27 Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel feiern in diesem Jahr ihr 70-, 65-, 60-, 50- und 25-jähriges Ordensjubiläum. Die meisten von ihnen kamen am Samstag im Bergkloster Bestwig zusammen. Unter anderem auch Schwester Gertrud Elisabeth Decker und Schwester Maria Ludwigis Bilo aus Brasilien.
Bestwig, 28. Juni 2008. Generaloberin Schwester Aloisia Höing dankte den Ordensfrauen im Rahmen des kleinen Festaktes nach dem Gottesdienst für ihr jahrzehntelanges Engagement und erinnerte daran, dass an diesem Samstag auch das Paulusjahr offiziell eröffnet wird: „Sie sind, wie Paulus und auch unsere Ordensgründerin Maria Magdalena Postel, auf dem Weg zu den Menschen. Auf dem Weg der Verkündigung.“ Und als Ermutigung gab sie den Jubilarinnen jede Empfehlungen mit auf den Weg, die auch auf den von Schwester Elisabeth Morell aus Kassel gestalteten Jubiläumskerzen stand: „Öffne Dich“, „Folge mir“, „Erbarme Dich“, „Zeige Liebe“ und „Bewege Dich“. Letzteren Rat wollte Schwester Aloisia vor allem den Silberjubilarinnen mit auf den Weg geben: „Sie haben noch Schwung und werden manches in Gang setzen können.“
Freude verbreiten
Pfarrer und Domkapitular Ralf Lohmann erinnerte auch in seiner Predigt daran, wie wichtig es sei, Freude und Zuversicht zu verbreiten: „Wenn wir keine Freude ausstrahlen, können wir nichts bewirken.“ Natürlich gebe es auch Sorgen. Nicht zuletzt aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklungen, aber auch innerhalb der Kirche im Hinblick auf die pastorale Situation. „Doch es ist wichtig, erst davon zu sprechen, wo ich von Jesus ergriffen wurde. Das ist unser erster, unser wichtigster Auftrag“, so Pfarrer Lohmann, der aus der Pfarreiengemeinschaft St. Ida und Ss Cornelius und Cyprianus in Herzfeld-Lippborg kommt – wo die Silberjubilarin Schwester Theresia Maria Kösters tätig ist. Dem Auftrag, Zuversicht auszustrahlen, würden die Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel ihr Leben lang folgen. Was auch der Ordensgruß der Gemeinschaft belege: „Jesus lebe in unseren Herzen.“
Schwester Gertrud Elisabeth Decker und Schwester Maria Ludwigis Bilo hatten für den Festtag in Bestwig die längste Anreise auf sich genommen. Beide gehören der Gemeinschaft bereits seit 60 Jahren an.
20 Jahre lang Provinzoberin
Schwester Gertrud Elisabeth war fast zwei Jahrzehnte lang Provinzoberin der Ordensprovinz in Brasilien. 1924 in Herzebocholt im Kreis Borken geboren, trat sie der Gemeinschaft nach ihrer Ausbildung zur Krankenschwester 1948 in Geseke bei. 1955 reiste sie als Missionsschwester nach Brasilien aus, wo sie auch noch ein dreijähriges Verwaltungsstudium absolvierte. Von 1979 bis 1986 war sie zunächst Provinzoberin der brasilianischen Ordensprovinz. Und als die neue Oberin 1987 auf tragische Weise tödlich verunglückte, leitete sie die Provinz für weitere zehn Jahre. Noch bis 2003 nahm sie das Amt der Provinzökonomin wahr. Jetzt verbringt sie ihren Lebensabend im Provinzhaus in Leme.
Kindercreche mit 236 Kindern
Mit ihr kam anlässlich des Jubiläums auch Schwester Maria Ludwigis Bilo nach Deutschland. Die 81-Jährige feiert 2008 gleich drei Jubiläen: So trat sie vor 60 Jahren in den Orden ein. Seit 50 Jahren ist sie in Brasilien tätig. Und seit 40 Jahren leitet sie in Leme eine Kindercreche, die heute jeden Tag von 6 bis 18 Uhr 236 Kinder betreut.
In den ersten Nachkriegsjahren war sie im Kinderkrankenhaus in Berlin-Lichtenrade tätig gewesen. „Das war eine spannende Zeit“, erinnert sie sich. In der Stadt selbst sei die Atmosphäre sehr angespant gewesen – um so mehr habe der Schwesternkonvent zusammengehalten. Als sie nach Hamburg versetzt worden war, fragte die Ordensleitung, wer bereit sei, in die Mission zu gehen. „53 Schwestern hatten sich damals gemeldet. Eine erstaunliche Zahl, wenn man bedenkt, dass das eigentlich ein Abschied für immer war“, bemerkt die Ordensfrau. Unter den 53 Bewerberinnen wurden sechs ausgewählt. Auch Schwester Maria Ludwigis. Die neuen Missionarinnen mussten drei Wochen mit dem Schiff reisen, ehe sie in Brasilien bzw. Bolivien ankamen. „Dass die Welt einmal so nah zusammenrücken würde wie heute, hätten wir damals nicht zu träumen gewagt“, sagt Schwester Maria Ludwigis, deren leibliche Schwester, Sr. Maria Dolores Bilo, Generalökonomin der Gemeinschaft ist.
Pastoral mit dem Pferd
In Seelbach an der Lahn geboren hatte sie sich am Marienkrankenhaus Nassau zur Hauswirtschafterin ausbilden lassen und dort die Gemeinschaft kennen gelernt.
Auch in Brasilien arbeitete sie zunächst in der Küche – und zwar mitten im Urwald. „Das war ein kleines Dorf. Und alles geriet in Aufregung, wenn wir mal ein Auto hörten“, erinnert sie sich. Sogleich fügt sie hinzu: „Schwester Benigna Erdmann war damals mit dem Pferd in den Wald geritten, um die von uns betreuten Familien zu besuchen.“ Dann wurde der deutschen Ordensfrau die Leitung der Creche in Leme übertragen. In der Einrichtung arbeiten heute drei Ordensschwestern, 16 Mitarbeiter und acht Lehrer. Die Lehrer werden von der Stadtverwaltung gestellt und bezahlt.
Längst kümmert sich die Creche nicht nur um Kinder: Sr. Maria Ludwigis hat dafür gesorgt, dass die Älteren Computerkurse besuchen können – oder dass Väter Maurerkurse besuchen, um sich und ihren Familien ein neues Zuhause zu schaffen. Möglich werden diese Initiativen vor allem durch Spenden aus Deutschland. „Besonders der jährliche Basar am bischöflichen Canisiusgymnasium in Ahaus mit seinen fünfstelligen Erlösen ist uns eine riesige Hilfe“, stellt Schwester Maria Ludwigis dankbar fest.
Ganzheitliches Engagement
Schwester Theresia Maria Kösters gehört zu denen, die die Missionsarbeit der Gemeinschaft seit vielen Jahrzehnten von Deutschland aus unterstützen. Sie ist eine der drei Silberjubilarinnen 2008. Geboren in der Nähe von Rheine absolvierte sie zunächst eine Ausbildung als Industriekauffrau. „Aber schon in dieser Zeit hatte ich mich stark in der Katholischen Landjugendbewegung engagiert“, erinnert sie sich. Und so sei der Wunsch gewachsen, Pastoralreferentin zu werden. Während ihrer Ausbildung in Brochterbeck-Tecklenburg lernte sie Schwester Verena Kiwitz kennen. So entstand schließlich der Kontakt zum Bergkloster Bestwig. „Allmählich wurde mir klar, dass ich mich wirklich ganzheitlich meiner Aufgabe widmen will. Also trat ich – schon als Spätberufene – in die Gemeinschaft ein. Was sie bis heute nie bereut hat. Ob bei ihrem elfjährigen Einsatz als Pastoralreferentin in Stromberg oder seitdem in der Pfarreiengemeinschaft St. Ida und Ss Cornelius und Cyprianus in Herzfeld-Lippborg. „Dort fühle ich mich richtig wohl“, unterstreicht die 55-Jährige: Einerseits wissen wir uns in dem kleinen Konvent mit drei Schwestern gegenseitig getragen. Andererseits haben wir auch unsere Freiheiten, die ich auch brauche.“
Freude aufs EM-Endspiel
Die nutzt sie bei der Entwicklung von Initativen für die Missionsarbeit – wie Spielenachmittage oder Doppelkopf-Runden – und auch privat. „Zum Beispiel als Fußballfan“, sagt Schweser Theresia. Das Endspiel der Fußball-Europameisterschaft kann sie kaum abwarten. Augenzwinkernd sagt sie: „Da überdecke ich sogar meine Ordenstracht – nämlich mit einem Deutschlandtrikot.“
Die Jubilarinnen im Einzelnen:
Zu den Fotos:
Oben die Gruppe der Jubilarinnen, die zu der Feier nach Bestwig kamen. Darunter auch Sr. Maria Ludwigis Bilo und Sr. Gertrud Elisabeth Decker (zweites Foto, 2. und 3. v.l., zusammen mit Provinzoberin Sr. Pia Elisabeth Hellrung, l., und Generaloberin Sr. Aloisia Höing, r.).
In der Mitte Bilder aus dem Gottesdienst, in dem die Jubilarinnen Gaben zum Altar brachten. Schwester Theresia Maria Müller leitete den Chor der Ordensschwestern, der für den musikalischen Rahmen sorgte. Die Kerzen zum Jubiläum hatte Schwester Elisabeth Morell aus Kassel gestaltet.
Unten dann Aufnahmen vom Festakt im Großen Saal, wo Generaloberin Sr. Aloisia Höing und Provinzoberin Sr. Pia Elsiabeth Hellrung ihren Dank aussprachen, ehe sich die Schwestern selbst gratulieren durften. Glückwünsche überbrachte auch die Placidagemeinschaft. Sr. Theresia Maria aus Lippborg-Herzfeld empfing zudem auch ihre Familie (letztes Foto). Die übrigen Schwestern werden ihr Jubiläum mit Verwandten und Freudnen auch in den Konventen nachfeiern. Alle Bilder: SMMP