Die Ordensgemeinschaft entsendet seit 25 Jahren Missionarinnen und Missionare auf Zeit – der Förderverein Brückenschlag hilft, dass es weitergeht
„Ich wollte viel über ein anderes Land, eine andere Kultur, andere Menschen lernen, habe dann aber ganz viel über mich selbst gelernt.“ 2018/2019 verbrachte Hannah Politowski ein Jahr als Missionarin auf Zeit (kurz MaZ) in dem Kinderdorf Cuatro Esquinas in Bolivien. Sie gehört zu mittlerweile 340 Freiwilligen, die von den Schwestern der heiligen Maria Magdalena während der vergangenen 25 Jahre in einen solchen Auslandseinsatz entsandt wurden. Und weil sie diese Erfahrungen auch anderen jungen Menschen gönnt, engagiert sie sich in dem Verein „Brückenschlag“. Der traf sich an diesem Wochenende zu seiner Jahreshauptversammlung im Bergkloster Bestwig – und feierte das Jubiläum.
Generaloberin Schwester Maria Thoma Dikow dankte den ehemaligen MaZ für ihr Engagement in dem Förderverein, der mittlerweile 90 Mitglieder zählt. „Sie werben für diesen Dienst. Und das gelingt Ihnen als jungen Menschen viel besser als uns Schwestern. Sie können dabei von ihren eigenen Erfahrungen berichten.“
Brückenschlag leistet aber noch mehr. Der Verein begleitet aktuelle MaZ sowohl in der Vor- und Nachbereitung ihres Einsatzjahres als auch während ihres Auslandsjahres, finanziert sogar selbst einen MaZ-Einsatzplatz in Bolivien und trägt dazu bei, diesen Freiwilligendienst weiterzuentwickeln. Auch für dieses Mitdenken dankte die Generaloberin: „Interkulturelle Erfahrungen werden immer wichtiger. Denn unsere Gesellschaft wird multikultureller. Und wir sind auch in anderen Bereichen immer stärker mit der Welt vernetzt.“
„Seitdem interessiere ich mich viel mehr für andere Länder und Kulturen“
Meike Steuber hat durch ihren Einsatz in Mosambik im Einsatzjahr 2018/2019 beispielsweise das Reisen angefangen. „Seitdem interessiere ich mich noch mehr für andere Länder, Kulturen und Landschaften. Ich bin viel eigenständiger geworden“, sagt die 23-Jährige. In Metarica hat ihr besonders die Lebensfreude der Menschen, die sich vor allem in Musik und Tanz äußerte, imponiert. Und das, obwohl dieses Land viel ärmer sei. „Auch das wird einem bei einem solchen Auslandseinsatz bewusst“, sagt die Düsseldorferin – „Den Zugang zu Bildung, den ich hier in Deutschland habe, oder die medizinische Versorgung sind ein Privileg. Das war für mich früher selbstverständlich. Jetzt weiß ich das wertzuschätzen.“
Ein bisschen von der Lebensfreude Mosambiks verbreiteten am Sonntagmorgen die beiden Schwestern Terenzinha und Filosa aus Mosambik. Sie verbringen ein Jahr in Deutschland. Mit ihnen nahm zudem die Regionalverantwortliche für die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel in dem südostafrikanischen Land, Schwester Leila de Souza e Silva, an der Versammlung teil. Sie kuriert in Deutschland noch eine Sprunggelenks-verletzung aus.
Zwei weitere junge Brasilianerinnen kommen im Januar außerdem als Missionarinnen auf Zeit nach Heiligenstadt. Denn MaZ gibt es auch umgekehrt: Als Incomer für junge Menschen des globalen Südens in Deutschland. Zehn von ihnen aus Brasilien und Mosambik konnte die Ordensgemeinschaft bereits in Heiligenstadt einen Einsatzplatz bieten.
Digitale Informationsabende
Bedingt durch die Corona-Zeit gab es in den vergangenen drei Jahren allerdings nur wenig MaZ-Einsätze, sowohl für Incomer als auch im Ausland. Damit fallen Multiplikatoren weg, die den nächsten Abschlussjahrgängen an den Schulen ihre Erfahrungen weitergeben. Für 2023 liegen aber schon sieben Bewerbungen aus Deutschland vor. Bis Ende Dezember können sich Interessierte für das nächste Einsatzjahr noch bewerben. Plätze gibt es in Brasilien, Bolivien, Mosambik und Rumänien.
Der Verein Brückenschlag unternimmt eine Menge, um junge Menschen für den MaZ-Dienst zu gewinnen. So lädt er beispielsweise zu digitalen Info-Abenden ein. „Das klappt mittlerweile sehr gut. Im Oktober nahmen daran aus ganz Deutschland zwölf Interessenten teil“, freut sich die zweite Vorsitzende Viktoria Lehmann. Außerdem gehen Mitglieder des Vereins an die deutschen Schulen der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel. Auch die Schulleitertagung im September hat der Vorstand besucht.
Der 1. Vorsitzender Thorben Prünte, Geschäftsführer Winfried Meilwes und auch Schwester Maria Thoma dankten den Schulen für diese Offenheit. Deren Geschäftsführer Raphael Ittner nahm ebenso wie der Gesamtgeschäftsführer der SMMP Holding, Stefan Burk, an der Mitgliederversammlung teil.
Großartige Gemeinschaft
„Neben der Pandemie wirkt sich wahrscheinlich das augenblickliche Ansehen der Kirche negativ aus, so dass das Interesse noch nicht wieder genauso groß ist wie vor drei Jahren“, mutmaßt Schwester Maria Dolores Bilo, Leiterin des MaZ-Teams im Bergkloster Bestwig. Was sie bedauert: „Denn ich denke, dass wir gerade im kirchlichen Kontext gute Voraussetzungen für diesen Auslandsdienst bieten.“
Das findet auch Hannah Politowski, die am Walburgisgymnasium in Menden – einer katholischen Schule – ihr Abitur gemacht hat: „Ich fand die Gemeinschaft in Bolivien großartig. Und die erlebt man vor allem in den Gottesdiensten, die ich in dort ganz anders erfahren habe als hier.“
Wie hoch das Ansehen kirchlicher Gemeinschaften und Organisationen in Entwicklungsländern und Krisenregionen dieser Welt ist, hatte sich am Donnerstagabend erst beim Forum Weltkirche im Bergkloster Bestwig gezeigt. Dort hatte die Referentin Friederike Repnik vom katholischen Ausbildungsdienst Agiamondo bestätigt: „Während andere Hilfswerke nach einer Krise schnell verschwinden, bleiben die Kirchen vor Ort. Das schafft bei den Menschen Vertrauen.“
Ziel für das Jahr 2023 gesetzt
Vertrauen verdient angesichts seines engagierten Einsatzes für diesen wichtigen Dienst ebenso der Förderverein Brückenschlag. 90 Mitglieder hat er bereits. Geschäftsführer Winfried Meilwes, selbst Referent der Missionszentrale SMMP, gab für das kommende Jahr zum Abschluss der Jahreshauptversammlung ein Ziel aus: „Es wäre doch schön, wenn es bis zum nächsten November 100 werden.“
Der Beitritt funktioniert übrigens ganz einfach.