Schwester Theresia Lehmeier berichtet von der Jubiläumsfeier in Metarica, Mosambik
Unsere Schonzeit ist vorbei. Die Laudes beginnen um 05:55 Uhr, um 06:00 Uhr läutet die Angelusglocke. Nach dem Frühstück nimmt Ir. Leila mich mit, weil jetzt die Gelegenheit ist, „wirklich historische Fotos zu machen“, wie sie sagt, das heißt, Situationen einzufangen, die wenig später Vergangenheit sind.
Hier wird im Außenbereich vor der Küche auf offenem Feuer der Reis gekocht. Das Essen wird einfach sein: Reis und Bohnen, Salat und Hähnchen. 70 Hähnchen mussten für dieses Fest ihr Leben lassen. Es sind 657 Portionen vorzubereiten.
Diese Arbeitsgruppe, bestehend aus Schwestern und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, ist seit 04:00 Uhr morgens bei der Arbeit. Sie füllen das Essen in Boxen ein, was eine große Erleichterung ist. Logistisch wäre es bei dieser Anzahl Menschen nicht zu machen gewesen, das Essen aus dem Topf direkt auf die Teller zu geben.
Das Team, das die Hähnchen gebraten hat, hat gestern Abend schon mit der Arbeit begonnen. Alles ist akribisch geplant und getaktet, damit gewährleistet ist, dass alles zur rechten Zeit bereitsteht.
Um 07:45 Uhr werden wir am Haupteingang der Schule erwartet. Die Kinder aus der Escolinha stehen als kleine Sonnenblumen schon bereit, um uns mit Gesang willkommen zu heißen. Durch das Programm führt heute der „Pedagógico“, der pädagogische Leiter Ismael.
Ir. Fátima stellt die ersten Schüler vor, die 2008 in die Escolinha kamen. Einer von ihnen studiert inzwischen, der andere hat die 12. Klasse vollendet. Auch der erste Schüler der Grundschule ist heute anwesend. Mahel ist inzwischen 16 Jahre alt und geht in die Sekundarstufe. In seiner Rede ermutigt er die Schülerinnen und Schüler, sich ohne Angst dem Wandel zu stellen, denn so geschieht Entwicklung.
Auch ein Vertreter der Eltern kommt zu Wort sowie der Vertreter des Distriktverantwortlichen für Erziehung und Bildung. Alle loben die Qualität der Ausbildung und den hundertprozentigen Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zwischen den Grußworten präsentieren die Kinder ihre Kultur in Gesang und Tanz und mit einfallsreichen Präsentationen zur Geschichte der Schule.
Eine Schülerin und ein Schüler tragen feierlich eine Statue der Gründerin und ein Logo, das auf einen Bastkorb gemalt ist, herein. Ismael hilft, beides gut in Szene zu setzen. Die Gründerin wird im Lauf der Feier immer wieder in die Mitte gestellt und als Patronin dieser Schule geehrt.
Die Kulturgruppe singt bewegte Willkommenslieder. Ein Schüler aus der fünften Klasse übernimmt souverän das Kommando, geht vorneweg, singt und tanzt vor. Die anderen richten sich nach ihm. Die Schülerinnen und Schüler der dritten und vierten Klasse haben Zettel in der Hand mit einem Buchstaben dar- auf. Jedem Buchstaben ist eine Eigenschaft der Schule zugeordnet, z. B. J-joia = Schmuckstück, U-útil = nützlich, L-limpa = sauber, I-inesquecível = unvergesslich, A-acolhedora = gastfreundlich und so weiter. Die Zettel werden nach und nach aufgedeckt, so dass am Ende die Wörter „Júlia Postel“ entstehen.
Die Schülerinnen und Schüler der fünften und sechsten Klasse haben 17 Sätze zur Geschichte von Julia Postel und der Schule zusammengestellt, die sie im Hereinlaufen aus verschiedenen Richtungen als Antwort auf die Frage: „Wer seid ihr eigentlich“ ins Volk hineinrufen.
Zum Abschluss der Präsentationen tritt die Gruppe der Mitarbeitenden auf, mit einem traditionellen Tanz, in dem die Geschichte des Landes in den Zeiten des Bürgerkrieges dargestellt wird. Das Land war ausgeblutet, und die Menschen waren so arm, dass sie Lumpen trugen und sich aus Plastiktüten und Säcken Kleidung machten.
Auf diesen Tanz folgt die traditionelle Gabenprozession als Dank für das, was die Schwestern durch die Schule an Gutem für die Kinder und deren Familien getan haben. Jedes Kind bringt etwas mit, je nach den Möglichkeiten, die die Familie hat. Die meisten geben ein Produkt aus eigenem Anbau: ein paar Süßkartoffeln, Reis, Mais, Erbsen, Bohnen, Erdnüsse, Kürbis, Zuckerrohr, Bananen, Apfelsinen.
Einige bringen ein Päckchen Nudeln mit, das sind meist Kinder von Geschäftsleuten. Holzlöffel und Körbe sind unter den Gaben, auch zwei Tauben sind dabei. Sr. M. Thoma, Ir. Leila und Herr Uhl nehmen die Gaben an, einige junge Schwestern nehmen sie entgegen und legen sie ab. Die Prozedur nimmt einige Zeit in Anspruch, weil jedes Kind eine Gabe bringt.
Die große Händewaschaktion im Anschluss ist verheißungsvoll. Die Kinder wissen: Das ist die obligatorische Vorbereitung auf das Essen. Während die Boxen verteilt werden, vertreiben sich einige die Zeit, indem sie Zahlen in die Deckel ritzen. Sie sind es gewöhnt, dass sie mit dem Essen warten müssen, bis alle etwas haben.
Mit dem Mittagessen endet das Schulfest. Morgen bekommen die Kinder einen freien Tag geschenkt, am Montag beginnen die zweiwöchigen Ferien. Die Kleinen dürfen nach dem Essen nach Hause gehen, die Kinder aus der sechsten Klasse bleiben noch, um beim Aufräumen zu helfen. Das tun sie mit Stolz und in dem Bewusstsein, dass sie als die Ältesten schon eine größere Verantwortung für ihre Schule tragen.
Am Nachmittag besuchen wir den Pfarrer der Gemeinde und machen anschließend einen Bummel rund um unser Grundstück. Dann haben wir aber genug Eindrücke für diesen Tag gesammelt und verabschieden uns für heute.