Schon 25 Todesopfer
Lage weiter angespannt. Auch SMMP-Projekte vom Hochwasser in Rumänien bedroht
Schineni / Heiligenstadt. „Die Nacht haben wir gut überstanden. Das Wasser geht nur langsam zurück. Die Polizei warnt vor neuer Überflutung. Ab heute Nachmittag soll es wieder Regen geben. Gestern Abend hat es auch tüchtig gegossen“, so die Tagesmeldung der Konventsoberin Schwester Benedikta vom Kreuz aus dem nordostrumänsichen Schineni in einer kurzen Mail an Schwester Adelgundis Pastusiak, Generalassistentin der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel (SMMP) zur Hochwassersituation von Sonntagmittag. Seit fast einer Woche kämpft die Bevölkerung in dieser Region mit den Wasserfluten aus dem Donau-Zufluss Siret.
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In Schineni, rund 20 Kilometer von der Bezirksstadt Bacau entfernt, ist der Sitz des Konventes der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel in Rumänien. Das Dorf gehört zur Gemeinde Saucesti, zu der auch die Dörfer Serbesti, Siretu und Bogdan-Voda gehören. In Schineni betreiben die Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel seit zehn Jahren ein Kinderheim und einen Jugendtreff und im Nachbardorf Siretu ein soziales Zentrum. Vom Konventshaus erfolgt die aufsuchende Sozial- und Pastoralarbeit für besonders arme und kranke Menschen in allen Dörfern der politischen Gemeinde. Bereits beim letzten Hochwasser im Jahr 2008 wurde von hier eine große Soforthilfe für die Flutopfer zusammen mit den Kirchen sowie dem Bürgermeister gestartet und koordiniert. Viele Spender aus Deutschland hatten für den Wiederaufbau weggeschwemmter Hütten gespendet.
Für Rückfragen zur Situation in Rumänien steht Schwester Adelgundis Pastusiak gern zur Verfügung: 03606 / 673-134.
Wer den Menschen durch eine Spende helfen möchte, kann dies über folgende Bankverbindung tun: Spendenkonto 110 00 00, Sozialbank Köln, Bankleitzahl: 370 205 00, Zweck: Flutopfer Rumänien 2010.
Heute ähnelt die Lage der von 2008, wenngleich das Dorf Schineni bisher noch glimpflich davongekommen ist. Selbstverständlich ist auch das Konventshaus von Wasser umgeben, hat zeitweise keinen Strom und kein Telefon und das Wasser im Haus funktioniert nicht mehr, da die Pumpe unter Wasser steht. Aber es könnte noch schlimmer sein, so die übereinstimmende Einschätzung der Schwestern vor Ort, zumal am heutigen Vormittag sogar das Wasser etwas abfließt ist. Auch in das Kinderheim, das evakuiert war, konnten heute die Kinder zunächst zurück kehren. Trotzdem bleibt auch hier die Lage sehr angespannt, zumal für die Woche weitere Regenfälle angesagt sind.
Schlimmer hat es aber Siretu, den Sitz des Sozialen Zentrums der SMMP, getroffen. Die Brücke zum Dorf ist zusammengebrochen und man kommt nur noch zu Fuß durch die Fluten in das Dorf. „Viele Hütten und Häuser haben bereits große Schäden davon getragen“, berichtet Winfried Meilwes aus der Missionszentrale der SMMP, der für die Ordensgemeinschaft zusammen mit Schwester Adelgundis die Katastrophe in Rumänien beobachtet. Beide mussten ihren geplanten Flug zu den SMMP-Projekten in das Flutopfergebiet absagen, da die Zuwege weiterhin gesperrt sind.
Evakuierungen mit Gewalt – Angst vor Dieben
Besonders getroffen hat es das Dorf Saucesti. Dort stehen viele Häuser metertief im Wasser, berichtet Schwester Benedikta vom Kreuz. Nach Agenturmeldungen brachten hier die Behörden am Freitagmorgen fast alle rund 2000 Bewohner in Sicherheit. In vielen Fällen geschah dies mit Gewalt, weil die Menschen aus Angst vor Dieben ihre Häuser nicht verlassen wollten. Der rumänische Fernsehsender Realitatea TV berichtet von aufgebrachten Bewohnern die sich vor dem Bürgermeisteramt versammelt haben und den Bürgermeister beschimpfen, weil dieser einen geplanten Schutzdamm nicht habe bauen lassen.
Nach letzten Meldungen sind allein vom ersten auf den zweiten Juli landesweit 107 Ortschaften überflutet, fast 8000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Rund 4000 Häuser wurden laut rumänischem Katastrophenschutz bisher überschwemmt. Betroffen sind nahezu ganz Ostrumänien, sowie die Region Alba (Zentralrumänien) und Caras-Severin (Südwesten). Verbände wie etwa freiwillige Feuerwehren gibt es in Rumänien nicht. Einige Menschen haben aus den großen Katastrophen von 2005 und 2008 gelernt und ihre Häuser hochwasserfest gebaut. Doch es ist zu befürchten, dass die Wassermassen auch 2010 wieder viele Gebäude erwischen, die ihnen hilflos ausgeliefert sind.
Gerade für die Eigentümer von kleinen und sehr einfachen Hütten sowie Häusern brechen nun abermals harte Zeiten an. Denn viele sind nicht versichert, die Behörden ebenso überfordert wie die Einsatzkräfte. Gerade die Menschen werden wieder Hilfe brauchen.
Update 9. Juli 2010
In Schineni fließt das Wasser weiter langsam ab. Allerdings besteht nach Auskunft von Konventsoberin Schwester Benedikta vom Kreuz bei Behörden und vielen Menschen Angst vor dem Wochenende, an dem vielleicht neue Fluten das Dorf erreichen können. Da das Konventshaus und die anderen Einrichtungen der SMMP in Schineni etwas höher gebaut wurden, sind die bisherigen Wassermassen noch nicht durch das Haus geflossen. Darüber sind alle sehr froh.
Für das Nachbardorf Siretu, dem Sitz des Sozialen Zentrums der SMMP, wurde die Menschen über Lautsprecher aufgerufen, bei der Aufschüttung eines neuen Deiches mitzuhelfen. Dieser soll Siretu gegen eine erneute Überflutung schützen. Denn wenn hier die Flut durchbricht, ist auch wieder Schineni bedroht. Im anderen Nachbardorf Saucesti herrscht allerdings weiterhin Ausnahmezustand. Hier sind die Wassermassen, die zum Teil bis zwei Meter hoch standen, noch nicht abgeflossen. Die Lage ist hier sehr ernst und bedrohlich.