Verena Stengel beginnt als Schwester Ruth das Noviziat – Schwester Miriam Annette Görner legt ihre erste Profess ab
Verena Stengel heißt jetzt Schwester Ruth. Gestern wurde die 31-Jährige in der Dreifaltigkeitskirche des Bergklosters Bestwig ins Noviziat aufgenommen und eingekleidet. Nun ist sie eine Schwester der hl. Maria Magdalena Postel. „Das Ordenskleid ist auch ein Zeichen dafür, dass sie durch Gott zu sich selbst gefunden hat“, unterstrich Dechant Ludger Eilebrecht aus Höxter in der liturgischen Feier. Schwester Ruth ist bereits die dritte junge Frau, die in den letzten zwei Jahren den Weg in die Gemeinschaft gefunden hat. Erst einen Tag zuvor hat Schwester Miriam Annette Görner ebenfalls in der Dreifaltigkeitskirche ihre erste Profess abgelegt. Damit hat sie ihren Wunsch, der Gemeinschaft anzugehören, für die nächsten zwei Jahre bekräftigt.
Schwester Maria Elisabeth Goldmann, Leiterin des Noviziats und Wegbegleiterin von Verena Stengel während des vergangenen Jahres, unterstreicht: „Wir freuen uns mit Schwester Ruth und über ihre Berufung und dass sie ihren Weg gemeinsam mit anderen jungen Frauen geht.“ Für die 31-Jährige Novizin war nicht nur dieser Tag ein spannendes Ereignis. Auch ihrem weiteren Werdegang als Schwester sieht sie voller Spannung entgegen: „Deshalb habe ich mir auch den Namen Ruth gewünscht. Ruth war immer unterwegs und eine Abenteurerin.“
Schwester Ruth stammt aus Lippborg bei Soest. Nach dem Abitur war sie als Missionarin auf Zeit der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel in Brasilien. Der Kontakt zu der Gemeinschaft und konkret zu Schwester Maria Andrea Stratmann und Schwester Maria Elisabeth riss danach nie mehr ab.
In Paderborn und Würzburg studierte sie Diplom-Theologie und Religionspädagogik. Daran schloss sie eine Ausbildung als Gemeindereferentin an. Die absolvierte sie seit 2007 in Höxter. „Das hat mir viel Spaß gemacht. Aber durch die geistliche Begleitung in dieser Zeit habe ich in mir die Sehnsucht nach der Gemeinschaft wieder stärker gespürt. Und dann entschied ich mich recht schnell. Sogar die Beziehung zu ihrem damaligen Freund hat sie daraufhin aufgegeben: „Die Unruhe in mir ließ mich einfach nicht mehr los. Ich wusste: Diese Entscheidung kann ich nicht aufschieben.“
Von Höxter nach Bestwig gepilgert
Um den Schritt auch emotional zu verarbeiten, machte sie sich zu Fuß auf den Weg nach Bestwig. Wie die Ruth des Alten Testaments. Als Moabiterin bestand sie darauf, mit ihrer Schwiegermutter nach Bethlehem zu ziehen. Ihre Schwiegermutter stammte von dort. Damit begab sich Ruth in ein fremdes Land, in dem sie als Moabiterin mit Zurückweisung rechnen musste. In Israel brachte sie dann Obed, den Vater Isais und Großvater Davids zur Welt. Damit gehört Ruth auch in den Stammbaum Jesu und wurde zu einem Vorbild der Völkerverständigung.
Rund 2600 Jahre später pilgerte Verena Stengel, die nun Schwester Ruth heißt, in zehn Tagen von Höxter ins Sauerland, zum Teil auch auf dem Pfad des Jakobsweges. Hier begann sie im Oktober 2009 das Postulat, die erste Phase der Ordensausbildung.
Bei der Einkleidungsfeier an diesem Samstag überreichte ihr die Provinzoberin Schwester Pia Elisabeth Hellrung das Ordenskleid, Stundenbuch und die Lebensordnung. Zugleich verkündete sie dabei erstmals den Namen, den Verena Stengel nun als Ordensschwester angenommen hat: „Ruth wird als Freundschaft und Freundin gedeutet. Als solche nehmen wir Sie gern bei uns auf.“ Daran schloss Schwester Pia Elisabeth den Wunsch an, dass nun sichtbar werde, wie Schwester Ruth in ihrem Wirken und Leben mit Gott vereint sei.
Pfarrer Eilebrecht, Leiter des Pastoralverbundes in Höxter, betonte in seiner Predigt: „Das Ordenskleid macht etwas Göttliches wahrnehmbar. Das ist ein hoher Anspruch. Aber den werden Sie sicher erfüllen. Wir wissen, dass wir in Höxter mit Ihnen etwas Kostbares abgegeben haben.“ Nachfolgerin von Schwester Ruth als Gemeindereferentin im Pastoralverbund Höxter ist übrigens Marion Reiling, die bis zum Sommer 2010 als Gemeindereferentin im Pastoralverbund Ruhr-Valmetal in Bestwig tätig war. Auch sie gehörte zu den zahlreichen Gästen, die an der Einkleidungsfeier teilnahmen.
Ein schwarzer Schleier beendet das Noviziat
Auch am Tag zuvor war die Kirche voll. Da feierte Schwester Miriam Annette Görner ihre erste Profess. Vor der Gemeinschaft ihrer Mitschwestern, Pater Klaus Ludger Söbbele OSB aus der Abtei Königsmünster und Rektor Bernd Kucklick vom Bergkloster Heiligenstadt als kirchlichen Vertretern sowie den zahlreichen Gästen gelobte sie gottgeweihte Keuschheit, evangelische Armut und Gehorsam nach der Lebensordnung der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel. Dazu empfing sie aus der Hand der Generaloberin Schwester Aloisia Höing die äußeren Zeichen: Den Ring, das Kreuz und den schwarzen Schleier.
Die 38-Jährige ist Erzieherin und Religionspädagogin und arbeitet zurzeit in der Schulseelsorge der Bergschule St. Elisabeth in Heiligenstadt. Nach einjährigem Postulat war sie am 6. August 2008 als Novizin in die Ordensgemeinschaft aufgenommen worden. Nun legte sie ihre erste Profess ab. „Dies ist ein entscheidender Schritt. Denn damit bekräftigt sie nach der Phase des Noviziats, dass Sie sich weiter an die Gemeinschaft bindet“, erklärt Noviziatsleiterin Schwester Maria Elisabeth Goldmann. Erneuert wird dieses Bekenntnis mit der zweiten zeitlichen Profess und endgültig mit der Ewigen Profess, die Schwester Miriam Annette voraussichtlich in fünf Jahren ablegen wird.