Festival mit 400 Gästen beschließt das Jubiläumsjahr der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel
Bestwig. „Nicht aufgeben, sich der Realität stellen, auf Gott vertrauen und mit Zuversicht den Weg ins dritte Jahrhundert unserer Gemeinschaft gehen – in der Gewissheit, dass Gottes Kraft alle Wege mit uns geht.“ Mit diesen Worten beschloss Generaloberin Schwester Aloisia Höing am Samstag vor über 400 Gästen in Bestwig das Jubiläumsjahr der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel, die bereits auf eine 200-jährige Geschichte zurückblicken können.
Über 30 Veranstaltungen
Das Abschlussfestival beendete einen Reigen von über 30 Veranstaltungen während der letzten 13 Monate: Von dem Auftakt in Heiligenstadt über die Ikebana-Ausstellung in Bestwig, den Mitarbeitertag, das Politische Forum mit Franz Müntefering und Friedrich Merz, einer Vortragsreihe in Heiligenstadt, Studienfahrten, Seniorentagen, einem Treffen der Freunde und Förderer der Gemeinschaft und der großen Sternwallfahrt der Schulen mit über 2 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Bergkloster Bestwig.
„Wir brauchen Ordensleute mit Leidenschaft“
„Mutig ins dritte Jahrhundert unserer Gemeinschaft gehen“ – diesen Gedanken griff auch der Paderborbner Weihbischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann bei dem Eröffnungsgottesdienst dieses Festivals in der Dreifaltigkeitskirche des Bergklosters auf: „Es ist faszinierend, welche Spannungen Ihre Gründerin in den Zeiten der Französischen Revolution zu ertragen hatte. Und diese Spannungen bauen sich auch jetzt wieder unter der Oberfläche unserer Gesellschaft mehr und mehr auf“ – deshalb sei das Vorbild Maria Magdalena Postels aktueller denn je: Ihre Situation habe sie zu den tiefsten Fragen geführt, denen auch wir uns heute wieder stellen müssten: „Wir müssen aufpassen, dass sich unsere Gesellschaft nicht noch weiter auseinander dividiert.“ Gerade auch für Ordensgemeinschaften stelle diese Situation eine besondere Herausforderung dar: „Es bedarf gerade jetzt Menschen mit Visionen und Leidenschaft, wie Ihre Gründerin einer war. Ohne solche Menschen verändert sich nichts.“
Dabei könnten die Schwestern stolz auf das blicken, was sie aufgebaut haben und bis heute leisten: „Ich selbst habe dieses Kloster immer wieder als spirituelles Zentrum erlebt. Der Glaube trägt. Und er schreibt Geschichte. Auch in Zukunft.“
Chor und Band aus Mitarbeitern
Nicht nur die fünf Konzelebranten – unter ihnen der Heiligenstädter Rektor Bernd Kucklick und der Bestwiger Pfarrer Günter Eickelmann -, sondern auch zahlreiche Mitarbeiter und Ordensschwestern gaben der Messe einen feierlichen Rahmen: So etwa durch die musikalische Gestaltung mit der Band unter Leitung von Elke Bornemann oder dem Chor „Postel`ers“ unter dem Dirigat von Dieter Schulze. Zum Ende lud Provinzoberin Schwester Pia Elisabeth Hellrung die Gäste zu einem Blick in den Bergkloster-Innenhof ein, wo die Steine der „Stafette“ aus den Einrichtungen und Diensten verlegt worden sind. Ein Jahr lang war diese Stafette in vier Bundesländern unterwegs gewesen. Das Ergebnis sind 34 bunte Platten mit Motiven zu den einzelnen Standorten und der Ordensgemeinschaft. Später wurden sie durch Vertreter aller Einrichtungen und Dienste noch vorgestellt.
Fortsetzung im Schulzentrum
Weiter ging es im Schulzentrum der Gemeinde Bestwig: Dort hatte die Klosterküche ein Mittagsbuffet aufgebaut. Es blieb Zeit zur Begegnung und zu Gesprächen. Wer wollte, konnte sich den neuen Film über die Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel und ihr Wirken in Deutschland ansehen. Erstmals wurde die Produktion von Steyl-Medien für vier Euro auch zum Verkauf angeboten. Und in der Sporthalle lief eine Bildergalerie als Rückschau auf das Jubiläumsjahr. Zu den Gästen gehörten unter anderem auch der Heiligenstädter Bürgermeister Bernd Beck und der Bestwiger Bürgermeister Ralf Péus.
Berufsbildende Bergschule gewinnt Wettbewerb
Während des Festaktes kam es zu der Verleihung der Preise für den im Jubiläumsjahr ausgeschriebenen Wettbewerb. Willi Kruse, stellvertretener Schulleiter des Berufskollegs Bergkloster Bestwig und Leiter der Jury, gab zu: „Wir mussten anerkennen, dass in allen Beiträgen sehr viel Arbeit steckt. Daher war es schwierig, überhaupt zu einer Entscheidung zu kommen. Den ersten Preis erhielt schließlich die Katholische Berufsbildende Bergschule St. Elisabeth in Heiligenstadt für eine Medienbox mit einem Hörspiel und Materialien zur Geschichte des Ordens: „Die originellen Ideen, die aufwändige Ausführung und die vielseitige Einsetzbarkeit haben uns sehr überzeugt“, erkannten Jury-Mitglieder Willi Kruse und Stefanie Schulte an. Die Sieger dürfen fünf Tage nach Berlin, wo die Ordensgemeinschaft ebenfalls in mehreren Projekten arbeiten. Zum Beispiel in Berlin-Marzahn, wo die Schwestern sich gemeinsam mit den Salesianern Don Boscos um Langzeitarbeitslose kümmern. Diesem Projekt kam auch die Kollekte aus dem Gottesdienst zu. Der zweite Preis ging für eine Plakatgalerie an das Engelsburg-Gymnasium in Kassel, der dritte Preis ebenfalls an eine Schülergruppe der Berufsbildenden Bergschule St. Elisabeth für ein neu kreiertes Activity-Spiel.
Einen Sonderpreis erhielt darüber hinaus der Bergkindergarten St. Bonifatius aus Heiligenstadt. Während des gesamten Jubiläumsjahres hatten die fast 200 Kinder dieser Einrichtung Wandbehänge, Puppen und weitere Materialien zur Ordensgeschichte erstellt.
Zehn Jahre „Missionar auf Zeit“
Innerhalb dieses Festes galt es aber auch ein kleines Jubiläum zu feiern: Denn seit zehn Jahren entsenden die Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel bereits Jugendliche und junge Erwachsene als „Missionare auf Zeit“ für ein Jahr ins Ausland. Auch jetzt sind in Bolivien, Brasilien und Rumänien wieder 20 junge Leute im Einsatz. „Insgesamt waren es seit 1997 schon 110 MAZ`ler gewesen“, erklärte Schwester Theresia Lehmeier aus Heiligenstadt. Mit szenischen Darstellungen stellten einige der Missionare aus den letzten Jahren dar, welche Gedanken ihnen vor ihrer Reise durch den Kopf gingen und mit welch reichen Erfahrungen sie zurückgekehrt sind.
„Jubiläum bleibt nicht nur im Archiv“
Außerdem stellte Schwester Laetitia Müller noch einmal den währehnd der letzten zwölf Monate gewachsenen Medienkoffer mit zahlreichen Materialien zur Ordensgeschichte und dem heutigen Wirken der Gemeinschaft vor, den man weiterhin angefordern kann. Dann sprach Schwester Aloisia Höing die Schlussworte. Die wurden von einigen Schwestern szenisch begleitet. So trat die Missionsprokuratorin Sr. Christa Maria Henninghaus als Ordensgründerin auf. Und in Dialogform ließen die Mitschwestern noch einmal aufblicken, wie aktuell der Auftrag Maria Magdalena Postels bis in die Gegenwart ist. „Lasst uns auch heute Frauen sein, die die konkrete Not der Menschen sehen und mit vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern suchen, lieben und pflegen, was dem Leben dient“, hielt Schwester Aloisia fest. Deshalb gelte es Kraft zu schöpfen aus dem zurückliegenden Jahr – „damit es nicht im Archiv endet. Damit das Jubiläum weiter lebt. Damit Leben gelingt…“