
Am Karfreitag berichtete Torsten Hartung, einst Chef einer der größten Autoschieber-Ringe Europas in der vollbesetzten Dreifaltigkeitskirche von den Tiefen und Höhen seines Lebens und seinem Weg zum Glauben.
Jedes Jahr sucht Schwester Maria Ignatia von den Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel nach einer Kulturveranstaltung, die die besondere Stimmung des Karfreitags aufnimmt und die Menschen zum Nachdenken anregt. Dieses Jahr hatte sie gemeinsam mit ihren Mitschwestern den ehemaligen Schwerverbrecher Tosten Hartung in die Dreifaltigkeitskirche des Bergkloster Bestwig eingeladen.
Vor rund 200 Besucherinnen und Besuchern gewährte Hartung einen bewegenden und authentischen Einblick in seine Lebensgeschichte, und darin, wie der Glaube ihn verändert hat.

Bereits als Jugendlicher sei er auf die schiefe Bahn geraten. Aus einem schwierigen, gewalttätigen Elternhaus kommend, habe er sich früh entschlossen, von der Opfer- auf die Täterseite zu wechseln. Als er mit 11 Jahren in einer Schulpause von älteren Kindern wieder einmal bedrängt worden sei, wäre seine ganze aufgestaute Aggression und Wut aus ihm herausgebrochen Nachdem er die Angreifer niedergeschlagen hatte, habe er erstmals Aufmerksamkeit und Anerkennung von anderen Kindern erhalten. Aus dieser Erfahrung heraus sei er zu einem stadtbekannten Schläger und schließlich zum gefürchteten Chef einer der größten Autoschieberbanden Europas geworden. „Ich bin in meinem Leben keinem bösartigeren Menschen begegnet als mir selbst – bevor ich zu Gott gefunden habe“, sagt Hartung.

In der Dreifaltigkeitskirche hängen am Karfreitagabend alle Besucherinnen und Besucher gebannt an seinen Lippen, als er seine Geschichte erzählt. Man merkt, dass er Menschen erreichen und beeindrucken kann. Gut, dass er sein altes Leben hinter sich gelassen hat.
„Während meiner letzten Haftzeit in Einzelhaft habe ich mich zunehmend gefragt: Wer bin ich und warum bin ich so, wie ich bin?“, berichtet Hartung. „Schließlich habe ich die Kausalität meines Verhaltens verstanden, meine Schuld erkannt und wieder Zugang zu meinen eigenen Emotionen gefunden.“
Mit dem Erwachen des Glaubens habe er angefangen, Gott seine Lebensgeschichte zu erzählen und dass er dieses Leben so nicht mehr führen wolle. . Er fand zu Gott und beschäftigte sich fünf Jahre lang intensiv mit dem Glauben, mit Gott und der Bibel.. „Wenn Gott einen Menschen berührt, verrückt er ihn in eine andere Wahrnehmungsebene.“ „Ich bin so ein von Gott verrückter Mensch“, sagt Hartung über sich selbst.
Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis stellte er sich, motiviert durch seinen Glauben, in den Dienst des Guten. Er gründete den Verein Maria hilf-t e.V. und arbeitete ehrenamtlich in einem Jugendgefängnis. Später eröffnete er ein Nachsorgehaus für jugendliche Straftäter, um sie auf ihrem Weg zurück in die Gesellschaft zu begleiten. Seit sechs Jahren gibt es ein zweites Haus: das „Feuerschalenhaus“. Dort nehmen sich Menschen fünf Tage Zeit für einen intensiven Selbsterkenntnisprozess und zur Aufarbeitung ihrer Lebensgeschichte. Seit mittlerweile elf Jahren organisiert Hartung zudem regelmäßig Hilfstransporte für ein Waisenhaus in Albanien.
Die Sinnfrage, mit der er sich während seiner Zeit im Gefängnis auseinandergesetzt habe, sei für ihn heute eindeutig beantwortet:
„Ich weiß, wo ich herkomme. Ich weiß, wo ich hingehe. Und ich weiß, warum ich hier bin.“
Weitere Informationen zu Torsten Hartung, seinem Leben und seiner ehrenamtlichen Arbeit gibt es unter: www.mariahilft.com

Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Schwester Maria Ignatia Langela. Schwester Theresita Maria Müller umrahmte die „Lebenszeugnisse“ mit passender Harfenmusik.