Weihbischof König besuchte Ordensprojekte und Missionare auf Zeit in Bolivien
Stolz präsentierten die Kinder der Aldea de Ninos Cristo Rey in Cochabamba Weihbischof Matthias König ihren selbstgemalten Kreuzweg. „Ich wusste gar nicht, dass ich hier etwas so Schönes segnen darf“, erklärte der Geistliche, der mit einer vierköpfigen Delegation aus dem Erzbistum Paderborn von Dienstag bis Donnerstag die Projekte der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel in Bolivien besuchte.
Da der Flug mit den deutschen Gästen am Dienstagnachmittag zwei Stunden zu spät eintraf, wurde der Weihbischof mit seinen Begleitern direkt zu dem Kinderdorf gefahren, in dem 190 Kinder leben. Alle verbindet dasselbe Schicksal: Mindestens ein Elternteil sitzt im Gefängnis. „Deshalb ist der Kreuzweg ein schönes Symbol: Denn jeder von Euch findet sich in den Stationen durch die eigenen Erfahrungen wieder: Zum einen, weil auch Ihr Leid erfahren habt. Zum anderen, weil jeder schon einmal wie Pilatus auf andere gezeigt und ihnen die Schuld zugewiesen oder wie Maria unter dem Kreuz um einen Menschen geweint hat.“ Und so wurde diese Segensfeier zu Beginn seines Aufenthaltes in Cochabamba zu einem bewegenden Erlebnis.
„Auch für unsere Kinder war das eine besondere Wertschätzung“, sagt die deutsche Leiterin der Aldea, Petra Sadura. Die Initiative für die Gestaltung eines eigenen Kreuzweges war von der Missionarin auf Zeit Anne-Christine Schmeing ausgegangen: „Ich hatte gesehen, dass es hier so etwas noch nicht gab. Und ich dachte mir, dass man daraus ein schönes Projekt machen kann.“
Missionare auf Zeit treffen sich zum Zwischenseminar
Alle 13 Missionare auf Zeit, die von den Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel im Sommer 2011 für ein Jahr nach Bolivien ausgesandt wurden, haben sich in dieser Woche in Cochabamba zum Zwischenseminar versammelt. Mit ihnen und den Schwestern des Provinzhauses Santa Maria feierte der Weihbischof Heilige Messe. In deren Rahmen erneuerten Schwester Luz Soledad Castillo Miranda und Schwester Fabiola Zambrana Veizaga auch ihre zeitliche Profess. Schwester Soledad wird am Sonntag gemeinsam mit Schwester Ana Guadelupe Céspedes nach Deutschland reisen, um hier die Sprache zu lernen und eine Ausbildung als Erzieherin zu absolvieren.
„In Bolivien gibt es keine Möglichkeiten, diesen Beruf in einer katholischen Einrichtung zu lernen“, weiß die bolivianische Provinzoberin Schwester Maria Laura Rosado. Erst recht nicht, seitdem die sozialistische Regierung den Katholizismus als Staatsreligion abgeschafft hat und kirchlichen Einrichtungen das Leben so schwer macht.
„Gut, dass sich Menschen senden lassen“
„Es ist gut, dass es immer wieder Menschen gibt, sie sich senden lassen: So wie die Missionare auf Zeit für ein Jahr oder so wie die beiden jungen Schwestern sogar für ein ganzes Leben“, betonte Weihbischof Matthias König. Dazu gehöre viel Mut: „Auch weil man sich ganz bewusst zu seinem Glauben bekennt. In Deutschland ist man damit als junger Mensch schon fast ein Exot.“
Viele Missionare auf Zeit blieben durch diese Erfahrung ein Leben lang geprägt: „Fast alle halten Kontakte, viele fördern die Projekte von Deutschland aus noch lange weiter und nicht wenige kehren sogar nach ihrer Ausbildung für viele Jahre in ihre Einsatzländer zurück. Dafür gilt Ihnen unser Respekt und unser Dank.“
Montessori-Kindergarten weckt Interesse der Eltern
Auch Schwester Maria Cornelia Koch hat sich vor sechs Jahren nach Bolivien aussenden lassen. In Cochabamba hat sie den Montessori-Kindergarten „Casa de Ninos“ gegründet, den inzwischen 180 Kinder besuchen. Diese Einrichtung besichtigte die Delegation des Weihbischofs am Mittwoch. „Das Interesse der Eltern an der Entwicklung ihrer Kinder wird immer größer. Zumal sie die in diesem Kindergarten so gut beobachten können“, freut sich Schwester Maria Cornelia. Das lässt sie auch hoffen, dass Bildung zu einem immer erstrebenswerterem Gut in Bolivien wird: „Die Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder mehr lernen als sie selbst. Das wäre eine gute Grundlage für die Zukunft dieses Landes.“
Weihbischof Matthias König, der insgesamt zwei Wochen als Bischofsvikar für Weltkirche und Mission in Südamerika unterwegs war, zeigte sich vor seiner Abreise am Donnerstag sichtlich beeindruckt: „Die international tätigen Ordensgemeinschaften bilden eine Brücke zwischen den Kontinenten. Das spürt man hier ganz besonders: Ob durch Frau Sadura in der Aldea, Schwester Maria Cornelia in der Casa de Ninos oder die Missionare auf Zeit. Das waren viele Begegnungen, die ich in meinem Herzen mitnehmen werde.“