Auf den Tag genau nach 45 Jahren kam Schwester Alwine Langela am 1. November aus Brasilien zurück nach Deutschland. Vier Jahre hatte sie zuletzt als Oberin die Brasilianische Ordensprovinz geleitet. Jetzt ist sie 73 Jahre alt und möchte in Deutschland noch einmal etwas Neues anfangen.
Schwester Alwines Nachfolgerin als Provinzoberin ist Schwester Maria de Fátima Lourenço Soares, ihr zur Seite steht als Provinzassistentin Schwester Maria Luiza Nunes aus Balsas. Das hat das brasilianische Provinzkapitel am 12. Oktober beschlossen. Nachfolgerin von Schwester Maria de Fátima im Generalrat ist die 40-jährige Schwester Élia de Lurdes Rosa. Sie arbeitet als Physiotherapeutin im katholischen Universitätskrankenhaus von Campinas und ist nach Feierabend ehrenamtlich in der Gemeinde tätig.
Gemeinsam mit Generaloberin Schwester Aloisia Höing und Generalsekretärin Schwester Theresia Lehmeier hat das Provinzkapitel in Leme vierzehn Tage lang eine Bilanz der zurückliegenden Jahre gezogen und die Arbeitsschwerpunkte der kommenden Jahre definiert.
Eine ganz praktische Entscheidung betrifft die Zweckbestimmung des Provinzhauses in Leme. Zwei Drittel der etwa 30 Zimmer stehen meistens leer, denn bisher wurde das Haus ausschließlich von den knapp 50 Schwestern der brasilianischen Provinz genutzt. Jetzt soll das Haus auch für die Allgemeinheit geöffnet werden. Besinnungstage und Fortbildungen von Katecheten sollen dort angeboten werden und für die Schwestern, die nicht mehr arbeiten können, soll dort ein Alterssitz entstehen.
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt der kommenden Jahre wird es sein, für die eigene Lebensweise zu werben und neue Schwestern für die Gemeinschaft zu gewinnen. „Für alle Ordensgemeinschaften verläuft die Entwicklung in dem aufstrebenden Industrieland Brasilien ebenso wie in Deutschland“, sagt Schwester Theresia Lehmeier. „Ihnen fehlt der Nachwuchs, denn Frauen müssen nicht mehr einer Ordensgemeinschaft beitreten, um einen anspruchsvollen sozialen Beruf ausüben zu können.“ Deshalb arbeiten immer mehr Gemeinschaften bei ihren sozialen und seelsorgerischen Projekten zusammen.
Die Schwester der heiligen Maria Magdalena Postel arbeiten in Brasilien unter anderem in der Ausbildung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Leitungsaufgaben in der Seelsorge übernehmen wollen.
Eines der jüngsten Projekte ist 2006 in Rio Pardo de Minas entstanden, wo sich die Schwestern auf Bitten des dortigen Bischofs um Seelsorge und Gesundheitsdienst mit alternativen Methoden in einem Armenviertel kümmern. Da keine der Schwestern des Generalrates den Ort bisher besucht hatte, machte man sich gemeinsam von Leme aus auf eine 26-stündige Busreise durch den tropischen Frühling. Und obwohl die Gemeinschaft älter und kleiner wird, soll auch dieses Ordensprojekt wachsen: durch die Vermittlung von Familienpatenschaften sollen Bildungs- und Gesundheitssituation in dem Armenviertel nachhaltig verbessert werden.
Im Dezember kehrt Schwester Alwine noch einmal nach Brasilien zurück um die Geschäftsübergabe an ihre Nachfolgerin auch zivilrechtlich zu regeln. Wenn das erledigt ist, wird sie eine neue Arbeit in Deutschland übernehmen.