
Kürzlich, auf einer Busfahrt durchs Münsterland, kam ich an weiten, offenen Flächen vorbei. Ein Windrad reiht sich dort ans andere. Denn hier sind die Bedingungen günstig, um Windenergie zur Stromgewinnung zu nutzen. Auch manche Solarparks auf freien Flächen fielen mir auf meiner Fahrt ins Auge. Und viele Hausdächer sind inzwischen mit Solarpanels gedeckt, um sich Sonnenenergie zunutze zu machen.
Wind- und Solarenergie gelten in Zeiten des Klimawandels als umweltschonende Alternativen der Stromerzeugung. Der Ausbau von Windkrafträdern und Solaranlagen ist Ausdruck eines Umdenkens in der Energieförderung. Es zieht die Endlichkeit fossiler Rohstoffe sowie den CO2-Ausstoß, der mit ihrer Förderung einhergeht, in Betracht.
Ich staune über die Forschungsleistung von Menschen, die Windparks und Solarpanels entwickeln. Gleichzeitig möchte ich nicht bei den technischen Errungenschaften stehenbleiben. Möchte nicht Wind und Sonne, ja die Schöpfung, ausschließlich unter der Perspektive ihres Nutzens für den Menschen betrachten.
Wieder denke ich an Franz von Assisi und seinen Sonnengesang. Sein geschwisterliches Verhältnis zu allem Geschaffenen galt auch Sonne und Wind. Der Heilige aus Umbrien dichtete, selbst schon erblindet, in seinem Lob auf die Schöpfung:
Gelobt seist du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen,
zumal dem Herrn Bruder Sonne,
welcher der Tag ist und durch den du uns leuchtest. Und schön ist er und strahlend mit großem Glanz: Von dir, Höchster, ein Sinnbild.
Gelobt seist du, mein Herr,
durch Bruder Wind und durch Luft und Wolken und heiteres und jegliches Wetter,
durch das du deinen Geschöpfen Unterhalt gibst.
Quelle: Deutsche Franziskanerprovinz. https://franziskaner.de/der-sonnengesang/
Das Rotieren der Windräder und die im Sonnenlicht schimmernden Solaranlagen werden mir so zum Hinweis auf „Bruder Sonne und Bruder Wind“. Der heilige Franziskus, dessen Gedenken die Kirche am 4. Oktober begeht, erinnert daran, dass wir Menschen Mitgeschöpfe sind und Verantwortung tragen für das Gemeinsame Haus, Mutter Erde. Umkehr und verändertes Handeln beginnen im Umdenken.
Wenn sich der Mensch nicht als Herrscher über die Schöpfung, sondern, auf den Schöpfer verwiesen, als deren Hüter versteht.
Schwester Klara Maria Breuer