Spiritueller Impuls von Sr. Ruth Stengel zum Christkönigsfest im Placida-Jahr
Ohnmacht, Angst, Unsicherheit und Wut: Gefühle, die in den letzten Tagen seit den Pariser Terroranschlägen unsere große und unsere kleine, je persönliche Welt bewegen.
Was bleibt nach den Terroranschlägen? Trauer und bei vielen eine diffuse Zukunftsangst. Wie wird es werden? Stehen wir vor einem Krieg oder sind wir mittendrin? Diese Fragen kennen keine religiösen oder ethnischen Grenzen, sie bewegen Menschen weltweit.
Mitten in dieser Situation feiern Christen das Christkönigsfest, am letzten Sonntag im Kirchenjahr. Vor dem Hintergrund der politischen Umbrüche wurde es nach dem 1. Weltkrieg eingeführt. Jesus Christus als König und Herrscher, der stärker ist als menschliche Gewalten, „der ist und der war und der kommt“ (Offb. 1,8).
Wie mögen diese Worte klingen angesichts einer Welt, die mehr und mehr aus den Fugen gerät? Ich spüre Zögern vor zu großen Worten. Nur eines weiß ich, wir alle brauchen Hoffnung über den Tod hinaus.
Leben können wir, wenn in uns eine Sehnsucht nach Leben am Leben bleibt. Dafür steht dieser arme König Jesus Christus, weil er in der Ohnmacht seines Kreuzes die Liebe stark gemacht hat. Die Dichterin Hilde Domin findet Worte für diese Sehnsucht und die Vision einer neuen Welt.
Nimm die Kerze in die Hand
wie in den Katakomben
das kleine Licht atmet kaum.
Und doch, wenn du lange genug gegangen bist
bleibt das Wunder nicht aus
weil das Wunder immer geschieht
und weil wir ohne Gnade nicht leben können (…).
Wir Christen sind berufen „die Kerze in die Hand zu nehmen“ und wider aller Vernunft zu glauben: an diesen einen Gott, der selbst lange genug gegangen ist und noch immer mit uns geht, der Frieden schafft und Wunden heilt. Lassen wir uns dieses Licht nicht nehmen!
Stichwort Placida-Jahr:
Die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel gedenken von September 2015 bis September 2016 der Gründerin ihrer deutschen Kongregation, Schwester Placida Viel. Schwester Placida war die zweite Generaloberin der französischen Gemeinschaft und kleidete 1862 vier Lehrerinnen in Heiligenstadt ein. Seit 1920 ist der daraus entstandene deutsche Ordenszweig eigenständig. Schwester Placida wurde als Victoria Viel am 26. September 1815 – also vor 200 Jahren – geboren.