Um die Wette leuchten beide, Sternenhimmel und Kirche. Morgens, wenn es noch dunkel ist und die Welt im Frieden der Lautlosigkeit schläft, sind zwei schon wach.
Es fasziniert mich immer wieder auf´s Neue, dieser Anblick vor dem Morgenlob, auf dem Weg durch unseren Innenhof zur Kirche. Es scheint, als ob die Kirche glüht, Licht strahlt durch die Fenster und trifft sich mit den Sternen, die ganz hell am Himmel leuchten. In diesen wunderbaren frühherbstlich klaren Nächten kann man sich der Leuchtkraft unmöglich entziehen.
Und dann ist es gut, dass noch kein Wort gesagt ist, dass es auch in mir schweigsam ist und ich mich hineinstelle in das Leuchten vor und über mir. Eine Schwester hat schon Licht gemacht in der Kirche und ich weiß, dass viele Schwestern schon dort sind zum persönlichen Gebet.
Die Kirche lebt, der Himmel lebt. Auch wenn ich noch irgendwo „dazwischen“ hänge, zwischen Traum und Tag, dann ist das Leben schon da.
Zwei sind schon wach in dieser Morgendämmerung. Ich nehme das Licht auf für den Tag. Gut, dass das Leben schon wach ist und um die Wette leuchtet, denke ich mir. Aber weiter denke ich jetzt nicht, aufnehmen genügt!
Sr. Ruth Stengel