17 junge Männer und Frauen meldeten sich bei den Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel nach ihrem Abitur für einen Auslandseinsatz
„Ich hoffe, dass ich mich selbst besser kennenlerne“, blickt Rebecca Gramse auf ihr bevorstehendes Jahr in Bolivien. Dort wird sie in einem Heim für Kinder von Alkoholikern mitarbeiten. „Ich glaube, dass das eine große Herausforderung ist. Aber gerade deshalb hat es mich auch fasziniert.“
Die 19-Jährige gehört zu insgesamt 17 jungen Männern und Frauen, die in diesem Jahr über die Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel (SMMP) als „Missionar auf Zeit“ nach Bolivien, Brasilien, Rumänien und Mosambik aufbrechen. Jetzt trafen sie sich ein letztes Mal vor ihrer Aussendungsfeier am 3. Juli in einem Selbstversorgerhaus in Neuenheerse bei Paderborn. Sie wollen in sozialen Projekte mitarbeiten. Sie wollen aber auch andere Kulturen kennenlernen.
„Und letztlich wollen wir diese jungen Menschen auch zu einem interkulturellen Dialog befähigen“, sagt Schwester Theresia Lehmeier. Die Generalsekretärin der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel bereitet die Gruppe gemeinsam mit der Leiterin des Jugendbüros im Bergkloster Bestwig, Birgit Bagaric, und der Referentin Regina Hundt ein halbes Jahr lang während mehrerer Wochenenden und mehrtägiger Treffen auf das Auslandsjahr vor. So gut es geht.
„Denn unsere Vorstellungen sind immer noch vage. Was dieses Jahr wirklich bedeutet und mit sich bringt, werden wir erst begreifen, wenn wir am Einsatzort sind“, sagt Astrid Wiegand. Die 19-Jährige aus Werl geht für ein Jahr in das Kinderhaus „Casa de ninos“ nach Cochabamba, ebenfalls Bolivien.
„Dort zieht es die meisten der jungen Leute hin“, erklärt Schwester Theresia. In Bolivien spricht man Spanisch. Für dieses Land gibt es einjährige Visa. Und dort bieten die Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten. Das gilt zwar ebenso für Brasilien, doch sind dort nur halbjährige Visa die Regel.
„Afrika hat mich fasziniert“
Dennoch gibt es auch junge Leute, die sich ganz bewusst für andere Einsatzgebiete als Südamerika entscheiden. Marie-Theres Kremer-Schulte aus Neuenrhade wollte beispielsweise nach Afrika. „Mein Bruder hat dort im Rahmen seines Studiums einige Monate verbracht. Und seine Berichte haben mich fasziniert“, erklärt die 19-Jährige. Da sie gerade ihr Abitur am Walburgis-Gymnasium in Menden abgelegt hat, hatte sie natürlich von dem MaZ-Angebot der Ordensgemeinschaft erfahren. Denn sie ist Träger der Schule. „Dass die Schwestern auch in Afrika tätig sind, wusste ich lange Zeit nicht. Nachdem ich das erfahren hatte, stand mein Entschluss natürlich fest. Jetzt gehe ich nach Mosambik“, sagt Marie-Theres. Dort wird sie in dem Ort Metarica in der Gemeindepastoral und Katechese mitarbeiten. Auch ein Haus für junge Schwestern, die dort eine Ausbildung machen, hat die Gemeinschaft inzwischen gebaut. Angst vor einem Kulturschock hat die angehende Missionarin nicht. „Eher davor, wie es mir gelingt, in dem Projekt meinen Platz zu finden und mich dort einzubringen.“ Später will sie möglicherweise Heilpädagogik studieren. Dafür könnte sie in Metarica wichtige Erfahrungen sammeln.
Iris Steggemann aus Stadtlohn im Münsterland will Lehrerin werden. Auch sie hofft im kommenden halben Jahr auf wichtige Erkenntnisse für ihr weiteres Berufsleben. Die 19-Jährige, die gerade am Canisiusstift der SMMP in Ahaus Abitur gemacht hat, arbeitet ab August sechs Monate lang in der Kindercréche in Leme/Brasilien mit. „Danach werde ich wissen, ob ich mit Kindern umgehen kann und das Lehramt für mich der richtige Beruf ist“, hofft sie.
Für Christina Saake ist die Vorerfahrung für den späteren Beruf weniger entscheidend. Die 19-Jährige aus Büren geht für ein Jahr nach Rumänien. Später hat sie vor, Glasmalerin zu werden. „Trotzdem reizt es mich, ein soziales Projekt zu unterstützen. Dort will ich einmal auf mich gestellt sein, vielleicht auch noch selbstständiger werden.“ Die Balkan-Länder fand sie immer faszinierend. Und vor dem Rumänisch-Lernen hatte sie ebenfalls keine Angst: „In der Schule hatte ich nur Englisch und Französisch. Da musste ich mir ohnehin neue Sprachkenntnisse aneignen“, sagt die 19-Jährige und lacht.
In Gemeinschaft mit „kotzenden Kängurus“
Die Stimmung im Selbstversorgerhaus ist gut. Die Gruppe kocht gemeinsam. Zwischendurch gibt es ernste Gesprächsrunden, dann wieder lustige Spiele. Zum Beispiel „Kotzendes Känguru“. Dabei müssen jeweils drei Mitspieler eine Figur nachstellen. Möglichst schnell. Gut möglich, dass den Missionaren auf Zeit ähnliche Geistesgegenwart auch in ihren Einsatzländern abverlangt wird.
Noch bleiben den 17 jungen Leuten ein paar Wochen, letzte Vorbereitungen zu treffen. Die Visa liegen vor. Die Impfungen sind alle durchgeführt. Aber beim Erlernen der jeweiligen Landessprache wollen die meisten noch etwas weiter kommen. „Das tue ich gern“, sagt Astrid Wiegand, die Spanisch schon an der Schule hatte und ihre Kenntnisse jetzt wieder auffrischt – „denn ich finde es toll, dass wir überhaupt die Möglichkeit eines Auslandseinsatzes haben. Die will ich nutzen.“