17 Missionare und Missionarinnen auf Zeit gehen nach Bolivien, Brasilien, Mosambik und Rumänien
Die Pusteblume haben sich die jungen Männer und Frauen als Sinnbild ihres Aufbruchs gewählt. Ihre Gestaltung der Aussendungsfeier im Bergkloster Heiligenstadt zog immer wieder Parallelen zwischen ihrer Abreise in ein bis jetzt unbekanntes Land und dem Samen des Löwenzahns, der sich dem Wind anvertraut bevor er aufgehen, Wurzeln schlagen und Blüten bilden kann.
„Wir waren wie Samen in der Erde und wuchsen mit jedem Vorbereitungsseminar der Sonne entgegen“, sagten sie. Während der einjährigen Vorbereitung für ihren Auslandseinsatz ging es nicht nur um Impfungen, Einreisebestimmungen, die politische und wirtschaftliche Situation in den Gastländern, sondern auch darum zu verstehen, dass ihr Einsatz kein All-Inclusive-Urlaub ist. Sie werden in den sozialen Einrichtungen der Ordensgemeinschaft arbeiten und auf mitunter sehr fremde Gepflogenheiten Rücksicht nehmen müssen. Und auch wenn die Schwestern sie dort nicht allein lassen, wird das Zuhause in jedem Fall weit weg sein.
Fremde Sprache ist die größte Hürde
„Nicht alles wird funktionieren, Sie werden auch enttäuscht werden“, mahnt Rektor Bernd Kucklick in seiner Predigt. Er wünschte den Missionarinnen und Missionaren Offenheit für das Neue und geduldiges Bemühen, die anderen zu verstehen.
Mit dem Verstehen wird es für einige von ihnen etwas schwerer. Während man Spanisch oft schon in der Schule lernen kann, ist es mit Portugiesisch und Rumänisch schon deutlich schwieriger. Nicht alle, die heute ausgesandt wurden, sind in der Sprache ihres Gastlandes wirklich sattelfest. Aber sie wollen das Risiko trotzdem eingehen.
Menko Koch aus Göttingen, zum Beispiel, wollte eigentlich nach Bolivien. Aber sein Onkel Winfried Meilwes, der als Projektentwickler in der Missionszentrale der Ordensgemeinschaft auch das Kinderheim in Schineni und das Soziale Zentrum in Siretu betreut, hat ihn für ein anderes Reiseziel gewonnen. Er komme aus einer großen Familie, sagt Menko, da lerne man auch viel über Kinder. Und in seiner Heimatgemeinde engagiert er sich ehrenamtlich für Gleichaltrige und Jüngere.
Erste Erfahrungen in der Jugendarbeit hat auch Alexandra Zarle aus Berlin. Sie wird im Kinderdorf Cristo Rey in Cochabamba/Bolivien arbeiten. Die Idee hat sie von Schwester Margareta Kühn, die in Berlin-Marzahn arbeitslosen Jugendlichen auf den Weg in ein eigenständiges Leben hilft. Dort hat sich Alexandra ehrenamtlich engagiert. Außerdem hat sie Verwandte in Peru und hat dort schon einmal mit behinderten Kindern gearbeitet.
Franziska Wos‘ aus Lübbenau interessiert sich seit Jahren für Afrika. Sie hatte lange Zeit eine Brieffreundin im Senegal und ist seither von dem Kontinent fasziniert. Sie geht nach Metarica/Mosambik. Ein bisschen Angst, sagt sie, habe sie schon. Nicht vor dem fremden Land und den Leuten, sondern vor dem Abschied am Flughafen in Deutschland. Aber Franziska ist fest entschlossen. Sie weiß auch schon, was sie nach ihrer Zeit in Afrika machen will: sie will Lehrerin für Sonderpädagogik werden.
„So wie wir mit unseren Mitschwestern in den unterschiedlichen Ländern bei ihren Aufgaben verbunden sind, sind wir jetzt auch mit Ihnen verbunden“, sagte Generalassistentin Schwester Adelgundis Pastusiak bevor die 17 ihren Reisesegen erhielten. Zum Zeichen dieser Verbundenheit überreichte sie jedem von ihnen ein Kreuz in den Farben der fünf Kontinente.
Das Projekt „Missionare auf Zeit“ geht auf eine Anregung junger Menschen auf dem Katholikentag 1980 zurück und wird seither von mehreren Ordensgemeinschaften durchgeführt.
Seit 1997 senden die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel „Missionare auf Zeit“ für ihren besonderen Dienst im Ausland aus. 200 junge Erwachsene haben seither die Möglichkeit genutzt, eine Zeitspanne bis zu zwölf Monaten in Brasilien, Bolivien, Rumänien und Mosambik zu verbringen und dort ein soziales Projekt der Ordensgemeinschaft oder befreundeter Träger und Organisationen zu unterstützen.
Das Ziel des MaZ-Einsatzes besteht darin, den interkulturellen Dialog sowie die interkulturelle Kompetenzen junger Menschen zu fördern und ein Bewusstsein für globale Problemlagen zu schaffen. Entscheidend ist, dass die jungen Männer und Frauen die Bereitschaft mitbringen, andere Kulturen und Realitäten sowie neue Lebensformen kennenzulernen. Dazu gehört eine intensive Vorbereitung, zu der auch das Erlernen der jeweiligen Sprache gehört.