Pantomime Christoph Gilsbach beeindruckt 200 Besucher in der Dreifaltigkeitskirche des Bestwiger Bergklosters
Wenn der Narr Bruder Tod umarmt, nimmt er der Dunkelheit die Macht. Dieses Bild des Pantomimen Christoph Gilsbach passt zum Karfreitag, an dem die Christen der Kreuzigung Jesu gedenken und doch wissen, dass er aufersteht. 200 Interessierte sahen die einstündige Performance abends in der Dreifaltigkeitskirche des Bergklosters in Bestwig.
„Das Leben! Eine lebendige Begegnung mit dem Tod“ nennt der Folkwang-Künstler Christoph Gilsbach seine Darbietung. Sitzt der Tod anfangs noch etwas unbeachtet in der Ecke, gerät er während der einen Stunde immer mehr in den Blickpunkt. Über die Kindheit und die Jugend führt das junge Erwachsensein zur ersten Unzufriedenheit – zur Midlife-Crisis -, dann mit Energie zum Höhepunkt des Erfolges, an den sich der Protagonist nur allzu gerne lange klammert, bis er zur am Ende – auch durch den Narren – zur Weisheit gelangt. Er umarmt den Tod und sieht ihm ins Auge.
Das Gesicht weiß gefärbt, erzählt Gilsbach einzig mit Gestik und Mimik in 60 Minuten die facettenreiche Lebensgeschichte eines Menschen: wie er unbeschwert groß wird und den Tod nicht fürchtet, sich vor dem Spiegel kämmt und schön macht, als Soldat auf andere schießen muss – eine Szene, die auf einmal wieder erschreckend gegenwärtig wirkt -, dann ein Kind in seinen Armen wiegt, das Kind verliert, verzagt und verzweifelt, sich in den Alltag flüchtet, telefoniert und delegiert – bis die Kräfte allmählich schwinden und der Tod immer näher rückt. Der Narr aber tanzt mit ihm. Und er lässt sogar eine Besucherin aus dem Publikum mit ihm tanzen. Es tut gar nicht weh. So geht in der letzten Szene der alte Mensch am Stock versöhnt auf Bruder Tod zu und setzt sich neben ihn. Dazu erklingt Louis Armstrongs „What a wonderful world“. Sonst braucht es keine Worte.
Das Publikum staunt, erstarrt, hält den Atem an – darf aber zwischendurch auch mal lachen. Jede und jeder erkennt sich in Gilsbachs dargestellten Situationen wieder.
Im illuminierten Altarraum der Dreifaltigkeitskirche gewinnt das Spiel den Pantomimen seinen besonderen Reiz. Denn über dem schwarzen Bühnenvorhang lugt beständig der kosmische Christus hervor: noch gekreuzigt oder schon auferstanden?
„Der Tod soll nicht das letzte Wort haben“, erläutert Schwester Maria Ignatia Langela vor dem Beginn der Vorstellung. Seit zwölf Jahren lädt sie vor Ostern immer wieder renommierte Künstler ins Bergkloster ein. Alle haben den Tod und die österliche Hoffnung dahinter thematisiert. „Aber diese Hoffnung ist nicht billig zu haben, indem wir den Karfreitag übergehen“, so die Ordensfrau – „Ängste und Trauer wollen erstgenommen werden.“ Nur dann könne die Versöhnung mit sich selbst gelingen.
Den Besucherinnen und Besuchern dieser außergewöhnlichen Karfreitags-Performance wird manches Bild in Erinnerung bleiben. Sicher auch das, wie das Leben mit dem Tod tanzt, ihn nicht fürchtet, sondern zulässt.