Einsatzjahr in Mosambik und Bolivien aussenden
„Natürlich hatten meine Eltern Bedenken“, sagt Nele Düser. Kurz, bevor sie ihre Bewerbung für das Jahr als Missionarin auf Zeit – kurz MaZ – in Bolivien abschicken wollte, habe ihre Mutter noch einmal gefragt, ob nicht auch Spanien für ein Auslandsjahr infrage käme. „Aber schließlich habe ich auf ‚Senden‘ gedrückt“, erinnert sich die 18-Jährige. Und nun verbrachte sie gemeinsam mit sechs weiteren jungen Erwachsenen eine Woche für die letzte Vorbereitungsphase im Bergkloster Bestwig. Am Samstag, 18. September, ist die Aussendung geplant.
„Die Corona-Situation hat mich schon etwas verunsichert“, gibt die Abiturientin zu. Aber sie hatte sich schon seit Langem vorgenommen, einen solchen Freiwilligendienst zu leisten: „Ich will meinen Horizont erweitern und lernen, nicht alles aus deutscher Perspektive zu sehen.“
Ähnliche Gründe treiben auch die anderen an: „Ich wollte etwas Sinnvolles tun. Gerne im Ausland. Bei den Au Pair-Angeboten habe ich das zunächst nicht wirklich gefunden. Aber dann wurde mir an meiner Schule das MaZ-Konzept vorgestellt. Und davon war ich begeistert“, berichtet Aenna Geilen. Die 18-Jährige Winterbergerin hat jetzt am beruflichen Gymnasium des Berufskollegs Bergkloster Bestwig ihr Abitur gemacht. Nun will sie für ein Jahr nach Mosambik: „Da scheint mir der Kontrast zu der Welt, wie ich sie bisher kenne, am größten.“
Carlos Gonzalez Grote hat im Mai am Placida Viel-Berufskolleg in Menden sein Abitur bestanden und von der Möglichkeit eines MaZ-Einsatzes ebenfalls durch Vorträge erfahren. Er unterstreicht: „Für mich stand fest: Wenn ich die Chance auf ein solches Auslandsjahr habe, mache ich das.“ Obwohl auch seine Eltern anfangs nicht so begeistert waren von dieser Idee. „Vielleicht ist unsere Unterstützung aber gerade jetzt in der Corona-Zeit umso wichtiger und ein positives Zeichen“, meint der 19-Jährige aus Hemer.
Kriterienkatalog erfüllt
Nachdem im vergangenen Jahr aufgrund der Pandemie keine MaZ ins Ausland entsandt werden durften, sieht es zurzeit wieder recht gut aus – obwohl die jungen Erwachsenen in ihren Einsatzländern mit erheblichen Einschränkungen rechnen müssen. Und noch steht nicht fest, ob es wirklich klappt. Aber Nina Kettler aus Ense am Nordrand des Sauerlandes spricht für alle, wenn sie sagt: „Nachher bereue ich es, wenn ich es nicht wenigstens versucht hätte.“
Birgit Bagaric vom MaZ-Team, das die jungen Erwachsenen gemeinsam mit Schwester Maria Dolores Bilo und den Ehemaligen Thorben Prünte und Viktoria Lehmann seit dem Frühjahr auf ihren Auslandseinsatz vorbereitet, erklärt: „Der entwicklungspolitische Freiwilligendienst ‚weltwärts‘ hat angesichts der Corona-Pandemie einen Kriterienkatalog zusammengestellt. Den können wir erfüllen.“ weltwärts ist eine Organisation des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, über die der Auslandseinsatz zu 75 Prozent abgesichert und finanziert wird.
Die sieben Missionarinnen und Missionare auf Zeit, die in diesem Jahr auf die Reise geschickt werden, gehen in zwei Einrichtungen, die relativ isoliert sind, ein Hygienekonzept vorweisen können und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alle geimpft sind. Drei gehen in das Kinderdorf Aldea Cristo Rey nach Bolivien, vier in das Kloster nach Metarica in Mosambik. Dort gibt es unter anderem eine Schule, in der die Freiwilligen mitarbeiten.
„Auch die Gespräche mit unseren Rückkehrern aus den vergangenen Jahren haben uns darin bestärkt, dass ein Auslandseinsatz zurzeit am besten an diesen beiden Standorten möglich ist“, sagt Birgit Bagaric. Die Anträge an das Auswärtige Amt seien gestellt. Das bewerte den Einsatz derzeit als unproblematisch. „Wahrscheinlich müssen unsere MaZ nach ihrer Einreise erst einmal in Quarantäne. Aber das ist in diesen beiden Einrichtungen ebenfalls gut möglich“, erläutert die Sozialarbeiterin. Und angesichts des neunmonatigen Aufenthaltes in dem Land sei eine Quarantäne am Anfang zu verkraften.
Gruppe gibt Sicherheit
Nele Düser fühlt sich in dem von der Außenwelt weitgehend abgeschlossenen Kinderdorf in der kleinen MaZ-Gruppe umso sicherer: „Ich hatte relativ schnell das Gefühl, dass die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel als Entsendeorganisation verantwortungsvoll mit der Situation umgehen.“ Auch wenn die fehlende Bewegungsfreiheit eine Herausforderung darstellt.
Charlotte Freyer weiß: „Wir sind eine kleine Gruppe auf engem Raum. Da wird es sicher nicht so einfach sein, sich mal aus dem Weg zu gehen.“ Die 18-Jährige stammt aus Lüneburg. Ihre Schwester war schon über die Ordensgemeinschaft ausgesandt worden. Und von der hat sie erfahren, „dass hier das soziale Miteinander im Vordergrund steht. Ich hoffe, dass sich das gerade in der jetzigen Pandemie-Situation bewährt.“
Auch Nina Kettler hat eine ältere Schwester, die über SMMP ein freiwilliges Auslandsjahr absolviert hat. So folgten manche der neuen Freiwilligendienstler auf der Suche nach einer passenden Entsendeorganisation persönlichen Empfehlungen. Nicht ganz so war es allerdings bei Anna Ecker aus München: „Ich habe zwar von Freunden über das MaZ-Angebot erfahren, mich daraufhin aber im Internet umgesehen. Und die Berichte auf der SMMP-Seite sprachen mich am meisten an. Sie haben in mir die Vorfreunde auf dieses Auslandsjahr geweckt.“
Das, was die jungen Erwachsenen erwartet, vermag Eva Sadura wahrscheinlich am besten einzuschätzen. Die 19-Jährige hat bereits zehn Jahre im Ausland verbracht – und zwar gemeinsam mit ihrer Mutter Petra und ihren beiden Schwestern in der Aldea Cristo Rey in Cochabamba. Petra Sadura hatte diese Einrichtung im Auftrag der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel acht Jahre lang bis 2016 geleitet und war mit ihrer Familie dorthin ausgewandert. Dann wurde die Trägerschaft für die Einrichtung an die Augustiner in Bolivien übergeben.
„In diesen Jahren habe ich immer Missionarinnen und Missionare auf Zeit um mich herum erlebt. Auch mir haben sie manchmal bei den Hausaufgaben geholfen. Und ich habe die Freizeitangebote in Anspruch genommen, die sie in dem Kinderdorf organisiert haben. Davon möchte ich jetzt gerne etwas zurückgeben.“ Allerdings in einem anderen Land. Deshalb hat sich Eva Sadura für Mosambik entschieden.
Freunde zeigen Respekt
Eine Freundin gab ihr sogar schon die Zusage, sie in Mosambik zu besuchen. In ähnlicher Form erfahren auch die anderen MaZ Zuspruch von ihren bisherigen Mitschülerinnen und Mitschülern oder Bekannten. „Sie sagen, dass sie das richtig cool finden und das von mir gar nicht gedacht hätten“, sagt zum Beispiel Aenna Geilen.
Zunächst aber gilt es Daumen zu drücken, dass das Auslandsjahr 2021/2022 ab September wie geplant stattfinden kann. Die sieben Freiwilligen, die das MaZ-Team der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel dafür vorbereitet hat, sind jedenfalls bereit.