
In der Dreifaltigkeitskirche und im Kapitelsaal des Bergklosters Bestwig wurden am 3. Mai in einem Festakt die diesjährigen Jubilarinnen unter den Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel geehrt.
Die Dreifaltigkeitskirche und der Kapitelsaal des Bergklosters Bestwig bildeten am 3. Mai den feierlichen Rahmen für ein besonderes Ereignis: Dreißig Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel wurden für ihre langjährige Zugehörigkeit zur Ordensgemeinschaft geehrt. Die Jubilarinnen blickten auf beeindruckende 75, 70, 65, 60, 50, 40 oder 25 Jahre Ordensleben zurück.
Die Wege, die eine junge Frau in eine Ordensgemeinschaft führen, sind so individuell wie die Menschen selbst. Drei Jubilarinnen mit ihren ganz persönlichen Geschichten stehen beispielhaft für die Vielfalt dieser Lebensentscheidungen.
Kriegserfahrungen
Schwester Maria Albertis Lobert, die mit 97 Jahren ihr 75. Ordensjubiläum feiert, fühlt sich durch die aktuellen Nachrichten aus der Ukraine oft an ihre eigene Kindheit erinnert. Die Bombenangriffe auf ihre Heimatstadt Castrop-Rauxel, die nächtlichen Schutzsuchen im Keller und schließlich die Flucht haben sie geprägt.
Als das Leben in ihrer Heimatstadt 1942 immer gefährlicher wurde, evakuierte die Stadtverwaltung ihre komplette Schule nach Danzig. „Mein Vater ist jedoch dagegen gewesen und er hat mich stattdessen in das Eichsfeld geschickt“, erzählt Schwester Maria Albertis. In Niederorschel lernte sie die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel kennen und absolvierte dort ihr Pflichtjahr. Nach dem Kriegsende kehrte sie ins Ruhrgebiet zurück und erlernte im St. Elisabeth-Hospital den Krankenpflegeberuf.
Beeindruckt von den Schwestern, trat sie 1950 in Geseke in die Ordensgemeinschaft ein. Von 1959 bis 1965 arbeitete sie mit tuberkulosekranken Kindern in Nordkirchen. „Da wollte sonst niemand hin, weil die Ansteckungsgefahr ja so groß war“, erinnert sie sich. Später betreute sie dort geistig behinderte Kinder – beginnend mit sechs Kindern wuchs die Einrichtung auf 300 betreute Kinder an.
Auch nach ihrem offiziellen Berufsleben blieb sie aktiv in der Pfarrcaritas und machte Krankenbesuche. „Das ist immer das Wichtigste: Zuhören und helfen, wenn man helfen kann“, fasst sie ihre Lebensphilosophie zusammen.
Vom dunklen zum hellen Stein im Lebensmosaik
Die 85-jährige Schwester Konstantia Chrzaszcz, die ihr 65. Ordensjubiläum feiert, kam als Siebenjährige mit ihrer Familie aus Oberschlesien ins Münsterland. Ihren ersten Kontakt mit den Schwestern hatte sie als Patientin in der Tuberkuloseklinik in Nordkirchen, doch erst mit 15 Jahren, als sie eine Schneiderausbildung bei den Schwestern begann, nahm sie die Gemeinschaft bewusst wahr.
Mit 20 Jahren trat sie in den Orden ein. In Paderborn legte sie ihre Gesellenprüfung im Schneiderhandwerk und später in Frankfurt sogar die Meisterprüfung ab. Als in dieser Zeit die Ordenstracht geändert wurde, kam sie viel herum . „Da ich das Schneiderhandwerk gelernt hatte, wurde ich oft gerufen und passte die Ordensgewänder entsprechend an.“
Ab 1964 unterrichtete sie am Engelsburg-Gymnasium in Kassel das Fach Textiles Gestalten. Während der deutschen Teilung erlebte sie über 200 Fahrten nach Heiligenstadt. „Über unsere Erlebnisse bei den Fahrten nach Heiligenstadt könnte man ein eigenes Buch schreiben“, sagt sie.
Schwester Konstantia beschreibt ihr Leben wie ein Mosaik: „Erst durch die dunklen Steine leuchten die hellen Steine besonders hervor. So ist es auch im echten Leben: Die dunklen Flecken gehören dazu, man sollte sie aber hinter sich lassen und sich auf die hellen, schönen Seiten konzentrieren.“
Seelsorge als persönliche Berufung
Schwester Bernadette Maria Blommel feiert ihr 40. Ordensjubiläum. Als sie 1985 in die Ordensgemeinschaft eintrat, erlebte sie eine „Boomphase der Ordenseintritte in Deutschland“. Zuvor hatte sie in ihrem Heimatort Epe eine Ausbildung zur Altenpflegerin absolviert und während ihres Anerkennungsjahrs im Nachbarort Heek die Schwestern kennengelernt.
Nach dem Angebot „Kloster auf Zeit“ und drei Wochen im Bergkloster Bestwig, wo sie die täglichen Rituale erlebte und in verschiedene „Ämtchen“ hineinschnuppern konnte, stand ihr Weg fest. Nach ihrem Eintritt 1985 und einer zusätzlichen Ausbildung zur Krankenschwester arbeitete sie sieben Jahre auf der Intensivstation in Westerholt.
„Die Kranken wurden dort ärztlich und pflegerisch sehr gut versorgt, ich hatte jedoch das Gefühl, dass die ethische Versorgung, die Zeit für Menschlichkeit, etwas zu kurz kam“, erinnert sie sich. Mit Erlaubnis der Ordensleitung absolvierte sie eine Ausbildung als klinische Krankenhausseelsorgerin und arbeitet seit 17 Jahren in dieser Funktion am St. Elisabeth-Krankenhaus in Dorsten.
Dass sie alleine und nicht in einem Konvent lebt, sieht sie als Chance: „Man muss nah bei den Menschen sein, so wie es auch Papst Franziskus vorgelebt und gepredigt hat. Das geht am besten, wenn man auf die Menschen zugeht, mit den Menschen lebt, ihre Nöte erkennt und ihnen trotz aller Probleme Wertschätzung zukommen lässt.“
Jubiläumsgottesdienst
Pater Maurus Runge von den Benediktinern in Meschede und Pfarrer Franz-Josef Wiederhold aus Heiligenstadt führten durch den Jubiläumsgottesdienst, in dem die Jubilarinnen ihre Ordensgelübde erneuerten.
„Ich danke Gott für die vielen unterschiedlichen Lebens- und Berufungsgeschichten, die die Jubilarinnen in großer Vielfalt heute in der Dreifaltigkeitskirche im Bergkloster Bestwig zusammengeführt haben“, sagte Pater Maurus. „Jede Jubilarin ist ein Kunstwerk Gottes, in dem sich etwas von den unendlichen Möglichkeiten Gottes verwirklicht hat.“


Pilger der Hoffnung
Schwester Maria Thoma Dikow, Generaloberin der Ordensgemeinschaft, stellte in ihrer Gratulationsansprache eine besondere Verbindung her: „Wir feiern ihre Ordensjubiläen in diesem Jahr im Gedenken daran, dass unsere Ordensgründerin Maria Magdalena Postel vor genau 100 Jahren, am 24. Mai 2025, heiliggesprochen wurde.“
Sie betonte, dass die Ordensgründerin, ähnlich wie die heutigen Jubilarinnen, sich immer wieder neuen Herausforderungen gestellt habe – getragen von Gottvertrauen und Hoffnung trotz äußerer Widrigkeiten.
„Ich wünsche auch ihnen, liebe Jubilarinnen, dass sie die Hoffnung nie aufgeben, dass auch sie in den kompliziertesten Situationen ein Grundvertrauen bewahren können“, schloss die Generaloberin ihre Rede. „Dass sie dem Leitspruch des Heiligen Jahres folgend auch weiterhin als ‚Pilger der Hoffnung‘ im Gebet, im schwesterlichen Miteinander und im Dasein für andere ihre Berufung und Sendung leben können. Ich wünsche ihnen für jeden Tag die Kraft der Hoffnung.“
Jubilarinnen 2025:
75 Jahre Ordensleben: Sr. Maria Albertis Lobert
70 Jahre Ordensleben: Sr. Maria Mathilde Hußmann, Sr. Seraphine Dreier, Ir. Alzira Xavier Paes
65 Jahre Ordensleben: Sr. Eucharis Roß, Sr. Felicia Maria Büter, Sr. Maria Georgia Lemming, Sr. Otfrieda Schwarz, Sr. Adelgundis Pastusiak, Sr. Seraphica Bischoff, Sr. Birgit Roring, Sr. Konstantia Chrzaszcz, Zr. Rita Pomberg, Ir. Maria Agostinho de Deus, Ir. Veronica Soethe
60 Jahre Ordensleben: Sr. Maria Cornelia Koch, Ir. Leila de Souza e Silva, Ir. Maria Lourenc;o Soares
50 Jahre Ordensleben: Sr. Agnes Maria Groß, Ir.Lorena Meurer
40 Jahre Ordensleben: Sr. Johanna , Sr. Theresita Maria Müller, Sr. Margareta Kühn, Sr. Bernadette Maria Blommel, Sr. Veronika Walter, Hna. Egidia Llanos Cuellar, Hna. Nélida Vargas, Ir. Romilda Aparecida Aguiar
25 Jahre Ordensleben: Sr. Lucia Maria Schiefner, Sr. Carmen Tereza Ruzu
Impressionen von den Feierlichkeiten:














