13 Missionare auf Zeit werden am Samstag in die Welt ausgesandt
Johanna Harlacher aus Kempten wollte nach ihrem Abitur unbedingt ein Jahr ins Ausland. Wie es ihre Geschwister auch getan hatten. Das Fernweh scheint in ihrer Familie zu liegen. „Und wenn ich mich noch sozial engagieren kann, umso besser. Denn ich möchte nicht einfach reisen, sondern meinen Horizont erweitern und etwas Sinnvolles tun. Wann sonst, wenn nicht jetzt nach dem Abi?“ Im Juli fliegt Johanna in die brasilianische Stadt Leme, wo sie im Erziehungszentrum Sagrada Familia für Vorschulkinder mitarbeiten wird.
Insgesamt 13 Missionare auf Zeit senden die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel am kommenden Samstag, 4. Juli, im Bergkloster Heiligenstadt aus: nach Bolivien, Brasilien und Mosambik. Seit dem vergangenen Herbst kamen sie regelmäßig zusammen, um sich auf den Auslandseinsatz vorzubereiten. Worauf lasse ich mich da ein? Was darf ich keinesfalls tun? Welche Reisedokumente und Impfungen benötige ich? Alles Fragen, die bei diesen mehrtägigen Treffen besprochen wurden.
Rollenspiele zur Vorbereitung
„In Rollenspielen gehen wir sogar durch, wie man sich in bestimmten Situationen verhält – etwa, wenn eine Bolivianerin anbietet, sich fotografieren zu lassen. Dann muss man wissen, dass sie anschließend die Hand aufhält. Sonst wird es unangenehm“, nennt Schwester Theresia Lehmeier ein Beispiel. Sie bereitet die jungen „MaZ“ gemeinsam mit Birit Bagaric auf dieses Jahr in anderen Kulturkreisen vor.
„Die größte Herausforderung ist sicher die Sprache“, sagt Anna-Lena Stammen. Die 18-Jährige wird das Auslandsjahr in dem Ort Metarica in Mosambik verbringen. Dort betreiben die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel eine Vorschule und eine Primarschule für über 200 Kinder. Die Amtssprache ist Portugiesisch. Die müssen allerdings auch viele Kinder noch richtig sprechen und schreiben lernen. Denn viele von ihnen kennen bis zum Schuleintritt nur die vor allem im Norden Mosambiks verbreitete Bantusprache Makua – was die Aufgabe für Anna Lena sicher nicht einfacher macht.
Sprache als Herausforderung
Die Sprache müssen die Missionare auf Zeit vor ihrem Reiseantritt selbstständig lernen. „Ganz schön heftig, wenn man gleichzeitig das Abi vor der Brust hat“, weiß Anna-Lena. Den abschließenden Test im Rahmen des letzten Treffens in einem Selbstversorgerhaus in Werl hatten auch nicht alle auf Anhieb bestanden. „Dazu wird es vor der Aussendung noch eine zweite Gelegenheit geben“, kündigte Schwester Theresia an. Wer den Test nicht schafft, darf trotzdem ins Ausland – „muss aber bestätigen, dass er um das Risiko weiß.“
Die meisten der Missionare auf Zeit gehen in Projekte mit Kindern und Jugendlichen. Dort müssen sie viel kommunizieren. Leonie Meirich aus Gescher freut sich zum Beispiel darauf, im Kinderdorf Cuatro Esquinas in Cochabamba mit Kindern die Freizeit gestalten zu dürfen oder ihnen Nachhilfe zu geben. Sarah Leimann aus der Nähe von Ulm wird gemeinsam mit Johanna Harlacher in der Sagrada Familia mitarbeiten und hofft, mit den Brasilianern auf der Straße auch mal Capoeira zu tanzen. Paula Bünger aus Werl hat sich entschlossen, nach Metarica zu gehen: „Ich spiele schon seit Jahren mit dem Gedanken eines Auslandseinsatzes. Und ich arbeite gern mit Kindern. Das wird meine Aufgabe in der Vorschule sein.“
Wie Klara Kowollik, die ebenfalls mit nach Mosambik fliegt, hat Paula schon Erfahrungen im Ausland gesammelt. 2014 hatte sie ein Missionsprojekt der Olper Franziskanerinnen auf den Philippinen besucht. Klara hat als Austauschschülerin ein Jahr in Mexiko verbracht.
Ganz neue Erfahrung
Für die meisten wird der Auslandseinsatz aber eine ganz neue Erfahrung sein: „Ich bin schon ganz gespannt darauf. Mein Religionslehrer hat mich gedrängt: `Mach das! Diese Erfahrung wirst Du nie vergessen`“, erklärt die 19-jährige My Bui aus der Nähe von Mainz.
Also hat auch sie sich nach möglichen Organisationen umgesehen. Ihr Lehrer kannte die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel. Die boten ihr jetzt einen Platz in der Casa de Ninos – einem Montessori-Kindergarten in Cochabamba/Bolivien – an.
Einen neuen Platz für Missionare auf Zeit hat auch das Seniorenheim Recanto Placida in Leme eingerichtet. „Ich überlege, hinterher eine Ausbildung zur Physiotherapeutin zu machen. Insofern passt das gut“, sagt die 18-jährige Annika Kortüm, die dort arbeiten wird.
Nicht wenige MaZ wollen den Auslandseinsatz für ihre Entscheidung des weiteren Ausbildungsweges nutzen. Hanna Höing aus Schöppingen im Münsterland beabsichtigt beispielsweise soziale Arbeit studieren und ist gespannt darauf, wie sehr sie das Jahr im Kinderdorf Cuatro Esquinas beeinflussen wird. Und Thorben Prünte – der einzige Mann in der diesjährigen Gruppe – gibt zu, dass er noch gar nicht weiß, was er anschließend machen will: „Aber vielleicht helfen die Erfahrungen in Bolivien, mich zu entscheiden.“ Er geht gemeinsam mit Katharina Brauckmann und Sophie Damberg in das Kinderdorf Aldea Ninos Cristo Rey in Cochabamba. Dort leben vor allem Kinder, deren Eltern zurzeit im Gefängnis sind.
Start in den kommenden Wochen
Noch bleibt den angehenden Missionaren etwas Zeit, die Sprache zu lernen, alle Dokumente zu organisieren und die Koffer zu packen. Ihre Reisen beginnen im Laufe der kommenden Wochen.
Generaloberin Schwester Maria Thoma Dikow sendet sie am Samstag um 11 Uhr im Rahmen eines Gottesdienstes im Bergkloster Heiligenstadt aus. Den bereiten die jungen Erwachsenen selbst vor. Das Motto steht schon fest. Aber das verraten sie natürlich erst, wenn die Aussendungsfeier beginnt…