Generalrat nahm Nachhaltigkeit der internationalen Arbeit in den Blick – Schwestern sind sich einig: „Wir können viel vineinander lernen“
Sechs Tage lang traf sich bis heute der Generalrat der Ordensgemeinschaft in den Bergklöstern Heiligenstadt und Bestwig. Eines der großen Themen, das auch die Einrichtungen und Dienste der Ordensgemeinschaft in Deutschland zurzeit sehr beschäftigt, war die Schonung natürlicher Ressourcen und die Verpflichtung zur Nachhaltigkeit.
„Ziel ist es, dass wir dazu regelmäßig im Austausch bleiben. Die vergangenen Tage haben gezeigt, dass wir viel voneinander lernen können“, erklärte Generaloberin Schwester Maria Thoma Dikow zum Abschluss der Sitzung. Teilgenommen haben aus Bolivien Schwester Mary Luz Montoya, aus Brasilien Schwester Maria Luiza Nunes, aus Rumänien Schwester Carmen Tereza Ruzu sowie aus Deutschland Schwester Theresita Maria Müller und die Schwestern der Generalleitung: die Generaloberin, ihre Generalassistentin Schwester Margareta Kühn, Generalsekretärin Schwester Theresia Lehmeier und Generalökonomin Schwester Julia Maria Handke.
„Es ist das erste Mal, dass wir in dieser Konstellation seit dem Generalkapitel im Juli 2022 zusammen tagen konnten“, freute sich Schwester Maria Thoma. Bei der ersten Sitzung dieses Generalrates im Oktober fehlte Schwester Mary Luz, weil sie kein Ausreisevisum aus Bolivien bekam. Und Schwester Julia Maria war erst im Rahmen dieses ersten Treffens zur Generalökonomin ernannt worden.
Unterschiedliche Voraussetzungen
Alle Schwestern fanden den Austausch der vergangenen Tage als gewinnbringend. Was die Niederlassungen in den Ländern voneinander lernen können, hat der Themenkomplex Nachhaltigkeit eindrucksvoll gezeigt. „Die Voraussetzungen in den drei Kontinenten sind sicher zu verschieden, um einheitliche Handlungsempfehlungen zu geben. Aber dennoch können wir uns mit unseren Ideen bereichern“, so die Generaloberin.
In Bolivien ist der Einsatz naturverträglicher Düngemittel beispielsweise ein großes Thema. Die Konvente bewirtschaften dort große Gärten, etwa im Kinderdorf Cuatro Esquinas in Cochabamba oder auf dem Gelände des Kinderheims Aniceto Solares und an der Finca Santa Rosita in Vallegrande. Auch der sparsame Umgang mit Wasser ist angesichts längst bestehender Wasserknappheit eine Herausforderung, die in Europa erst noch zum Thema wird. „Beide Fragen führen wir in konkreten Projekten zusammen“, sagt Schwester Mary Luz.
In Brasilien haben die Ordensschwestern bei ihrer Versammlung im März einen Nachhaltigkeitsplan erstellt. Chemischen Reinigungsmitteln habe man einen Riegel vorgeschoben: „Die verwenden wir nicht mehr.“ Dafür wolle man aber jedes verfügbare Stück Land nutzen, um eigene Lebensmittel zu produzieren, so Schwester Maria Luiza. Jeder Konvent habe einen eigenen Gemüsegarten: „Und mit den Erträgen über den Eigenbedarf hinaus helfen wir, unsere Sozialprojekte zu finanzieren.“
Wichtige Bewusstseinsbildung
Schwester Carmen Tereza aus Rumänien berichtete von einem deutschen Missionar auf Zeit, der gar nicht wusste, das für die Aufzucht von Pflanzen Sämereien erforderlich sind. Und Schwester Maria Thoma weiß aus ihrer Zeit als Schulleiterin am Walburgisgymnasium in Menden, das die Anlage von Kräutergärten zwar oft gut gemeint, aber nicht nachhaltig ist, weil sich schon nach kurzer Zeit niemand mehr darum kümmert. Da könne man aus den anderen Ländern, in denen die Ordensgemeinschaft tätig ist, einiges abgucken.
Auch in Rumänien mache die Bewusstseinsbildung junger Menschen für ökologische Fragen große Fortschritte, freut sich Schwester Carmen Tereza: „Die Schulen führen mittlerweile jährlich eine ‚grüne Woche‘ durch, in denen die Jugendlichen Müll sammeln und Bäume pflanzen. Dieses Bewusstsein versuche man in den eigenen Kinderheimen und Jugendeinrichtungen zu schärfen.
Ohnehin sehr intensiv ist das Verhältnis der Menschen zur Natur in Mosambik: „In Metarica gibt es einen großen Nutzgarten, aber auch Schweine-, Hühner- und Ziegenzucht“, zählt Missionsprokuratorin Schwester Klara Maria Breuer auf. Der verantwortliche Umgang mit Wasser sei dort schon immer ein großes Thema. Und zuletzt hätten die Zerstörungen durch den Zyklon Freddy gezeigt, wie wichtig es sei, robuste Häuser statt Hütten zu bauen. Dadurch entstehen sogar Arbeitsplätze.
„In seiner Enzyklika Laudato Si hat Papst Franziskus die Fragen des Schutzes der Schöpfung verbunden mit der Frage nach Gerechtigkeit und dem Schicksal der Armen. Wie eng beides zusammengehört, wird jetzt – acht Jahre später – immer sichtbarer“, sagt Schwester Maria Thoma. Deshalb nehme die Weltkirche dieses Thema immer stärker in den Blick. Die internationale Laudato Si-Aktionsplattform gebe dazu viele Informationen und lade zum Mitdiskutieren ein.
Nachhaltigkeit managen
Ähnlich umfassend nehmen auch die Einrichtungen und Dienste der Ordensgemeinschaft in Deutschland das Thema Nachhaltigkeit in den Blick. Hier geht es gleichermaßen um die ökologische, soziale und wirtschaftliche Dimension. Dafür wurden jetzt in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für nachhaltige Unternehmensführung (ZNU) die ersten zwölf Nachhaltigkeitsmanagerinnen und -Manager ausgebildet. Weitere sollen folgen. Bei der Frühjahrstagung der leitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter war dieser Prozess das Schwerpunktthema gewesen.
Die Ordensschwestern wollen für die Länder, in denen sie tätig sind, Nachhaltigkeits-Koordinatorinnen ernennen. Teilweise ist das schon passiert. Mindestens halbjährlich will man sich künftig per Videokonferenz austauschen und beraten. So könnte sich dieser Kreis mit dem der Nachhaltigkeitsmanagerinnen und -manager in Deutschland gut ergänzen.