Gedanken von Schwester Klara Maria Breuer zum Weihnachtsfest
Dass Jesus in Bethlehem geboren wurde, ist laut Bibel einer kaiserlich-römischen Steuererhebung geschuldet. Es ging ums Geld. Damals nicht anders als heute.
Später, als junger Mann, äußert sich Jesus einmal zum Thema Steuern so: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.“ Für ihn sind die Prioritäten klar. Wenn wir Weihnachten feiern, sind auch heute Prioritäten neu zu sichten.
Was zu schenken ist, wie viel Geld man zu Weihnachten für Geschenke ausgibt, Musik von klingenden Glocken und der Wunsch nach klingenden Kassen bewegen Einkaufszentren und Medien. Die Hauptpersonen, derer am christlichen Weihnachtsfest gedacht wird, bewegte etwas anderes: Eine Herberge zu finden für die hochschwangere Maria und Josef, ihren Mann: Keine Chance. Alles überbelegt. In einem Stall oder einer Höhle, „bei Ochs und Esel“, war noch ein Plätzchen frei.
Für unzählige Flüchtlinge, die auch in unserem Land Zuflucht suchen, ist die „Herbergssuche“ bis heute bittere Realität. Die Kehrseite der Medaille verkünden Engel als große Freude: „Euch ist heute der Heiland geboren, der Retter der Welt.“ In vielen verschiedenen Sprachen, in Liedern und Tänzen, je nach Land und Kultur eines Volkes, findet die Botschaft des Weihnachtsfestes Ausdruck.
In Mosambik anders als in Bolivien oder Brasilien, in Rumänien anders als in den Niederlanden und in Deutschland. Typische weihnachtliche Spezialitäten gehören dabei mit zum Fest. Sind es bei uns Lebkuchen und Spekulatius, darf in Brasilien der Panettone nicht fehlen, ein Weihnachtskuchen, der seinen Ursprung in Italien hat.
Aus Brasilien stammt auch das folgende Gedicht. In alltägliche Sprache übersetzt es, wo sich Weihnachten in unserer kleinen und großen Welt ereignen kann und sie heller, wärmer, menschlicher macht. Denn das Wesentliche ist mit Geld nicht bezahlbar, doch so kostbar und unverzichtbar.
Wann Weihnachten ist
Jedes Mal, wenn zwei Menschen einander verzeihen, ist Weihnachten.
Jedes Mal, wenn ihr Verständnis zeigt für eure Kinder, ist Weihnachten.
Jedes Mal, wenn ihr einem Menschen helft, ist Weihnachten.
Jedes Mal, wenn jemand beschließt, ehrlich zu leben, ist Weihnachten.
Jedes Mal, wenn ein Kind geboren wird, ist Weihnachten.
Jedes Mal, wenn du versuchst, deinem Leben einen neuen Sinn zu geben, ist Weihnachten.
Jedes Mal, wenn ihr einander anseht mit den Augen des Herzens, mit einem Lächeln auf den Lippen, ist Weihnachten.
Denn es ist geboren die Liebe.
Denn es ist geboren der Friede.
Denn es ist geboren die Gerechtigkeit.
Denn es ist geboren die Hoffnung.
Denn es ist geboren die Freude.
Schwester Klara Maria Breuer ist Leiterin der Missionszentrale der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel. Die Missionszentrale vernetzt und koordiniert die Arbeit der Ordensgemeinschaft in Bolivien, Brasilien, Rumänien und Mosambik.