Mit gemischten Gefühlen sind Schwester Dorothea Brylak von der Generalleitung und Winfried Meilwes aus der Missionszentrale von ihrem Projektbesuch in Rumänien zurückgekehrt. Besucht haben sie im rumänischen Schineni das Schwesternhaus mit dem Zentrum für Kinder und Jugendliche, das Kinderheim der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel und das Soziale Zentrum im Nachbardorf Siretu.
„Mit großer Sorge haben wir die Berichte von unseren Schwestern Carmen Tereza Rusu, Benedikta vom Kreuz Lerch, Ignatia Nagel und Maria Goretti Griguriú, sowie Iuliana Ciceu, Leiterin des Sozialen Zentrums und Kinderheimes, aufgenommen“, so Schwester Dorothea, Rumänienbeauftragte der Generaloberin. Insbesondere das Anwachsen des Hungers in manchen Familien sei besorgniserregend. Durchschnittlich elf Kinder erhalten täglich vor der Schule ein Frühstück im Sozialen Zentrum. Und ein Mittagessen wird derzeit an 27 Kinder ausgegeben. Im Kinder- und Jugendzentrum des Schwesternhauses wird täglich rund 30 Kindern ein Imbiss gereicht. Tendenz steigend.
Die soziale Situation im ländlich geprägten Schineni und seinen Nachbardörfern war daher auch Thema im Gespräch mit Bürgermeister Valentin Manea von der politischen Gemeinde Saucesti. Dieser Gemeinde gehören neben Schineni und Siretu noch weitere drei Dörfer an. Offiziell habe die Gemeinde laut Zählung von 2014 rund 4.700 Einwohnern, aber da nicht alle erfasst werden konnten, geht er von einer Größenordnung von 6.000 Einwohnern aus. Auch der Bürgermeister und seine Sozialassistentin nehmen ein Anwachsen der Not bei den Menschen am unteren Rand der Gesellschaft war. Insbesondere die hohe Arbeitslosigkeit, vor allem die Jugendarbeitslosigkeit von derzeit 23,8 Prozent, seien ein Grund dafür. Umso mehr ist der Bürgermeister dankbar für das soziale und pastorale Engagement der Schwestern und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für seine fünf Dörfer. Knapp 5.000 Euro hat er für dieses Jahr den Schwestern für den Einkauf von Lebensmitteln zur Verwendung für die ärmsten Familien zugesagt. „Dies ist zumindest ein Anfang“, so Winfried Meilwes von der Missionszentrale. Denn seit Jahren verspricht die politische Gemeinde eine finanzielle Unterstützung, die aber bis dahin nie eingehalten wurde.
Hilfe für Familien
Um die Not der Familien zu lindern und Wege aus der Perspektivlosigkeit zu entwickeln, werden von Schwester Carmen Tereza derzeit 60 Familien regelmäßig besucht und begleitet. Weitere 27 Familien werden von Iuliana Ciceu und ihrem Team aufgesucht. Alle Familien werden durch das Familienpatenschaftsprogramm der Ordensgemeinschaft mit monatlich 30 Euro finanziell unterstützt. Diese Gelder werden insbesondere eingesetzt für den Schulbesuch der Kinder, Nahrungsmittel oder notwendige Medikamente. Diese aufsuchende Sozial- und Pastoralarbeit ist ein wesentliches Element der unterschiedlichen Hilfen, die die Schwestern für die Menschen in den Dörfern bereithalten. Als ein weiteres und neues Angebot wird seit etwa einem halben Jahr ein Kurs für Mütter und Väter zu Fragen der Erziehung angeboten. Dieses Angebot wird von 17 Personen in Anspruch genommen.
Durch die Nähe zu den Menschen ist das Schwesternhaus Anlaufstelle für viele Menschen in besonderen und manchmal sehr dramatischen Situationen geworden. Gerade bei schweren Erkrankungen, einem plötzlichen Tod oder auch Gewalt in den Familien, ist Schwester Carmen Tereza häufig die erste Anlaufstation. Gerade wenn dies Kinder betrifft, ist schnelles Handeln erforderlich. Für solche Ausnahmesituationen bietet der Schwesternkonvent in seinem Haus der Zukunft Kindern und Jugendlichen für eine begrenzte Zeit eine Wohnsituation an. Insgesamt vier Doppelzimmer stehen zur Verfügung. Diese Zimmer werden aber auch als Wohnmöglichkeit für die jungen Frauen genutzt, die mit 18 Jahren das Kinderheim verlassen müssen und sich auf dem Weg in die Selbständigkeit befinden.
Altersarmut
Aber auch die Altersarmut ist ein Thema. „Es gibt so viele ältere und kranke Menschen in unseren Dörfern, die einer Unterstützung bedürfen“, so Schwester Carmen Tereza im Gespräch mit Schwester Dorothea. Bei ihren Hausbesuchen wird die engagierte rumänische Ordensschwester und Sozialarbeiterin auf diese Not aufmerksam. Manchmal bekommt sie einfach nur einen diskreten Hinweis von Dorfbewohnern, doch mal bei der „Hütte“ vorbeizuschauen. 25 ältere Menschen, die einer medizinischen Unterstützung bedürfen, werden in Folge von der Krankenschwester des Sozialen Zentrums regelmäßig besucht und bei der Grundversorgung unterstützt.
Für die psycho-soziale Beratung von Menschen in besonderen Notlagen aber auch Lebenskrisen stehen neben den zwei Sozialarbeiterinnen Schwester Carmen Tereza und Iuliana Ciceu zusätzlich eine Psychologin zur Verfügung. Alle drei Fachkräfte versuchen in vielen kleinen Schritten die Menschen wieder zu stabilisieren, mit manchen deren Traumata aufzuarbeiten, mit anderen wiederum Lebensperspektiven zu entwickeln. Dabei wird eine enge Zusammenarbeit mit Sozialassistentin der politischen Gemeinde gesucht. Hier hat sich nach eigener Einschätzung in den vergangenen Jahren eine gute und verlässliche Zusammenarbeit entwickelt.
„Die vielen Gespräche und Besuche haben uns darin bestätigt, wie wichtig der Dienst unserer Schwestern und ihrer Mitarbeiterinnen in Rumänien ist“, so Schwester Dorothea rückblickend auf ihren Projektbesuch. Und Winfried Meilwes ergänzt: „Nah bei den Menschen zu sein, dieser Anspruch unserer Ordensgemeinschaft, wird in Rumänien beeindruckend gelebt. Ich habe höchsten Respekt für das Engagement aller Beteiligten.“
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