Generalkapitel tagt ab heute in Heiligenstadt – am 11. Juli wird die Ordensleitung gewählt
30 Schwestern aus fünf Ländern kommen ab dem heutigen Montag zum Generalkapitel der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel im Marcel Callo-Haus in Heiligenstadt zusammen. Im Mittelpunkt werden die Vernetzung der internationalen Gemeinschaft und die Verständigung auf gemeinsame Schwerpunkte stehen. Außerdem wird für die nächsten sechs Jahre wieder eine Generalleitung gewählt.
„Abgesehen von der erfreulichen Entwicklung in Mosambik wird unsere Gemeinschaft kleiner. Wir werden weniger Schwestern. Aber das birgt auch große Chancen“, sagt Generaloberin Schwester Maria Thoma Dikow, die jede einzelne Schwester kennt. „Da ist es nicht nur wichtig, sondern auch gut möglich, den internationalen Austausch untereinander zu intensivieren.“ Schon seit einigen Jahren gibt es das Incomer-Programm, durch das auch Schwestern aus Brasilien und Mosambik Chancen haben, ein Auslandsjahr in Deutschland zu verbringen. Zwei bolivianische Schwestern hatten in Deutschland vor einigen Jahren ihre Erzieherinnen-Ausbildung gemacht. „Aber da gibt es noch mehr Möglichkeiten des Mitlebens und des Voneinander Lernens“, ist Schwester Maria Thoma überzeugt. Das werde ein wichtiges Thema bei der zwölftägigen Versammlung sein.
Das Kapitel steht unter dem Thema „Mut – Gott lebt“. Dieses Zitat geht auf die frühere Generaloberin Schwester Bernarda vom Kreuz Münstermann zurück. „Wir wollen Mut machen, auf die Zukunft zuzugehen“, kündigt Schwester Maria Thoma an – „und wir wollen zeigen, dass wir darauf vertrauen, dass Gott am Werk ist. Somit soll das Kapitel auch ein Zeichen für den Glauben setzen.“
Schon im Winter 2019/2020 hatten die Vorbereitungen für diese Versammlung begonnen, die ursprünglich zum Jahreswechsel 2020/2021 stattfinden sollte und seitdem Corona-bedingt zweimal verschoben wurde. Somit sind siebeneinhalb statt sechs Jahre seit dem letzten Kapitel Anfang 2015 vergangen.
Herausforderungen werden größer
Die Herausforderungen, vor denen die Gemeinschaft seht, würden aus verschiedenen Gründen wachsen, erläutert die Generaloberin. Zum einen, weil die Zahl der Ordensschwestern abnimmt und die eigenen Ressourcen gebündelt werden müssen. Zum anderen, weil die Aufgaben vielfältiger werden – im Hinblick auf die politischen Entwicklungen in der Welt, die Folgen des Klimawandels, die zunehmende Ungleichheit zwischen Arm und Reich und nicht zuletzt einer – zumindest in Deutschland – schrumpfenden, einflussloser werdenden katholischen Kirche: „Da müssen uns sehr genau überlegen, welchen Aufgaben wir uns stellen können und wollen.“
Die Folgen des Klimawandels rückten dabei immer stärker ins Bewusstsein, auch weil Länder wie Brasilien und Bolivien durch Dürren oder Mosambik durch Zyklone die Folgen besonders deutlich zu spüren bekommen. „Wie werden wir der Sorge um unser gemeinsames Haus gerecht?“, fragt Schwester Maria Thoma in Anlehnung an die Enzyklika Laudato si von Papst Franziskus. Im Fokus müssten die eigenen Beiträge zum sozial-ökologischen Umbau einer Gesellschaft stehen.
In praktischer Hinsicht sei beim Umweltschutz kaum ein gemeinsamer Nenner zu erzielen: „Mülltrennung gibt es in Bolivien nicht. Auch können wir von unseren Schwestern in Mosambik nicht erwarten, dass sie weniger Auto fahren. Dort gibt es schlichtweg keine Alternativen. Die Voraussetzungen sind in dieser Hinsicht also sehr unterschiedlich.“ Dennoch sei es wichtig, diesen Punkt im spirituellen Bewusstsein zu verankern: „Außerdem haben wir in allen Ländern Erziehungs- und Bildungseinrichtungen. Und erzieherisch können wir überall auf dieses Thema eingehen“, so die Generaloberin.
Rolle der Frauen in der Kirche
Ein wichtiger Punkt darüber hinaus sei die Rolle der Frauen in der Kirche in Solidarität mit den Frauen weltweit. „Dies verstehen wir nicht engführend bezogen auf die Frage der Zulassung zu Weiheämtern. Es geht allgemeiner um die Würde und Achtung der Frauen innerhalb der Kirche und in der Gesellschaft.“ Dies sei beispielsweise auch in Brasilien ein wichtiges Thema.
Somit sei die Begeisterung für die Ordensgemeinschaft ebenfalls ein zentraler Punkt: „Die Berufungspastoral steht in allen Ländern wieder stark im Fokus. Hier gibt es geschichtlich und kulturell genauso unterschiedliche Voraussetzungen. Und dennoch gilt es sich der gemeinsamen Werte und Ziele zu verständigen. Dazu werden wir uns intensiv austauschen.“
Wahl der Generalleitung
Am Montag, 11. Juli, steht schließlich die Wahl der neuen Generalleitung auf dem Plan. Mit ihr wird für die nächsten sechs Jahre auch ein neuer Generalrat gewählt, der die Leitung bei wichtigen Entscheidungen berät. Wahlberechtigt sind alle Delegierten des Kapitels, die vorab von allen Schwestern der Gemeinschaft gewählt worden sind, die mindestens schon eine erste zeitliche Profess abgelegt haben. Über die Ergebnisse werden wir an dieser Stelle berichten.
Das Kapitel endet am Freitag, 15. Juli.