Große Ikebana-Schau am Samstag und Sonntag, 9. und 10. August, im Bergkloster Bestwig
Bestwig, 09. August 2008. Wie ein Fluss ergießt sich die schwarze Stoffbahn über die große Treppe im Foyer des Bergklosters Bestwig herab. Darauf treiben Pappröhren in Rot und Schwarz. Und Blumenarrangements, die den Betrachter gleich beim Eintritt in die große Ikebana-Schau in Erstaunen versetzen. Für die Ausstellung am Samstag und Sonntag, 9. und 10. August, hat Ikebana-Meisterin Schwester Walburga Maria Thomes mit 18 Schülerinnen aus ihren Kursen 70 Kunstwerke aus Blumen und dazu korrespondierenden Materialien geschaffen. Viele dieser Arrangements stehen zudem in einem Dialog zu christlichen Bildern.
100 Besucher bei der Eröffnung
„Das ist eine Besonderheit, die Sie sicher nirgends anders finden“, betonte Provinzoberin Schwester Pia Elisabeth Hellrung zur Eröffnung am Samstagmorgen um 9 Uhr. Dazu hatten sich bereits die ersten 100 interessierten Besucherinnen und Besucher eingefunden. Schwester Pia Elisabeth stellte heraus, dass die Ikebana-Werkstatt von Schwester Walburga Maria inzwischen weit über die Grenzen des Sauerlandes bekannt sei. Und sie dankte allen Mitwirkenden, die eine Woche an den Vorbereitungen mitgewirkt hatten: „Selbst hinter manchem sehr einfach aussehendem Arrangement stecken oft viele Gedanken.“
Anschließend unternahmen die Ikebana-Meisterin und ihre Schülerinnen mit den Besuchern einen Rundgang durch die Schau. Entlang der Landschaft aus rot und schwarz von Carmen Breuer gelangen die Besucher zu der filigranen Krone eines Maulbeerbaumes, deren Verästelungen flehend nach oben streben. Mittendrin eine Sonnenblume. „Das zusammen symbolisiert die Kraft des Lebens“, erklärt Ikebana-Lehrerin Sabine Hunekohl. Der Baum war nach dem Umpflanzen in ihrem Garten eingegangen. Jetzt wurde er ind er Ikebana-Ausstellung zu neuem Leben erweckt.
Bambusbogen zum Bronzerelief
Auch zu dem Bronzerelief im Foyer, das die Ordensgeschichte zeigt, wurde ein Blumenarrangement erstellt: Eine Bambuswurzel zieht sich wie ein weiter Bogen unter dem Relief her, das die deutsche Ordensgründerin Sr. Placida Viel auf einer Brücke zeigt. „Bambus ist ein sehr wichtiges Material in der Ikebana-Kunst, weil es – wie Ikebana selbst – aus Japan stammt“, erläutert Schwester Walburga Maria. Ikebana heißt übersetzt: Neugestaltung mit pflanzlichen Teilen. Von Japan aus, wo diese Kunst aus dem Buddhismus hervorging, verbreitete sie sich in die ganze Welt. Schwester Walburga Maria hat sie an der Sogetsu-Schule in Köln erlernt. Auch ihr Lehrer Prof. Hans Faber will die Ausstellung am Sonntag Bestwig besuchen.
Rosenkranz-Zyklus
Im großen Saal warten schließlich viele kleinere Arrangements, aber auch thematische Reihen wie eine fünfteilige Darstellung des „lichtreichen Rosenkranzes“. Dieser Rosenkranz wurde von Papst Johannes Paul II. 2002 den klassischen Rosenkranzgeheimnissen – dem freudenreichen, dem schmerzhaften und dem glorreichen – hinzugefügt. Der lichtreiche Rosenkranz bezieht die Taufe Jesu im Jordan, die Hochzeit zu Kanaa, die Verkündigung Jesu, seine Verklärung auf dem Berg Tabor und das Gesetz der Eucharistie mit ein.
Die Verkündigung wird beispielsweise durch eine weiße Rose vor einem Glaskreuz symbolisiert, die durch ein silbernes Netz hindurchragen. „Dieses Netz fängt die Menschen auf oder zeigt vielleicht auch, wie sie an dem Wort Jesu hängen bleiben“, beschreibt Gabriele Kauffhold verschiedene Interpretationsmöglichkeiten. Sie hat den fünfteiligen Zyklus in den vergangenen Tagen gemeinsam mit Schwester Laetitia Müller geschaffen.
Gladiolen in Schlitzvasen
Passend zum Evangelium nach Johannes 14,2 „Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen“ stehen wenige Meter weiter ein Bild Uta Well und ein Ensemble aus schwarzen Schlitzvasen in enger Beziehung. Feuerrote Gladiolen ragen aus der schwarzen Keramik-Landschaft. „Eigentlich hatte dieses Bild, das ja nur aus schwarzen Umrissen besteht, erst gar keinen Bezug zu dieser Ausstellung. Bis wir auf die Schlitzvasen stießen…“ beschreibt Ikebana-Lehrerin Uta Well, wie sich die Ideen für so manches Kunstwerk im Laufe der letzten Tage entwickelt haben.
Gleichnis aus Weizen und Ahorn
Den abschließenden Höhepunkt des Rundgangs bilden die Blumen- und Pflanzenarrangements am Aufgang zur Kirche. Sie beschreiben das Gleichnis vom Sämann (nach Matthäus 13,20-23) in raumfüllenden und liebevoll gestalteten Blumenbildern: Die Weizenkörner, die auf den steinigen Boden fallen, die aufkeimenden Samen, die von Dornen bedeckt sind und schließlich die Saat, die auf fruchtbarem Boden aufgeht. Der zehn Zentimeter hohe, grasgrüne Weizen, der den japanischen Ahornbaum in der Mitte wie einen Teppich umschließt, wurde erst vor einer Woche ausgesät.
Spannende Vorbereitung
„Während der Vorbereitungen hatte ich manchmal gedacht: Wie soll aus diesem Chaos eine Ausstellung werden?“, erinnert sich Gabriele Kauffhold an die vergangene Woche, wo immer mehr Materialien ausgepackt und Ideen entwickelt wurden. Daher fand sie es spannend, den Prozess bis zur Eröffnung am Samstagmorgen mitzubekommen. Auch für Schwester Walburga Maria war es eine interessante Erfahrung: „Es ist toll, wenn so viele meiner Kursteilnehmerinnen derart begeistert mitmachen. Auch wenn die Fülle der aus einem so großen Kreis hervorgehenden Ideen kaum zu bewältigen ist.“
Die Ausstellung ist noch bis Sonntagabend zu sehen. Am Sonntag sind die Besucher ab 10 Uhr willkommen. An beiden Tagen bleiben die Räume bis 20 Uhr geöffnet.
Zu den Fotos
Rund 70 Ikebana-Blumenstellungen sind bis Sonntagabend, 10. August, im Bergkloster Bestwig zu sehen. Die meisten von ihnen im Dialog zu christlichen Bildern. Oben Bilder von der ersten Führung durch die Ausstellung am Samstagvormittag. Darunter einige Beispiele mit klassischen und modernen Ikebana-Materialien. Abschließender Höhepunkt des Rundgangs ist die raumfüllende Darstellung des Gleichnisses vom Sämann am Aufgang zur Dreifaltigkeitskirche. Liebevoll wurde der Weizen hier als Samen, aufkeimend und in voller Reife in Szene gesetzt. Alle Fotos: SMMP