„Wie schön ist der Name ‚unendliche Barmherzigkeit‘! Sie ist die tröstlichste der Eigenschaften Gottes… Alles ist Barmherzigkeit. Wir werden ewig die Barmherzigkeit Gottes besingen.“ Maria Magdalena Postel
Wie viele Namen werden Gott von Menschen gegeben! Hinter jedem Namen verbergen sich Erfahrungen mit Gott.
Vor aller eigenen Erfahrung mit Gott haben unsere Eltern oder andere wichtige Personen unserer Kindheit uns gesagt, wer Gott ist und wie wir ihn ansprechen könnten.
Glücklich, wem von Kindheit an das Bild des guten Vaters, des aufmerksamen Freundes und stets bereiten Helfers… ins Herz gelegt wurde – und vor allem, wenn diese Gottesvorstellung sich später durch eigene Erfahrungen bestätigte.
Aber manche/r hat Gott als den strengen Richter, den obersten Buchhalter oder Polizisten vermittelt bekommen – und dieses Gottesbild hat sich leider später im Leben oftmals bestätigt.
Gottesbilder sind wandelbar. Und vielleicht kann die Vorstellung Maria Magdalenas: Gott ist unendliche Barmherzigkeit uns helfen, mit Freude an Gott denken und uns mit Vertrauen ihm zuwenden zu können.
Für Maria Magdalena ist es entscheidend: Gottes Barmherzigkeit ist „unendlich“. Der Apostel Paulus spricht im Römerbrief von einer ganz ähnlichen Erfahrung, wenn er sagt: „Weder Tod noch Leben… können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ (Röm 8,38f) Das heißt doch: Gottes Liebe zu uns / zu mir hört nie auf! Er lässt sich nicht von uns / von mir abbringen, auch nicht durch meine Fehler und meine Schuld, weil seine Liebe und seine Barmherzigkeit grenzenlos sind.
Wenn Maria Magdalena diese Eigenschaft Gottes die „tröstlichste“ nennt, dann steht dahinter die Erfahrung: Gott legt mich nicht auf gestern fest. Ich darf täglich neu anfangen.
Er ist dazu bereit. An mir ist es, ob ich selbst auch mein Versagen loslassen und Gott glauben kann, dass er so großzügig ist.
Weil wir immer wieder das Erbarmen Gottes brauchen – und es auch immer wieder erfahren dürfen, wenn wir selbst uns nicht dagegen sperren -, haben wir immer wieder Grund, Gott dafür zu danken, uns über ihn zu freuen.
Solches Leben aus Gottes Barmherzigkeit kann man einüben.Vielleicht versuche ist es mal in einem ganz konkreten Anliegen, dass ich Gott sage: „Dir gebe ich, was mich jetzt bedrückt… oder was ich falsch gemacht habe… Ich will neu anfangen und bitte dich dazu um deine Hilfe. Lass mich dich als den Barmherzigen erfahren…!“
Im Zentrum des Wortes Barmherzigkeit steht das Wort „Herz“.Wenn Gott barmherzig ist, dann heißt das: Gott hat ein Herz für uns Menschen, und zwar nicht unpersönlich, sondern für jeden so, wie er/sie es braucht. Das ist unsere Chance!
Übrigens, für Maria Magdalena geht es zentral darum, die Barmherzigkeit Gottes anzunehmen. Sie wirklich in uns einzulassen, um sie dann auch weitergeben zu können an die Menschen in unserem Umfeld, die darauf warten. Wichtig ist die Reihenfolge: erst empfangen, dann weitergeben! Umgekehrt würde ein Krampf daraus.
Wenn wir uns wie Maria Magdalena für das Erbarmen Gottes öffnen, dann können wir wahrhaftig ein Lied singen von Gottes Barmherzigkeit in unserem Leben, dann finden wir immer neue Gründe, ihn dafür zu preisen.
Worte für Heute, Teil 4/10
Auf der Höhe der Zeit sein, das ist heute eine wichtige Maxime. Man muss die neuesten Trends kennen, gut informiert sein in vielerlei Hinsicht, um mitreden zu können. Da ist es verständlich, wenn Worte aus vergangenen Zeiten schnell als veraltet abgetan werden.
Schaut man jedoch genauer hin, so entdeckt man die bleibende Bedeutung, ja ein Stück Weisheit in Aussagen aus früheren Zeiten. Jede Zeit prägt die Ansichten, Lebensperspektiven und Grundsätze ihrer Generation.
Aber in allem Wandel gibt es Bleibendes.
Das 200jährige Bestehen der Gemeinschaft der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel (1807 – 2007) war für Schwester Maria Andrea Stratmann Anlass, Worte und Gedanken, die uns von der hl. Maria Magdalena Postel erhalten sind, neu zu bedenken. Sie sind vielfach eine Aktualisierung biblischer Aussagen für ihre Zeit. Uns kann das ermutigen, Gottes Wort für unsere Zeit neu zu entdecken und umzusetzen. Maria Magdalenas Überlegungen können uns dabei Hilfe sein.