Von Schwester Maria Thoma Dikow
Am 2. Dezember 2016 jährt sich der Geburtstag der seligen Schwester Martha Le Bouteiller zum 200. Mal. Wer war diese Schwester, die oft etwas im Schatten Ordensgründerin Maria Magdalena Postel und ihrer Nachfolgerin Placida Viel zu stehen scheint?
Geboren am 2. Dezember 1816 in einem kleinen Weiler bei Percy in der Normandie, schloss sie sich der jungen Ordensgemeinschaft im Alter von 25 Jahren an. Sie übernahm schwere körperliche Arbeit in Küche, Haus und Garten und war verantwortlich für die Mitarbeiter des Klosters. Wegen ihrer tiefen Gottverbundenheit wurde sie eine wichtige Ratgeberin für Maria Magdalena und Placida.
Bei der Feier der Seligsprechung Schwester Marthas im November 1990 sagte Papst Johannes Paul II.: „Durch ihr Leben hat Schwester Martha die Worte aus dem Magnificat wahr gemacht: ‚Der Mächtige erhöht die Niedrigen.‘ Sie hat ihr Leben geheiligt in der Demut und Abgeschiedenheit ihrer täglichen Arbeit in der Küche und in der Landwirtschaft. Damit hat sie uns allen beispielhaft vorgelebt, dass es nicht entscheidend ist, wo der Mensch im Leben steht, sondern dass er den Platz, an dem er steht, ausfüllt mit seinem Dienst an Gott und den Menschen.“
Was kann Schwester Martha uns heute sagen? Vielleicht das:
- Martha hat äußerlich nichts Großes hervor gebracht. – Es geht auch in unserem Alltag um die kleinen, oft mühsamen Schritte. Sie lehrt uns, das Kleine, Verborgene wertzuschätzen.
- Martha war eine Frau, die gesammelt lebte. Ihr Symbol ist der Krug, denn sie füllte ihr Wesen mit Gott. – Sie erinnert uns, in aller Zerrissenheit, in allen oft so widersprüchlichen Eindrücken und Herausforderungen unseres Alltags, unsere Mitte und letztlich Gott zu suchen.
- Martha vertraute der hl. Maria Magdalena Postel und ihrer Nachfolgerin Schwester Placida, aber umgekehrt hatten auch diese großes Vertrauen zu Schwester Martha. – Sie zeigt uns, dass wir vom Vertrauen anderer leben, und ermutigt uns, anderen zu vertrauen.
- Martha war verantwortlich für die Arbeiter in der Abtei, sorgte für ihr Wohlergehen und leitete sie an. Dabei ging sie sehr achtungsvoll mit ihnen um. – Sie fragt uns, wie wir den Menschen begegnen, die mit uns oder für uns arbeiten. Es ist in ihrem Sinn, wenn wir nicht nur die Dienstleistung, sondern den Menschen sehen und ihm Wertschätzung entgegenbringen.
In diesem Sinne entdecke ich bei Schwester Martha Le Bouteiller ganz aktuelle Orientierungspunkte für mein eigenes Leben und bin sehr dankbar dafür.