Am Anfang stand eine Einladung des Pfarrers von Quettehou; es folgte eine Zeit des Überlegens und der Vorfreude; dann machten sich am Donnerstag, 24. September 2015, zwanzig Schwestern auf in die Normandie, nach St. Sauveur-le-Vicomte, um gemeinsam mit ihren französischen Schwestern den 200. Geburtstag der seligen Placida Viel zu feiern, der zweiten Generaloberin der Gemeinschaft. Am Ende stand am 28. September die Rückfahrt von zwanzig Schwestern, die voll des Dankes und der Freude waren, weil sie das Glück hatten, an diesem einmaligen Ereignis und an einem wunderbaren Fest hatten teilnehmen können.
Alle empfanden die in St. Sauveur-le-Vicomte und in Quettehou verbrachten Tage wie ein besonderes Geschenk, das – so waren sie überzeugt – ihnen niemand mehr nehmen konnte; als eine Zeit, die sie immer in Erinnerung behalten würden.
Der erste Tag in der Abtei war dem „Auffrischen“ der Erinnerung gewidmet, da bis auf zwei alle Schwestern schon einmal in der Abtei gewesen waren. Bei strahlendem Sonnenschein entschieden sich alle, diese „Auffrischung“ draußen zu beginnen mit einem weiten Spaziergang um die Abtei herum und einem ausführlichen Besuch auf dem Friedhof der Abtei.
Bei einem nachmittäglichen Treffen mit allen Schwestern, den französischen und den deutschen, mundeten die über 200 von den Schwestern des Internationalen Konvents gebackenen Crêpes allen sehr gut. Es war ein froher Nachmittag in der großen Familie der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel, bei dem die Freude über das Beisammensein allen deutlich anzusehen war.
Der 26. September war dann der große Tag des 200. Geburtstags der seligen Placida Viel. An diesem Tag machten sich alle gemeinsam auf nach Quettehou zu einem überaus feierlichen Gottesdienst mit dem Bischof der Diözese Coutances / Avranches.
Beim anschließenden Empfang durch den Pfarrer der Gemeinde Quettehou und deren Bürgermeister sowie beim darauf folgenden Mittagsmahl mit zahlreichen Gemeindemitgliedern war nicht nur die Freude zu spüren über diese große Frau, Sr. Placida Viel, die aus dem kleinen Flecken le Val Vacher / Quettehou im Gehorsam gegenüber Gott und ihrer Gründerin den Weg gewagt hatte zu den Großen dieser Welt, weit über Frankreich hinaus, sondern auch die Freude über das wunderbare Geschenk der neu gefundenen Freundschaft zwischen den Menschen, die im letzten Krieg gelitten hatten und die heute dankbar sind für jeden Besuch der deutschen Schwestern in ihrem Ort und umgekehrt für ihre Besuche in Deutschland.
Nachdem am Ende des Mittagessens auch noch ein herrliches Kuchenbuffet aufgebaut und Kaffee gereicht worden war, mussten die Schwestern schon bald aufbrechen, da am Nachmittag in der Abteikirche noch ein Konzert auf dem Programm stand.
Auch das ein besonderes Ereignis, handelte es sich doch um ein geistliches Ereignis besonderer Art: zu Texten aus dem Leben von Sr. Placida Viel wurden passende Gesänge und Choräle gesungen, die das aus dem Leben von Mutter Placida Erzählte mit entsprechenden Gedanken untermauerten. Z. B. an der Stelle, als vom Eintritt der jungen Victoire Viel die Rede war, sang der Chor ein Lied mit dem Text: „Du hast mich gerufen, Herr“. Es war eine meditative Stunde am Ende eines denkwürdigen Tages, der dann noch mit einem Empfang der Gäste des Konzertes im Kreuzgang der Abtei abschloss.
Ein weiteres großes Ereignis in diesen Tagen war die Segnung einer Steele an dem Ort, wo das Geburtshaus von Sr. Placida gestanden hatte, in dem kleinen Weiler le Val Vacher.
Lange Jahre hatten die Schwestern immer wieder versucht, die Erlaubnis zu bekommen, an dieser Stelle in irgendeiner Form darauf hinweisen zu können, dass dort Mutter Placida geboren worden war. Aber alle Versuche, das zu erreichen, waren bisher gescheitert. Umso erfreuter und glücklicher waren alle, dass nun, zum 200. Geburtstag, dieser Wunsch endlich erfüllt werden konnte. Und nicht nur die Schwestern, auch das Ehepaar, dem das Grundstück jetzt gehörte, gemeinsam mit seinen vier Kindern, war froh und zufrieden, weil es die Freude der Schwestern erleben konnte über diese Steele, die nun in Zukunft alle, die dort vorbeikommen, auf die große Tochter dieser kleinen Gemeinde hinweisen wird.
Auch nach der Segnung der Steele folgte wieder eine Einladung zu einem kleinen Empfang, bei dem die Begegnung mit den Einwohnern des Ortes, aber auch der größeren Gemeinde Quettehou zu manchem frohen Austausch und zu netten Begegnungen führte.
Dieser für die deutschen Schwestern letzte Tag in Frankreich führte nach dem Empfang französische und deutsche Schwestern zur Freude aller noch nach Barfleur, wo sie gemeinsam die Kirche des Ortes, das Meer und das Schwesternhaus besuchten und an der Stelle beteten, wo die Gründerin, Maria Magdalena Postel, zehn Jahre lang das Allerheiligste unter der Treppe ihres Hauses verborgen und gehütet hatte.
Der Abschied von den Schwestern der Abtei nach dem Abendessen fiel schwer, da alle in den Tagen der Feierlichkeiten durch die gemeinsamen Erlebnisse zusammengewachsen waren und viel miteinander gebetet, gefeiert und gelacht hatten. Voll Dank gegen Gott und die Gastgeber traten dann am nächsten Morgen die deutschen Schwestern die Heimreise an.
Sr. Adelgundis Pastusiak