Missionarisches Forum im Bergkloster Bestwig diskutierte über die Wege der Kirche zu den Menschen
Vor welcher Herausforderung stehen die Christen am Abbruch einer christlichen Hochkultur? „Vor allem müssen Sie ihre Ausdrucksfähigkeit und Sprache zurückgewinnen“, meint Matthias Micheel vom Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken. Und dass es dafür keine universelle Sprache, sondern zunehmend individuellere Antworten gibt, wurde beim Zweiten Missionarischen Forum am Freitagabend im Bergkloster Bestwig sehr deutlich.
So berichtete Schwester Margareta Kühn, Geschäftsführerin des Jugendprojektes Manege in Berlin Marzahn: „Die wenigsten der Jugendlichen, die uns besuchen, sind vorher überhaupt schon einmal mit Kirche in Berührung gekommen. Deshalb ist es für uns ein riesiger Erfolg, wenn sie uns zutrauen, dass wir mit ihnen einen Weg gestalten können.“ Auch weil sie sähen, dass sie persönlich angenommen werden: „Im Jobcenter sind diese Jugendlichen nur noch eine Nummer. Wir aber sprechen alle mit Namen an.“ Und Schwester Klara Maria berichtete über ihre Arbeit in der Straßenpastoral in Münster: „Es gibt viele Gespräche mit Obdachlosen, die mir lange nachgehen. Und ich denke, dass solche Begegnungen fast nie Zufall, sondern vielmehr Fügung sind.“
Generaloberin Schwester Aloisia Höing freut sich, dass Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel in diesen Feldern tätig sind und wichtige Erfahrungen sammeln, von denen die ganze Gemeinschaft profitiert: „Wenn unsere Gründerin das heute sähe, würde sie sagen: Sie haben verstanden. Auch sie hat sich ganzheitlich der Probleme junger Menschen angenommen.“ Das Missionarische Forum, das die Missionsszentrale SMMP in Kooperation mit der Bergkloster Stiftung SMMP ausrichtet, will diese Erfahrungen diskutieren und weitergeben.
„Ordensgemeinschaften übernehmen Vorreiterrolle“
Mathias Micheel vom Bonifatiuswerk sieht die Ordensgemeinschaften in einer Vorreiterrolle. In seinem Einführungsvortrag unter der Überschrift „Keiner will alleine glauben“ machte er deutlich, warum es immer wichtiger sei, solche Wege zu probieren: „Wir müssen zu einem personalen Gottesverständnis kommen. Und dazu eröffnen sich einer kleiner werdenden Kirche auch ganz neue Möglichkeiten.“
Der Referatsleiter für missionarische und diakonische Pastoral beim Bonifatiuswerk in Paderborn hat selbst lange Zeit in der Diaspora gearbeitet. Und er nannte erstaunliche Zahlen. In Leipzig sind nur 18 Prozent der Bevölkerung Christen. In Hamburg gibt es schon mehr Muslime als Katholiken. Und selbst in München liegt deren Anteil nur noch bei 52 Prozent: „Trotzdem ermutigen die vielen Aufbrüche in der Diaspora. Kirche kann auch dort, wo sie in der Minderheit ist, sehr lebendig bleiben.“
„Die, die da sind, sind immer die Richtigen“
Schwester Margareta ist dafür ein sehr lebendiges Beispiel. Sie sagt: „Bei uns beweist sich jeden Tag: Der Weg zu den Menschen ist hier und jetzt. Die, die da sind, sind immer die Richtigen. Da gibt es keine Beratungsschilder, denen irgendwer folgt.“ Um so trauriger, wenn die kirchlichen Strukturen darauf allzu oft noch gar nicht vorbereitet seien. „Da hatten wir jemanden, der getauft werden wollte und dann hieß es vom Bistum: Oh, der letzte Vorbereitungskurs ist aber gerade zu Ende“, berichtete Schwester Ruth Stengel, die als Gemeindereferentin im Pastoralverbund Ruhr Valmetal und Kirchspiel Calle tätig ist.
Pastor Hans-Jürgen Kötemann aus Meschede bestätigte, dass man sich von bisherigen Strukturen immer stärker lösen müsse: „Aufsuchende Pastoral: Das können für einen Pfarrer heute nur noch Gespräche vor Taufen und Hochzeiten oder Kondolenzbesuche sein. Andere Aufgaben – wie Krankenbesuche – müssen zunehmend Laien übernehmen.“ Diesen Weg müsse man aber zulassen und positiv gestalten.
„Vernetzung erschließt neue Potenziale“
Winfried Meilwes, der die lebhafte Podiumsdiskussion moderierte, fasste zusammen: „Die Vernetzung der Institutionen, Verbände und Organisationen wird immer wichtiger. So erschließen sich neue Potenziale.“ Die Manege in Berlin Marzahn, die die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel gemeinsam mit den Salesianern Don Boscos betreiben oder die Straßenpastoral in Münster, an der auch eine Schwester vom guten Hirten und eine Clemensschwester mitwirken, belegten dies eindrucksvoll.
60 Besucher gingen mit vielen Anregungen nach Hause. Auch 2012 soll es wieder ein Missionarisches Forum im Bergkloster geben.