Impuls zum Placida-Jahr von Sr. Bernadette Maria Blommel
Am vergangenen Sonntag haben wir das Fest der Taufe des Herrn gefeiert und damit die Weihnachtszeit liturgisch abgeschlossen. Das Fest der Taufe des Herrn lenkt unseren Blick ganz automatisch auf unsere eigene Taufe. Gott sagt auch zu uns, was er seinem Sohn gesagt hat: Du bist mein Erwählter, mein geliebtes Kind, an dem ich Gefallen habe!
Kennen Sie eigentlich Ihren Tauftag, das Datum ihrer Taufe? Es ist wichtig, dieses Datum zu kennen, denn es ist ein Tag, den man feiern sollte: der Tag unserer Wiedergeburt als Kinder Gottes.
Im vergangenen Jahr durfte ich mit einer Gruppe von Schwestern u.a. nach Quettehou, den Geburtsort von Schwester Placida Viel fahren. Dort haben wir an ihrem Tauftag in der Pfarrkirche mit einer großen Gemeinde ein feierliches Hochamt gefeiert und am Taufbrunnen eine Gedenktafel enthüllt, auf der das Datum ihrer Taufe steht, nämlich der 26. September 1815. Es hat mich tief berührt, als ich am gleichen Taufstein, an dem Mutter Placida getauft wurde, 200 Jahre später – am 26. September 2015 – mein eigenes Taufbekenntnis erneuern durfte.
Wenn wir unseren Tauftag feiern, erneuern wir unser Bekenntnis zu Jesus und verpflichten uns dazu, als Christen zu leben, als Mitglieder der Kirche und einer neuen Menschheit, in der alle Geschwister sind. Niemand wird als Christ geboren! Zu Gott zu gehören als sein Kind, in seinem Dienst gerufen zu sein, das ist das große Geschenk an jeden Getauften. Ein Geschenk an unser Herz, dessen Wert nicht im Materiellen, sondern im Innern von uns Menschen liegt und deshalb entdeckt werden will.
Ein Geschenk des Glaubens
Bei der Taufe von Erwachsenen kann man meist diese Freude über das Geschenk des Glaubens und der Taufe sehr direkt spüren. Sie haben einen Weg des Suchens und Findens hinter sich. Eine Taufvorbereitung von häufig einem Jahr ist keine unüberlegte Entscheidung. Der Großteil von uns ist aber nach gängiger Praxis als kleines Kind getauft und hat daran keine Erinnerung. Die Kindertaufe macht zwar einerseits das Gnadengeschenk Gottes an uns viel stärker deutlich, hat aber den Nachteil, dass dieses Geschenk später bewusst gemacht und angenommen, gleichsam „ausgepackt“ werden muss. Doch was heißt es, das Geschenk der Taufe „auszupacken“?
Stellen wir uns vor: Ich bekomme ein schönes Bild geschenkt und stelle es irgendwo ab; ich bekomme eine tolle Kamera und fotografiere nicht damit; ich bekomme Schmuck geschenkt und trage ihn nicht; ich bekomme einen Gutschein geschenkt und löse ihn nicht ein; ich bekomme Konzentkarten und gehe nicht hin (Was ist eigentlich mit Ihren Weihnachtsgeschenken vom vergangenen Fest geschehen?). Damit nehme ich zum einen mir die Freude und zum anderen könnte der, der mich beschenkt hat, auch sehr traurig sein. Und so freut sich auch Gott an uns, wenn wir sein Geschenk der Taufe entfalten und leben.
Was bedeutet es, die Taufe zu entfalten? Lassen wir dazu die liturgischen Texte des Festes „Taufe des Herrn“ noch einmal zu uns sprechen. Es heißt: Das Wort Gottes zu hören und zu verstehen; dem Evangelium zu folgen und nach dem Beispiel Jesu zu leben; das Gebet zu pflegen und zu schätzen; aus Gottes Geist zu leben und seinem Geist Raum zu geben, Gutes zu tun , für Recht und Gerechtigkeit einzustehen; Licht für die Menschen zu sein, besonders für die in Not; Zeugen der Wahrheit und der frohen Botschaft zu sein.
Die selige Placida Viel, deren 200 jähriges Geburts- und Taufjubiläum wir feiern, helfe uns, unser Getauftsein mit Freude und Begeisterung zu erleben und jeden Tag das Geschenk des Heiligen Geistes aufzunehmen, der uns alle zu Kindern Gottes und zu Geschwistern macht.
Stichwort Placida-Jahr:
Die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel gedenken von September 2015 bis September 2016 der Gründerin ihrer deutschen Kongregation, Schwester Placida Viel. Schwester Placida war die zweite Generaloberin der französischen Gemeinschaft und kleidete 1862 vier Lehrerinnen in Heiligenstadt ein. Seit 1920 ist der daraus entstandene deutsche Ordenszweig eigenständig. Schwester Placida wurde als Victoria Viel am 26. September 1815 – also vor 200 Jahren – geboren.