Sieben Tage lang hat das Provinzkapitel der brasilianischen Ordensprovinz getagt, am Wochenende wurde die neue Provinzleitung gewählt. Die 52-jährige Lehrerin Schwester Aurora Tenfen wurde als Provinzoberin für eine zweite Amtszeit bestätigt. Bevor sie das erste Mal Provinzoberin wurde, leitete sie die Schule Nossa Senhora de Fátima in Pomerode.
Ihr zur Seite steht als Provinzassistentin Schwester Roselha Vandresen. Sie ist 47 Jahre alt, ebenfalls Lehrerin und leitet die Schule Santa Maria Madalena Postel in Manoel Ribas.
Schwester Carmelita Tenfen wurde als Provinzökonomin bestellt. Die 64-Jährige ist außerdem Koordinatorin der Katechese und der Katechetenausbildung in der Diözese Blumenau.
Zu Provinzratsschwestern wurden gewählt: Schwester Elia de Lurdes Rosa, Jahrgang 1971, von Beruf Physiotherapeutin, zurzeit in Itaporã/Tocantins, in der Pastoral, Koordinatorin der Pastoral da Criança, und Schwester Elecir Rosa, Jahrgang 1976, von Beruf Psychologin, Leiterin des Centro Educacional Sagrada Família in Leme.
Gutes tun und wirtschaftlich handeln
Das Provinzkapitel beschäftigte sich auch mit der Situation der ordenseigenen Einrichtungen, die im Spannungsfeld zwischen Barmherzigkeit und wirtschaftlichen Notwendigkeiten stehen.
„Reden Sie doch mit den Schwestern, ob es nicht billiger für mich geht.“
Besonders deutlich wird dies im Seniorenheim Recanto Plácida, dessen neuer Leiter betont, dass gute Betreuung nur möglich sei, wenn auch der Preis stimme. Seit Januar dieses Jahres leitet er das Haus und ist bestrebt, es zu modernisieren. Dazu gehört auch die Einstufung der Bewohner in Pflegeklassen und die Anhebung der Preise. Das scheint jetzt leichter zu gehen als früher, als noch Schwestern das Heim leiteten, bei denen die Leute meinten, unter Berufung auf die christliche Nächstenliebe eine Preisreduzierung aushandeln zu können. Auch der neue Leiter wird noch manchmal gebeten: „Reden Sie doch mit den Schwestern, ob es nicht billiger für mich geht.“
Der Direktor der Schule in Pomerode, Nicovaldo Nicolodelli, stelle die Schule in Pomerode vor. Das Sinken der Schülerzahlen wirft viele Fragen auf. In Pomerode gibt es staatliche Schule, die den Angeboten unserer Schule des Ordens in nichts nachsteht. Wenn in der Ordensschule etwas Neues begonnen wird, zieht die staatliche Schule innerhalb kürzester Zeit nach. Und da diese Schule kein Schulgeld verlangt, wandern so manche Schüler ab. In Aussicht ist aber eine Zusammenarbeit mit der Stadt, die 60 bis 80 Kindergartenstellen mietet. Das wäre eine sichere Einnahme.
Drogen und die Zukunft der Kinder
Im pädagogischen Zentrum Sagrada Familia steigen die Schülerzahlen jedes Jahr an und haben in diesem Jahr ihren Höchststand erreicht. Zur Schule gehört die Außenstelle im Stadtrandbezirk Alto da Glória. Hier sind die sozialen Verhältnisse äußerst schwierig, Gewalt und Drogen sind allgegenwärtig, das Kind des Chefs der Drogenhändler geht in die Schule Sagrada Familia. Manche kommen nur dorthin, weil das Schulessen gut ist, für manche, die auf der Straße leben, ist es die einzige Mahlzeit am Tag. Es gibt auch Eltern, die selbst mit Drogen handeln, aber für ihre Kinder eine bessere Zukunft wünschen und ihre Kinder deswegen in die Schule schicken.
Die Escola Santa Maria Madalena Postel in Manoel Ribas, geht von Kindergarten bis zur 9. Klasse und hat derzeit 320 Schüler zwischen 2 und 14 Jahren und 31 Lehrer. Schwester Roselha berichtete hauptsächlich von den Aktivitäten, die vor Corona neben dem regulären Unterricht möglich waren: Schachmeisterschaften, Gitarren- und Malkurse, Chor, Sport. Es gab Solidaritätsaktionen wie das Sammeln von Getränkedosendeckeln zum Austausch gegen einen Rollstuhl oder den einwöchigen Einsatz der Schüler der neunten Klasse in den sozialen Zentren in Leme (Projekt Brücken bauen). In der Coronazeit wurden in der Postelianischen Woche 130 Familien von einem Mitarbeiterteam zu Hause besucht. Die Schwierigkeit sei hier, geeignete Mitarbeiter zu finden, die den Geist der Schule mittragen.
Das Centro de Educação Infantil Santa Maria Madalena Postel in Balsas hat Platz für 150 Kinder von drei bis fünf Jahren, derzeit sind aber aufgrund von Corona aber nur 100 belegt. Die Einrichtung wird von Spenden finanziert und mit der Hilfe von freien Plätzen, die die SMMP-Schulen abgeben, so dass sie zu 100 Prozent kostenlos für die Kinder ist.
Die Schule begann unter einem Baum. Die Kinder seien gekommen und Schwester Maria de Fátima habe angefangen, einmal in der Woche eine Suppe für sie zu kochen. Zu Beginn gab es nichts – keinen Raum und nicht einmal Geschirr. Es gabt Bilder, die zeigen, dass zwei Kinder aus einem Teller gegessen haben.
Inzwischen ist eine schöner und anerkannter Kindergarten daraus geworden, und die öffentlichen Schulen freuen sich, die Kinder aus dieser Einrichtung in die Grundschule zu übernehmen, weil sie sehr gut vorbereitet seien, berichtete Schwester Rosirene.
Im Anschluss an die Berichte über die Situation der Einrichtungen ergab sich eine engagierte Diskussion darüber, wie die Einrichtungen in Zukunft geführt werden müssten, berichtet Schwester Theresia Lehmeier, die als Generalsekretärin der Ordensgemeinschaft gemeinsam mit Generalassistentin Schwester Margareta Kühn an dem brasilianischen Provinzkapitel teilnahm.
Ist es nötig, dass die Schwestern als Direktorinnen eingesetzt sind und sieben Tage lang rund um die Uhr arbeiten? Wäre es nicht besser, Mitarbeiter einzustellen, die gut ausgebildet sind in den Bereichen Verwaltung und Wirtschaft, um die Schwestern zu entlasten? Brauchen wir eine Gruppe, die die zukünftige Provinzoberin in wirtschaftlichen Fragen berät? Wäre es sinnvoll, eine Zentralverwaltung hier im Provinzhaus zu haben?