
Eine Stellungnahme von Sr. Klara Maria Breuer zur Fußball-Weltmeisterschaft
Gebannt schaut Deutschland in diesen Wochen auf Müller, Podolski, Hummels, Özil, Neuer, Schweinsteiger und Co. Verletzungen entfesseln kollektive Aufmerksamkeit. Stellvertretend für die Nation reist die Kanzlerin persönlich zur Mannschaft nach Brasilien. Doch: Während Deutschland auf Siege und Titel hofft, stehen die Verlierer der WM schon vor dem Finale fest. Sie heißen Terezina Maria José Sousa, Romildo José dos Santos oder Ana Lira.
Drei Namen, stellvertretend für Unzählige, deren Häuser Zufahrtsstraßen zu WM-Stadien weichen mussten. Adveniat erzählt ihre Geschichte erlebter Zwangsräumung. Nach 40 oder 50 Jahren wird ein Zuhause buchstäblich platt gemacht. Der Preis für die WM ist hoch, gezahlt von denen, die am wenigsten von ihr haben.

Insgesamt zehn Milliarden Euro wird die WM Brasilien kosten. 85 Prozent davon bestreitet die öffentliche Hand – und damit die brasilianischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. Um Kosten zu sparen, kürzt die Regierung Sozialausgaben. Das macht sich bemerkbar: In mangelnder Gesundheitsversorgung und Bildung. Alle Einnahmen in Zusammenhang mit den Spielen jedoch sichert sich die FIFA per Fußball-Sonder-Rahmengesetz. Denn: WM-Ausrichter wird nur ein Land, das diesem Gesetz zustimmt.
Einsatz für Fair Play
Wie Adveniat so decken auch andere Hilfswerke und Organisationen die Schattenseiten sportlicher Großereignisse auf, geben Verlierern Name und Gesicht, treten für faires Spiel auf der Weltbühne ein. In Brasilien selbst ist die Konferenz der Ordensgemeinschaften im Netzwerk „Ein Schrei für das Leben“ am Ball. Ziel des Netzwerks, das über die Weltmeisterschaft hinaus agiert, ist die Konfrontation mit dem Phänomen des Menschenhandels. Im Kontext von sportlichen Großereignissen bekommt es aktuelle Brisanz.
Vielleicht ist schon das ein wichtiger Schritt: Die unter Machenschaften der Entwürdigung und Gewalt leiden aus dem Schatten der Anonymität ins Licht der Öffentlichkeit rücken. Ihnen Stimme geben. Die Würde des Menschen dem Kommerz entgegenstellen.
Um Würde und Stärkung der Persönlichkeit geht es auch in Projekten der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel in Brasilien, über Zeiten der WM hinaus. Junge Menschen stark zu machen und zu „Fair play“ anzuleiten, ist zum Beispiel Ziel des Capoeira-Projekts im Stadtrandviertel Imperial in der Stadt Leme, drei Autostunden von São Paulo entfernt. Selbstbewusstsein, Respekt vor dem Gegner, Fairness, Teamgeist, Disziplin werden miteinander gelernt. Werte, die zum Sport gehören sollten. Nicht nur auf dem Rasen. Auch in Vorbereitung und Durchführung von Großereignissen, wie einer Fußballweltmeisterschaft.
Schwester Klara Maria Breuer ist Leiterin der Missionszentrale der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel im Bergkloster Bestwig